Ein Beitrag von Simonne Doepgen
Das Thema ist nicht neu - und trotzdem: Noch nie gab es so viele Möglichkeiten sich Europa - auch auf akademischem Weg - zu öffnen. Seit 1990 wurden somit mehr als 2.300 Hochschulvorhaben mit europäischem Schwerpunkt eingeführt. Alleine in Deutschland gibt es über 70 Angebote in Sachen "Europastudien". Da herrscht die Qual der Wahl. Angela Schieder hat sich entschieden. Die 27jährige Juristin studiert nun, trotz allen Trends hin zur juristischen Spezialisierung auf pures Europarecht, den fächerübergreifenden Studiengang "Europastudien" an der Aachener RWTH:
Weil es gerade reizvoll ist, dass hier so viele Studien vereint sind. Viele verschiedene Leute, viele verschiedene Kulturen und Nationalitäten. Das ist bei ändern nicht und gerade bei Studiengängen, wo nur Juristen genommen werden, ist es meist sehr einseitig. Und das ist nicht so mein Ding.
Während viele andere Europastudiengänge den letzten Schliff in Jura oder Ökonomie vornehmen, legen die Aachener den Fokus auf Politik, Recht, Wirtschaft und Geschichte im europäischen Kontext. Über 30 verschiedene Nationalitäten treffen hier zusammen. Wer in dem Wirrwarr den Überblick behält, für den gibt es nach vier Semestern Intensiv-Kurs, keinen Master, sondern dieses Mal einen
"Magister in Europäistik". Denn: Tradition verpflichtet - und da es zum Beginn des Studienganges Mitte der 80er Jahre noch keine Master gab, hält die RWTH Aachen am Klassiker fest. Dabei sieht Armin Heinen, Studiengangsleiter der RWTH, die "Europastudien" als wahre Herausforderung:
Als Herausforderung, die nicht selbstverständlich ist. Europa wächst nicht zusammen, sondern muss zusammengefügt werden. Das ist etwas sehr aktives, was den Einzelnen fordert und viele Einzelne auch überfordert. Das müssen wir uns sehr klar machen.
Auch die europäischen Institutionen wollen in ihren Organen und in ihrem Wirken studiert werden. Denn kaum jemand, der heute EU und EG richtig auseinander halten kann.
/Sie ist sehr komplex und wir müssen leider damit leben und umso wichtiger ist es, dass man es studieren kann. Und ich denke, es ist in Europa sehr wichtig, dass wir eine Breite von Leuten habe, die sich einfach auch mit der Materie besser auskennen. Denn daran mangelt es ja allgemein in unseren Gesellschaften, dass wir einfach zu wenig Kompetenz haben, was die Entscheidungsprozesse angeht.
Ermuntert Udo Kremer, sich doch zum Europaspezialisten formen zu lassen. Und der in Brüssel lebende Lobbyist und Lehrbeauftragte in Sachen Europa gesteht: Selbst vielen EU-Beamten seien die tatsächlichen Abläufe und Strukturen im Gebilde Europa fremd. Allerdings ist ein Master oder Magister in Europastudien noch keine Jobgarantie für den europäischen Beamtenapparat. Und einige die schon hinter die Kulissen schauen durften, haben ihren Traum von Parlament und Kommission schon aufgegeben. So wie der 27jährige Bartek aus Polen:
Wenn ich mir das hier so anschaue, in Brüssel usw. dann bekomme ich so langsam meine Zweifel. Das ist so hektisch. Es ist so eine große Hierarchie, für junge Leute Brüssel ist so wie ein goldener Käfig angesehen. Man kann zwar Gutes Geld verdienen, aber irgendwie kommst du nicht raus. Weil dadurch, dass man so gutes Geld bekommt, kann man sich nicht gut entwickeln. Deswegen habe ich momentan so meine Zweifel.
Wer nicht in den goldenen Käfig will, hat dann ja auch noch andere Chancen. Bundesweit kommen Europastudienabsolventen in Regel als Berater in internationalen Unternehmen und Verbänden, im diplomatischen Dienst und in der Forschung unter. Wichtig ist:
Es ist ein Studiengang, der tatsächlich eine Zusatzqualifikation darstellt, die die Berufschancen verbessert.
Sagt Armin Heinen, Leiter des Aachener Studienganges. Und egal ob Magister oder Master: Jedes, der über 50 Postgraduiertenprogramme an deutschen Unis und Hochschulen ist praxisorientiert und in der Regel auf dem neuesten Stand. Die Studiengebühren reichen von über 5.000 Euro an der Universität Bonn bis zum kostenlosen Angebot wie in Aachen.
Über Qualitätsunterschiede lässt sich streiten; doch wer mit klaren Zielvorstellungen das Studium angeht, kann nur gewinnen. Allerdings, so die angehende Europaexpertin Angela;
Man wird auch zum Europaskeptiker.
Ich habe gemerkt, dass man Europa nicht ganz durchdringen kann. Es stellen sich immer wieder neue Fragstellungen und es nimmt kein Ende. Man könnte immer wieder weiter lernen.
Weitere Informationen zum Thema:
Mit dem EU-Programm "Jean Monnet" werden europäische Studien gezielt gefördert. Seit 1990 wurden somit mehr als 2300 Hochschulvorhaben zum Thema der europäischen Integration eingeführt, davon 47 europäische Forschungszentren, 491 Jean-Monnet-Lehrstühle, 800 Pflicht-Lehrveranstaltungen und 641 so genannte Europa-Module. Alleine in Deutschland gibt es nach Informationen des Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) 23 grundständige und 48 weiterführende Angebote in Sachen "Europastudien".
Untenstehend eine kleine Auswahl von Studienangeboten in Deutschland:
Aufbaustudiengang "Europäische Integration" an der Universität des Saarlandes, Saarbrücken: Europa-Institut, Sektion Rechtswissenschaft, für Juristen mit abgeschlossenem Hochschulstudium. Kosten: 2.500,- Euro.
"Magister luris Europae", Aufbaustudium "Recht der europäischen Integration" der Universität Leipzig. Für Absolventen der Rechtswissenschaften. Keine gesonderten Studiengebühren.
Studiengang "Master of European Studies", an der Rheinischen Friedrich-Wilhelm Universität Bonn. Studium für Absolventen in VWL/BWL, Rechts-, Sozial-, Politik- oder Geisteswissenschaften. Kosten: 5.112,92 Euro,
"Master of European Studies" an der Hamburger Hochschule für Wirtschaft und Politik. Interessenten müssen Aufnahmeverfahren bestehen. Unterrichtssprache ist überwiegend Englisch. Keine gesonderten Kosten.
"Master of European Studies" an der Universität Tübingen. Studium für Absolventen mit überdurchschnittlichem Abschluss in Jura, VWL/BWL oder Politikwissenschaften. Kosten: 2.500 Euro.
"Magister in Europastudien" an der RWTH Aachen. Für Absolventen aller Fächer, die sehr gute Kenntnisse in einer europäischen Fremdsprache nachweisen können. Ab dem Wintersemester 2003/2004 gibt es Aufnahmeprüfungen. Keine gesonderten Studiengebühren.
Weitere Informationen:
Hochschulrektorenkonferenz Ahrstraße 39 53175 Bonn Tel.: 0228/88 70 Fax: 0228/88 71 10
Das Thema ist nicht neu - und trotzdem: Noch nie gab es so viele Möglichkeiten sich Europa - auch auf akademischem Weg - zu öffnen. Seit 1990 wurden somit mehr als 2.300 Hochschulvorhaben mit europäischem Schwerpunkt eingeführt. Alleine in Deutschland gibt es über 70 Angebote in Sachen "Europastudien". Da herrscht die Qual der Wahl. Angela Schieder hat sich entschieden. Die 27jährige Juristin studiert nun, trotz allen Trends hin zur juristischen Spezialisierung auf pures Europarecht, den fächerübergreifenden Studiengang "Europastudien" an der Aachener RWTH:
Weil es gerade reizvoll ist, dass hier so viele Studien vereint sind. Viele verschiedene Leute, viele verschiedene Kulturen und Nationalitäten. Das ist bei ändern nicht und gerade bei Studiengängen, wo nur Juristen genommen werden, ist es meist sehr einseitig. Und das ist nicht so mein Ding.
Während viele andere Europastudiengänge den letzten Schliff in Jura oder Ökonomie vornehmen, legen die Aachener den Fokus auf Politik, Recht, Wirtschaft und Geschichte im europäischen Kontext. Über 30 verschiedene Nationalitäten treffen hier zusammen. Wer in dem Wirrwarr den Überblick behält, für den gibt es nach vier Semestern Intensiv-Kurs, keinen Master, sondern dieses Mal einen
"Magister in Europäistik". Denn: Tradition verpflichtet - und da es zum Beginn des Studienganges Mitte der 80er Jahre noch keine Master gab, hält die RWTH Aachen am Klassiker fest. Dabei sieht Armin Heinen, Studiengangsleiter der RWTH, die "Europastudien" als wahre Herausforderung:
Als Herausforderung, die nicht selbstverständlich ist. Europa wächst nicht zusammen, sondern muss zusammengefügt werden. Das ist etwas sehr aktives, was den Einzelnen fordert und viele Einzelne auch überfordert. Das müssen wir uns sehr klar machen.
Auch die europäischen Institutionen wollen in ihren Organen und in ihrem Wirken studiert werden. Denn kaum jemand, der heute EU und EG richtig auseinander halten kann.
/Sie ist sehr komplex und wir müssen leider damit leben und umso wichtiger ist es, dass man es studieren kann. Und ich denke, es ist in Europa sehr wichtig, dass wir eine Breite von Leuten habe, die sich einfach auch mit der Materie besser auskennen. Denn daran mangelt es ja allgemein in unseren Gesellschaften, dass wir einfach zu wenig Kompetenz haben, was die Entscheidungsprozesse angeht.
Ermuntert Udo Kremer, sich doch zum Europaspezialisten formen zu lassen. Und der in Brüssel lebende Lobbyist und Lehrbeauftragte in Sachen Europa gesteht: Selbst vielen EU-Beamten seien die tatsächlichen Abläufe und Strukturen im Gebilde Europa fremd. Allerdings ist ein Master oder Magister in Europastudien noch keine Jobgarantie für den europäischen Beamtenapparat. Und einige die schon hinter die Kulissen schauen durften, haben ihren Traum von Parlament und Kommission schon aufgegeben. So wie der 27jährige Bartek aus Polen:
Wenn ich mir das hier so anschaue, in Brüssel usw. dann bekomme ich so langsam meine Zweifel. Das ist so hektisch. Es ist so eine große Hierarchie, für junge Leute Brüssel ist so wie ein goldener Käfig angesehen. Man kann zwar Gutes Geld verdienen, aber irgendwie kommst du nicht raus. Weil dadurch, dass man so gutes Geld bekommt, kann man sich nicht gut entwickeln. Deswegen habe ich momentan so meine Zweifel.
Wer nicht in den goldenen Käfig will, hat dann ja auch noch andere Chancen. Bundesweit kommen Europastudienabsolventen in Regel als Berater in internationalen Unternehmen und Verbänden, im diplomatischen Dienst und in der Forschung unter. Wichtig ist:
Es ist ein Studiengang, der tatsächlich eine Zusatzqualifikation darstellt, die die Berufschancen verbessert.
Sagt Armin Heinen, Leiter des Aachener Studienganges. Und egal ob Magister oder Master: Jedes, der über 50 Postgraduiertenprogramme an deutschen Unis und Hochschulen ist praxisorientiert und in der Regel auf dem neuesten Stand. Die Studiengebühren reichen von über 5.000 Euro an der Universität Bonn bis zum kostenlosen Angebot wie in Aachen.
Über Qualitätsunterschiede lässt sich streiten; doch wer mit klaren Zielvorstellungen das Studium angeht, kann nur gewinnen. Allerdings, so die angehende Europaexpertin Angela;
Man wird auch zum Europaskeptiker.
Ich habe gemerkt, dass man Europa nicht ganz durchdringen kann. Es stellen sich immer wieder neue Fragstellungen und es nimmt kein Ende. Man könnte immer wieder weiter lernen.
Weitere Informationen zum Thema:
Mit dem EU-Programm "Jean Monnet" werden europäische Studien gezielt gefördert. Seit 1990 wurden somit mehr als 2300 Hochschulvorhaben zum Thema der europäischen Integration eingeführt, davon 47 europäische Forschungszentren, 491 Jean-Monnet-Lehrstühle, 800 Pflicht-Lehrveranstaltungen und 641 so genannte Europa-Module. Alleine in Deutschland gibt es nach Informationen des Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) 23 grundständige und 48 weiterführende Angebote in Sachen "Europastudien".
Untenstehend eine kleine Auswahl von Studienangeboten in Deutschland:
Aufbaustudiengang "Europäische Integration" an der Universität des Saarlandes, Saarbrücken: Europa-Institut, Sektion Rechtswissenschaft, für Juristen mit abgeschlossenem Hochschulstudium. Kosten: 2.500,- Euro.
"Magister luris Europae", Aufbaustudium "Recht der europäischen Integration" der Universität Leipzig. Für Absolventen der Rechtswissenschaften. Keine gesonderten Studiengebühren.
Studiengang "Master of European Studies", an der Rheinischen Friedrich-Wilhelm Universität Bonn. Studium für Absolventen in VWL/BWL, Rechts-, Sozial-, Politik- oder Geisteswissenschaften. Kosten: 5.112,92 Euro,
"Master of European Studies" an der Hamburger Hochschule für Wirtschaft und Politik. Interessenten müssen Aufnahmeverfahren bestehen. Unterrichtssprache ist überwiegend Englisch. Keine gesonderten Kosten.
"Master of European Studies" an der Universität Tübingen. Studium für Absolventen mit überdurchschnittlichem Abschluss in Jura, VWL/BWL oder Politikwissenschaften. Kosten: 2.500 Euro.
"Magister in Europastudien" an der RWTH Aachen. Für Absolventen aller Fächer, die sehr gute Kenntnisse in einer europäischen Fremdsprache nachweisen können. Ab dem Wintersemester 2003/2004 gibt es Aufnahmeprüfungen. Keine gesonderten Studiengebühren.
Weitere Informationen:
Hochschulrektorenkonferenz Ahrstraße 39 53175 Bonn Tel.: 0228/88 70 Fax: 0228/88 71 10