"Autoren sind doch keine Angestellten des österreichischen Fremdenverkehrsamts!" Dieser Satz entfuhr einer gequälten Sigrid Löffler, Literaturkritikerin und Gast bei einer Veranstaltung, zu der sie vielleicht lieber nicht gekommen wäre, aber zu spät: Der Akt "Jelinek. Österreich. Eine Auseinandersetzung" war bereits in vollem Gang, er wurde auf höchster Ebene gespielt, nämlich in einem Saal des österreichischen Parlaments, und auf dem Podium saßen nicht nur berufene Kulturschaffende, sondern auch Politiker fast aller Parteien, die alle etwas zu Österreichs Literaturnobelpreisträgerin zu sagen hatten.
Das konnte nicht nur gut gehen, und vor allem die Art, wie die einst nicht nur von FPÖ-Hardlinern als Nestbeschmutzerin heftig geschmähte Autorin nun über den Schellenkönig gelobt wurde, ließ nicht nur Sigrid Löffler erschauern. In solchen Fällen mag man zu Recht von Vereinnahmung sprechen; von einem "ungelenken Umarmungsversuch" konstatierte denn auch die Tageszeitung Standard und fragte, ob denn Elfriede Jelinek "anlässlich ihrer neuen Popularität in der Heimat überhaupt noch Luft zum Atmen und Schreiben bleibe". Ob sie vorher, ohne Popularität und ständig durch den Boulevard-Dreck gezogen, besser atmen und schreiben konnte, sei dahingestellt.
Da die Veranstaltung vordergründig dem Zweck diente, das an der Universität angesiedelte Elfriede-Jelinek-Forschungszentrum vorzustellen, wurde der Vereinnahmungsvorwurf ausgedehnt: Hier wolle wohl eine Forschungsstätte die Meinungshoheit über die Autorin sichern.
" Wir haben einen eigenen Anspruch an uns, den wir in wissenschaftlicher Weise zu erfüllen versuchen. "
Sagt Pia Janke von der Uni Wien, Leiterin des Jelinek-Forschungszentrums. Seit über drei Jahren arbeiten sie und projektweise angestellte Studenten, institutionalisiert freilich wurde die Initiative wirklich erst im November 2004, also nach der Verleihung des Nobelpreises an Elfriede Jelinek. Stimmt es, dass der Geldsegen seither reichlicher fließt?
" Minimal! Natürlich ist das für uns eine Existenzfrage, es gibt Mitarbeiter, …es kann keine Rede davon sein, dass wir staatlich abhängig sind. "
In einem weiteren Angriff, auf die kleine akademische Forschungsstelle, betitelt mit der aufgeregten Frage "Wem gehört Jelinek?", bezeichnete im "Standard" der deutsche Dramaturg Uwe Mattheis deren Arbeit als "akademische Faktenhuberei" und schlug vor, sie zu schließen, womit Pia Janke begreiflicherweise nicht einverstanden ist.
" Dem würde ich entgegenstellen, dass das wissenschaftliche Grundlagenarbeit ist, dass wir Basis geben für die Auseinandersetzung mit dem Werk, dass wir die Texte sicher, einsehbar, verfügbar machen. Wir wollen auch eine Informationsstelle sein für Fragen zu Jelinek, es wenden sich viele an uns, wir stellen Material zur Verfügung. Und wir machen auch Veranstaltungen, es geht uns um die öffentliche Reflexion und Diskussion, und zwar auf einem diskursiven Niveau, nicht Skandalisierung, das ist ja gerade die Strategie gewesen bisher in diesem Land mit Jelinek umzugehen. "
Der Stolz des Forschungszentrums ist das Werkverzeichnis zur Elfriede Jelinek, an dem man drei Jahre lang gearbeitet hat: Hörspiele, Essays, Libretti, sogar Kompositionen der Autorin sind aufgeführt, auch vorher Unveröffentlichtes, Sekundärliteratur über sie, alles, was ganz normale, überall übliche akademische Faktenhuberei eben so einbringt. An diesem Werkverzeichnis, versichert Pia Janke, hat Elfriede Jelinek mitgearbeitet. Zur Diskussion über ihre angebliche Vereinnahmung hat sie sich nicht geäußert. Der nationale Weiheakt im Parlament wäre ihr sicher nicht zuzumuten gewesen. Aber es ist zumindest nicht bekannt, dass sie irgendjemanden gebeten hätte, sie vor Vereinnahmung zu schützen. Wer das tut, vereinnahmt selbst.
Das konnte nicht nur gut gehen, und vor allem die Art, wie die einst nicht nur von FPÖ-Hardlinern als Nestbeschmutzerin heftig geschmähte Autorin nun über den Schellenkönig gelobt wurde, ließ nicht nur Sigrid Löffler erschauern. In solchen Fällen mag man zu Recht von Vereinnahmung sprechen; von einem "ungelenken Umarmungsversuch" konstatierte denn auch die Tageszeitung Standard und fragte, ob denn Elfriede Jelinek "anlässlich ihrer neuen Popularität in der Heimat überhaupt noch Luft zum Atmen und Schreiben bleibe". Ob sie vorher, ohne Popularität und ständig durch den Boulevard-Dreck gezogen, besser atmen und schreiben konnte, sei dahingestellt.
Da die Veranstaltung vordergründig dem Zweck diente, das an der Universität angesiedelte Elfriede-Jelinek-Forschungszentrum vorzustellen, wurde der Vereinnahmungsvorwurf ausgedehnt: Hier wolle wohl eine Forschungsstätte die Meinungshoheit über die Autorin sichern.
" Wir haben einen eigenen Anspruch an uns, den wir in wissenschaftlicher Weise zu erfüllen versuchen. "
Sagt Pia Janke von der Uni Wien, Leiterin des Jelinek-Forschungszentrums. Seit über drei Jahren arbeiten sie und projektweise angestellte Studenten, institutionalisiert freilich wurde die Initiative wirklich erst im November 2004, also nach der Verleihung des Nobelpreises an Elfriede Jelinek. Stimmt es, dass der Geldsegen seither reichlicher fließt?
" Minimal! Natürlich ist das für uns eine Existenzfrage, es gibt Mitarbeiter, …es kann keine Rede davon sein, dass wir staatlich abhängig sind. "
In einem weiteren Angriff, auf die kleine akademische Forschungsstelle, betitelt mit der aufgeregten Frage "Wem gehört Jelinek?", bezeichnete im "Standard" der deutsche Dramaturg Uwe Mattheis deren Arbeit als "akademische Faktenhuberei" und schlug vor, sie zu schließen, womit Pia Janke begreiflicherweise nicht einverstanden ist.
" Dem würde ich entgegenstellen, dass das wissenschaftliche Grundlagenarbeit ist, dass wir Basis geben für die Auseinandersetzung mit dem Werk, dass wir die Texte sicher, einsehbar, verfügbar machen. Wir wollen auch eine Informationsstelle sein für Fragen zu Jelinek, es wenden sich viele an uns, wir stellen Material zur Verfügung. Und wir machen auch Veranstaltungen, es geht uns um die öffentliche Reflexion und Diskussion, und zwar auf einem diskursiven Niveau, nicht Skandalisierung, das ist ja gerade die Strategie gewesen bisher in diesem Land mit Jelinek umzugehen. "
Der Stolz des Forschungszentrums ist das Werkverzeichnis zur Elfriede Jelinek, an dem man drei Jahre lang gearbeitet hat: Hörspiele, Essays, Libretti, sogar Kompositionen der Autorin sind aufgeführt, auch vorher Unveröffentlichtes, Sekundärliteratur über sie, alles, was ganz normale, überall übliche akademische Faktenhuberei eben so einbringt. An diesem Werkverzeichnis, versichert Pia Janke, hat Elfriede Jelinek mitgearbeitet. Zur Diskussion über ihre angebliche Vereinnahmung hat sie sich nicht geäußert. Der nationale Weiheakt im Parlament wäre ihr sicher nicht zuzumuten gewesen. Aber es ist zumindest nicht bekannt, dass sie irgendjemanden gebeten hätte, sie vor Vereinnahmung zu schützen. Wer das tut, vereinnahmt selbst.