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Die Promis fest im Blick

Während des Wahlkampfs haben sie besonders viel zu tun: Personenschützer, die aufpassen, dass den Politikern nichts passiert. Um in diesem spannungsreichen Beruf in eine leitende Positionen zu gelangen, bedarf es zunächst eines Studiums an der Polizei-Akademie. Dort steht unter anderem Psychologie auf dem Lehrplan.

Von Thomas Wagner |
    "150 von 40 - 150 hört - Die Schutzperson hält sich jetzt im Veranstaltungsbereich auf. Wir sind dran. - Ok. Klar."

    "Also wir befinden uns jetzt auf dem Veranstaltungsgelände. Wir haben das Veranstaltungsgelände angeschaut. Wir haben mit Sicherheitskräften Kontakt aufgenommen, mit den Kollegen von den anderen Dienststellen. Mit den Personenschutzkommando aus Berlin, vom Bundeskanzler und werden das Veranstaltungsgelände wieder verlassen und werden Richtung Flughafen gehen und warten auf die Landung vom Bundeskanzler."

    Günter Hornstein aus Friedrichshafen trägt in diesen Minuten statt der grünen Polizeiuniform einen dunklen Anzug. Und als die Band auf der großen Freiluftbühne am Bodenseeufer vor dem Wahlkampfauftritt des Bundeskanzlers Stimmung macht, wird’s bei Günter Hornstein so richtig hektisch. Denn Günter Hornstein ist Personenschützer. Genauer gesagt: Kommandoführer der örtlichen Personenschutz-Einheit.

    "Liebe Freundinnen. gestattet mit zunächst ein Wort an die MTU-Kollegen hier in Friedrichshafen."

    Ein Glück, die Anreise des Kanzlers hat auf die Minute genau geklappt. Doch so richtig erleichtert sind Günter Hornstein und der örtliche Personenschutztrupp der Polizei erst, als Gerhard Schröder rund eine Stunde später wieder ins Flugzeug steigt. Jetzt erst hat er Zeit, über seinen Job zu sprechen.

    "Also die Ausbildung zum Personenschutz wird an der Akademie für Polizei durchgeführt. Inhaltliche Schwerpunkte sind Fahrsicherheitstraining, Schießtraining, Sportgefahr, Analyse und Schwachstellenanalyse bei Personenschutz-Einsätzen."

    Um als Leiter solcher Einsätze zu arbeiten, bedarf es zusätzlich eines Studiums. Günter Hornstein hat an der Polizei-Fachhochschule in Villingen-Schwenningen studiert, zweieinhalb Jahre lang. Und vieles von dem, was dort unterrichtet wird, erweist sich gerade bei Personenschutz-Einsätzen von unschätzbarem Wert - beispielsweise die Vorlesungen in Psychologie.

    "Ich denke, das wichtigste, was sich in den letzten Jahren im Personenschutz getan hat, ist, dass sich die Gefährdungslage geändert hat. Während früher die Gefahr eher von politisch motivierten Terroristen oder Gewalttätern ausging, hat ja die Vergangenheit bewiesen, dass das Gefährder-Potential eher psychisch kranke Personen sind, also zum Beispiel die Attentate auf Lafontaine und Schäuble oder zum Beispiel der letzte Woche auf den Roger gezeigt hat. Und ich denke, wichtig ist, dass man erkennt, von wem eine solche Gefahr ausgehen könnte. Das Psychologie-Studium ist da sicherlich ein guter Bausteine, um das zu erkennen."
    Daneben umfasst die Ausbildung an der Polizei-Fachhochschule auch Jura. Und auch das kann Günter Hornstein bei seinem Job als Personenschützer gut gebrauchen.

    "Weil es sich ja meistens um Versammlungen handelt, ist Versammlungsrecht ein ganz wichtiger Bereich, zu welchem Zeitpunkt man Störer ausschließen kann. Das ist schon wichtig, dass man da sattelfest ist."

    Das Studium an der Polizeifachhochschule und die Zusatzausbildung zum Personenschützer an der Polizeiakademie gestalten sich somit anspruchsvoll. Wer die Prüfungen schafft, kommt in den gehobenen Dienst. Das bedeutet ein höheres Gehalt. Kein Wunder, ist der Andrang groß, einen Studienplatz zu bekommen. Eingangsvoraussetzung: Abitur oder Fachhochschulreife, ersatzweise reicht auch eine vorausgehende Polizeitätigkeit im mittleren Dienst und das Bestehen der Eingangstests.

    "Also, die Bewerberzahl ist schon relativ groß. Das Auswahlverfahren ist ziemlich streng. Ich glaube, die letzten Jahre waren so, dass 10 Prozent die Zulassung gekriegt haben."

    Wichtig: Wer sich zur Zusatzausbildung als Personenschützer entscheidet, tut dies freiwillig. Und: Personenschützer erhalten keine Extra-Zuschläge zum Gehalt. Dennoch arbeitet Werner Höll, beim Schröder-Auftritt am Bodensee ebenfalls im Einsatz, schon seit über 20 Jahren als Personenschützer.

    "Für mich war’s auf jeden Fall die Abwechslung. Denn ich war zu diesem Zeitpunkt ledig; ich hatte also zu diesem Zeitpunkt keinerlei Verpflichtungen. Und dann ist das natürlich eine tolle Sache: Du kommst viel rum, Du siehst viele Leute, es macht Spaß. Du hast eine tolle Ausbildung. Du hast immer mal wieder Fortbildung jährlich, kommst oft zum Schießen, kannst viel Sport machen."

    Hinzu kommt: So gefährlich, wie das zunächst den Anschein hat, ist der Job des Personenschützers nicht. Sowohl Werner Höll als auch Günter Hornstein haben in all den Jahren, in denen sie Prominente beschützen, noch nie eine Situation erlebt, in der es so richtig brenzlig wurde:

    "Unser Beruf an sich hat es in sich, dass er ein gewisses Gefahrenpotential in sich birgt. Aber ich denke, dass jeder Kollege, der nachts im Streifendienst tätig ist, mindestens genauso gefährdet ist wie ein Personenschützer."