15. Dezember 2025
Die Presseschau aus deutschen Zeitungen

Ein Thema sind die Gespräche über den US-Friedensplan für die Ukraine in Berlin. Kommentiert wird auch die Wiederwahl des bayerischen Ministerpräsidenten Söder zum CSU-Vorsitzenden. Doch zunächst Stimmen zum Angriff auf eine Feier im australischen Sydney.

Das Foto zeigt Einsatzwagen und Polizisten nach dem Anschlag von Sydney.
Kommentiert wird unter anderem der Angriff auf eine Feier zum jüdischen Lichterfest Chanukka in Sydney. (AP / Mark Baker)
Die WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG aus Essen erläutert: "Chanukka ist das jüdische Lichterfest. Es erinnert an die Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem – und an das Wunder des Lichts, das damit verbunden ist. Diesen Tag haben in Australien zwei Angreifer gewählt, um wahllos Familien zu ermorden, die am Strand in Sydney das fröhliche Fest feierten. 'Füllt Bondi mit Freude und Licht' stand auf der Einladung. Doch der Abend endete mit Tod und totaler Finsternis. Der Hass richtet sich gegen die Jüdinnen und Juden auf der ganzen Welt. Es ist schier unerträglich. Kurz, trügerisch und voreilig war die Hoffnung, dass mit dem Verstummen der Waffen im Nahen Osten eine andere Zeit beginnen könnte. Doch der Terror kennt keine Grenzen", folgert die WAZ.
Die Zeitung DIE WELT findet: "Es zeugt von einer grotesken Täter-Opfer-Umkehr, dass sich Juden in aller Welt seit dem Massaker vom 7. Oktober 2023 eines steigenden Antisemitismus erwehren müssen – auch die rund 120.000 Juden in Australien, von denen viele im Großraum Sydney leben. Es gab Morddrohungen gegen prominente australische Juden, Attacken auf Synagogen und Vandalismus gegen jüdische Geschäfte. Zwischen Oktober 2023 und September 2024 nahmen solche Vorfälle um mehr als 300 Prozent zu. Australiens Geheimdienstchef hat Antisemitismus zur größten Bedrohung für das Leben im Lande erklärt. Das Attentat von Sydney zeigt erneut, dass der Kampf gegen Antisemitismus keine allein jüdische Aufgabe ist, sondern eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die alle Bürger betrifft", urteilt DIE WELT.
Das DARMSTÄDTER ECHO stellt fest: "Sydney ist weit. Doch ist die Terrortat am Bondi Beach ein Fanal. Sie zeigt, wie tödlich eine gegen Juden und den Staat Israel gerichtete Radikalisierung enden kann, die weltweit zu beobachten ist. Die Frage mag zynisch klingen: Aber was ist eigentlich damit gemeint, wenn in deutschen Uni-Hörsälen 'Globalize the Intifada' skandiert wird? Es beginnt mit der Ausladung israelischer Künstler oder Wissenschaftler, weil sie angeblich ein kolonialistisches Unrechtsregime repräsentieren. Die Markierung jüdischer Einrichtungen mit roten Hamas-Dreiecken und antisemitische Pöbeleien in der U-Bahn sind die nächsten Stufen der Eskalation. Was kommt noch?", fragt das DARMSTÄDTER ECHO.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG analysiert: "Der Antisemitismus quillt aus allen Ecken, aus islamistischen, aus linken und aus rechten Poren, als habe er nur darauf gewartet, das politische und kulturelle Leben wieder infizieren zu können. Anschläge gab es auch hier, Bedrohung ist auch hier zum Alltag geworden, und ein Ende der unreflektierten Israel-Kritik ist dennoch nicht in Sicht. Der Staat, die Parlamente, Regierungen, Universitäten und Verbände haben eine klare Aufgabe." Das war die FAZ.
Themenwechsel. Die OSTSEE-ZEITUNG aus Rostock geht auf die Gespräche über den US-Friedensplan für die Ukraine im Kanzleramt ein: "Dass Trumps Leute nun nach Berlin gekommen sind, ist nicht nur Zugeständnis, sondern auch Aufforderung: Für die Umsetzung des Friedensplans will Washington nicht allein zuständig sein. Die schwierige Aufgabe von Bundeskanzler Friedrich Merz und dem Team EU wird es sein, die US-Regierung zu einem nachhaltigen Beitrag zu Sicherheitsgarantien für die Ukraine zu verpflichten. Ohne diese wäre keine schriftliche Einigung etwas wert", gibt die OSTSEE-ZEITUNG zu bedenken.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG glaubt: "In diesen Tagen entscheidet sich nicht nur, ob in der Ukraine endlich die Waffen schweigen. Es entscheidet sich auch, ob die Menschen in der Ukraine auf eine Zukunft in einem freien und sicheren Land hoffen dürfen. Von seinem Ziel, die Ukraine zu unterjochen, wird Putin nicht lassen. Territorien, die man Russland überlässt, erwartet kein Friede, sondern Putins Gewaltherrschaft. Alles hängt deshalb nun davon ab, ob die Ukraine militärisch in der Lage bleibt, sich zu verteidigen und sich im Falle einer neuen russischen Aggression auf den Beistand der USA und der Europäer verlassen kann. Gelingt das nicht, wird Putin daraus seine Schlüsse ziehen – mit absehbar fürchterlichen Folgen nicht nur für die Ukraine, sondern ganz Europa", mahnt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
Die LAUSITZER RUNDSCHAU aus Cottbus wirft ein: "Die Ukraine weiß, dass dies wahrscheinlich der letzte Anlauf sein dürfte, den die USA unternehmen werden, um zumindest einen Waffenstillstand mit dem Aggressor Russland zu erreichen. Umso wichtiger, dass die Europäer weiter am Ball bleiben und dafür sorgen, dass eine Lösung nicht nur im Sinne der USA und Russlands ist – sondern vor allem eine kriegsfreie Zukunft in Europa ermöglicht", unterstreicht die LAUSITZER RUNDSCHAU.
Nun geht es um den bayerischen Ministerpräsidenten Söder, der als Vorsitzender der CSU wiedergewählt wurde. Der KÖLNER STADT-ANZEIGER betont, Söder sei mit lediglich... "... 83,6 Prozent Zustimmung im Amt bestätigt worden. Dass er diesen Dämpfer beim Parteitag in München als quasi unbedeutend abtut, ist wenig hilfreich. Denn in den vergangenen Monaten hatte sich in der CSU viel zusammengebraut. Nicht alles hat mit Söder persönlich zu tun, einiges aber schon. Söder hat das zwar vorab gemerkt und versucht, etwas gegenzusteuern: mit einem anderen Auftreten, einem gemäßigteren Ton und umtriebiger Kommunikation bis in die Niederungen der Partei. Doch der CSU-Chef hat ein Glaubwürdigkeitsproblem. Einige haben Zweifel, dass ein Typ wie Söder auf Dauer eine zahmere Art durchhalten kann und zu Teamplay fähig ist. Über Jahre hat Söder andere zur Seite gedrängt und klein gehalten. Das hat Spuren hinterlassen. Und auch Söders Haudrauf-Art hat sich etwas abgenutzt", bilanziert der KÖLNER STADT-ANZEIGER.
"Am Ende dürfte sich die Unzufriedenheit mit dem langjährigen Parteichef aus verschiedenen Quellen speisen", vermutet das HANDELSBLATT. "Auf einige in der Partei wirkte Söder zuletzt etwas gelangweilt im Ministerpräsidentenamt. Andere stören sich an seiner Spaßpolitik mit Social-Media-Videos, in denen Söder viel isst und auch mal singt. Vor allem aber dürfte sich in dem Ergebnis die große Unzufriedenheit mit der schwarz-roten Koalition in Berlin widerspiegeln."
Zu unserem letzten Thema. Im Finale der Handball-WM der Frauen hat die deutsche Mannschaft knapp gegen die Norwegerinnen mit 20:23 verloren. Die SÄCHSISCHE ZEITUNG aus Dresden bemerkt: "Was die Mannschaft in drei aufregenden WM-Wochen im eigenen Land sowie in den Niederlanden an Emotion, Freude und Authentizität transportiert hat, ist mehr wert als Platz eins. Diese 18 Frauen samt Trainerteam um Chef Markus Gaugisch haben derartig viel Spaß gemacht und waren – auch durch sympathische Clips in den sozialen Medien – so nahbar, dass sie als Vorbilder für das in den vergangenen Jahren in Sachen Erfolg darbende Sportdeutschland taugen. Zudem ist es angenehm, wenn Sport ohne Lamentieren und Theatralik auskommt. Dem Fußball geht das leider ab. Zwei Minuten Zeitstrafe: keine Diskussion, hinsetzen, weitermachen. Herrlich!", schreibt die SÄCHSISCHE ZEITUNG.
Die ALLGEMEINE ZEITUNG aus Mainz hält fest: "Auch wenn das i-Tüpfelchen am Ende dann doch gefehlt hat: Was die deutschen Handballerinnen bei dieser bis zum Viertelfinale im eigenen Land ausgerichteten – aber leider nicht von Beginn an im frei empfangbaren Fernsehen übertragenen - Weltmeisterschaft geleistet haben, ist der Wahnsinn. Die erste Medaille bei den großen Turnieren seit WM-Bronze 2007 glänzt heller als im sportlich verdient errungenen Silber. Sie lässt darauf hoffen, dass diese sympathisch-geerdete wie eben nun auch wieder international erfolgreiche Mannschaft in Zukunft mehr öffentliche Aufmerksamkeit bekommt", kommentiert die ALLGEMEINE ZEITUNG zum Ende dieser Presseschau.