Diese Notiz stammt aus dem Tagebuch Nathaniel Hawthornes, den Herman Melville zu Beginn seiner Nahost-Reise im November 1856 in London besuchte, und diese Notiz gibt ein Psychogramm Melvilles in Miniaturform. Zwar war er zu dem Zeitpunkt erst 37 Jahre alt, aber wegen des katastrophalen Mißerfolgs seiner ambitionierten Großromane Mardi, Moby Dick und Pierre galt er in der literarischen Öffentlichkeit bereits als erledigter Fall – und Melville war sich völlig illusionslos darüber im Klaren, dass er mit seiner radikalen, alle Konventionen sprengenden Konzeption von Literatur auf verlorenem Posten stand. Zwar hatte er mit seinen Romanen Redburn und White-Jacket noch einmal an die Publikumserfolge seiner autobiographisch gefärbten Südseeromane Typee und Omoo anknüpfen können; als er dann aber literarisch mit jenen Visionen ernst machte, die sein Freund Hawthorne als "jenseits des menschlichen Horizonts" bezeichnete, verprellte Melville das auf Realismus und Erbauung versessene Publikum, ging schließlich als Zollinspektor im Hafen von New York in eine Art innere Emigration und verfasste, wie in ein ununterbrochenes Selbstgespräch versunken, fast nur noch hochkomplizierte Lyrik, die 1876 im gewaltigen Versepos Clarel kulminierte.
Mit den Druckplatten von Redburn im Reisegepäck hatte Melville von Oktober 1849 bis Anfang 1850 eine Europareise unternommen, die ihn nach einem längeren Aufenthalt in London auch nach Frankreich und Deutschland führte. Da die USA erst ab 1891 internationales Copyright garantierten, versuchten amerikanische Autoren, ihre Werke in England zu verlegen, um ihre Tantiemen zu sichern. Auch Melvilles Reise diente diesem Zweck, war also in erster Linie eine Geschäftsreise, und die Tagebuchaufzeichnungen berichten von diversen Verhandlungen mit Verlegern, die schließlich auch zum gewünschten Abschluß führten. Die katastrophalen Misserfolge waren noch nicht abzusehen, und entsprechend begegnen wir hier einem gut gelaunten, selbstbewußten, manchmal fast überheblichen jungen Autor, der sich in der Rolle eines amerikanischen Naturburschen gefällt, Mitreisende dadurch verblüfft, dass er in der Schiffstakelage herumklettert und darüber hinaus mit Gleichgesinnten nächtelang metaphysischen Spekulationen nachhängt.
Als Melville sechs Jahre später über London in den Mittelmeerraum reiste, um die Ägäis, Kleinasien, das Heilige Land und Italien zu besuchen, befand er sich in der von Hawthorne skizzierten, deprimierten Situation und war am Ende seiner öffentlich wahrgenommenen Schriftstellerkarriere angekommen. Seine Reiseeindrücke sind entsprechend melancholisch verdüstert, überall nimmt er Entzauberung, Ernüchterung, Trostlosigkeit wahr. Die Landschaft Judäas erscheint ihm "diabolisch", die Pyramiden lösen in ihm "Schrecken & Staunen" aus. Der Aufenthalt in Konstantinopel wird von ihm beschrieben, als irre er durch innere und äußere, ausweglose Labyrinthe, seine Notiz über Patmos, den Ort der Offenbarung des Johannes, deren mystische Exaltiertheit soviel Geistesverwandtschaft zu Melvilles mystisch-kosmischen Visionen aufweist, bringt die Stimmung dieser Reise exemplarisch auf den Begriff: Wer könnte beim Anblick des öden, gelblichen Patmos noch an den Besuch eines Gottes glauben.
Melvilles letzte Reise, die ihn 1860 noch einmal in die Südsee führen sollte, in der er seine schriftstellerischen Initiationserfahrungen gemacht hatte, stand von vorne herein unter einem Unstern, und nachdem das Schiff von Boston aus Kap Hoorn umsegelt hatte, brach Melville die Reise in San Francisco ab und kehrte nach New York zurück. Die Tagebuchaufzeichnungen dieser Reise bestehen lediglich aus einigen fragmentarischen Notizen.
Alles in allem sind Melvilles Tagebücher der drei Reisen fürs Verständnis dieses immer noch schwer verständlichen Autors von großer Bedeutung. In ihrer assoziativen, sprunghaften, spontanen und disparaten Form sind sie allerdings selbst für Kenner des Melvilleschen Werks ohne ausführliche Kommentierung kaum zugänglich. In der von Alexander Pechmann detailreich kommentierten Ausgabe der Achilla Presse, die sich bereits mit der deutschen Erstübersetzung von Mardi große Verdienste erworben hat, werden die Reisetagebücher jedoch zu einem wichtigen Schlüssel zu Leben und Werk des Autors
Je weiter, schrieb Melville kurz vor seinem Tod, unsere Zivilisation über die gegenwärtigen Grenzen hinweg voranschreitet, um so billiger wird jene Sache namens ‚Ruhm‘, ganz besonders im Bereich der Literatur. Ein großes Publikum dürfte für derlei auch heute, da Melville als Autor von Weltrang gilt, nicht zu gewinnen sein; wer sich jedoch für große Literatur interessiert, wird aus diesem auch äußerlich schönen Band Gewinn ziehen.
Mit den Druckplatten von Redburn im Reisegepäck hatte Melville von Oktober 1849 bis Anfang 1850 eine Europareise unternommen, die ihn nach einem längeren Aufenthalt in London auch nach Frankreich und Deutschland führte. Da die USA erst ab 1891 internationales Copyright garantierten, versuchten amerikanische Autoren, ihre Werke in England zu verlegen, um ihre Tantiemen zu sichern. Auch Melvilles Reise diente diesem Zweck, war also in erster Linie eine Geschäftsreise, und die Tagebuchaufzeichnungen berichten von diversen Verhandlungen mit Verlegern, die schließlich auch zum gewünschten Abschluß führten. Die katastrophalen Misserfolge waren noch nicht abzusehen, und entsprechend begegnen wir hier einem gut gelaunten, selbstbewußten, manchmal fast überheblichen jungen Autor, der sich in der Rolle eines amerikanischen Naturburschen gefällt, Mitreisende dadurch verblüfft, dass er in der Schiffstakelage herumklettert und darüber hinaus mit Gleichgesinnten nächtelang metaphysischen Spekulationen nachhängt.
Als Melville sechs Jahre später über London in den Mittelmeerraum reiste, um die Ägäis, Kleinasien, das Heilige Land und Italien zu besuchen, befand er sich in der von Hawthorne skizzierten, deprimierten Situation und war am Ende seiner öffentlich wahrgenommenen Schriftstellerkarriere angekommen. Seine Reiseeindrücke sind entsprechend melancholisch verdüstert, überall nimmt er Entzauberung, Ernüchterung, Trostlosigkeit wahr. Die Landschaft Judäas erscheint ihm "diabolisch", die Pyramiden lösen in ihm "Schrecken & Staunen" aus. Der Aufenthalt in Konstantinopel wird von ihm beschrieben, als irre er durch innere und äußere, ausweglose Labyrinthe, seine Notiz über Patmos, den Ort der Offenbarung des Johannes, deren mystische Exaltiertheit soviel Geistesverwandtschaft zu Melvilles mystisch-kosmischen Visionen aufweist, bringt die Stimmung dieser Reise exemplarisch auf den Begriff: Wer könnte beim Anblick des öden, gelblichen Patmos noch an den Besuch eines Gottes glauben.
Melvilles letzte Reise, die ihn 1860 noch einmal in die Südsee führen sollte, in der er seine schriftstellerischen Initiationserfahrungen gemacht hatte, stand von vorne herein unter einem Unstern, und nachdem das Schiff von Boston aus Kap Hoorn umsegelt hatte, brach Melville die Reise in San Francisco ab und kehrte nach New York zurück. Die Tagebuchaufzeichnungen dieser Reise bestehen lediglich aus einigen fragmentarischen Notizen.
Alles in allem sind Melvilles Tagebücher der drei Reisen fürs Verständnis dieses immer noch schwer verständlichen Autors von großer Bedeutung. In ihrer assoziativen, sprunghaften, spontanen und disparaten Form sind sie allerdings selbst für Kenner des Melvilleschen Werks ohne ausführliche Kommentierung kaum zugänglich. In der von Alexander Pechmann detailreich kommentierten Ausgabe der Achilla Presse, die sich bereits mit der deutschen Erstübersetzung von Mardi große Verdienste erworben hat, werden die Reisetagebücher jedoch zu einem wichtigen Schlüssel zu Leben und Werk des Autors
Je weiter, schrieb Melville kurz vor seinem Tod, unsere Zivilisation über die gegenwärtigen Grenzen hinweg voranschreitet, um so billiger wird jene Sache namens ‚Ruhm‘, ganz besonders im Bereich der Literatur. Ein großes Publikum dürfte für derlei auch heute, da Melville als Autor von Weltrang gilt, nicht zu gewinnen sein; wer sich jedoch für große Literatur interessiert, wird aus diesem auch äußerlich schönen Band Gewinn ziehen.