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Die Richter haben das Wort

Der Flughafen Schönefeld soll zum Großflughafen Berlin-Brandenburg-International ausgebaut werden, so jedenfalls die Idee der Investoren und Gesellschafter. Doch gegen das Vorhaben gingen fast 4000 Klagen ein. Mit einigen dieser Klagen beschäftigt sich ab heute das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. In dem Prozess geht es unter anderem auch um ökologische Aspekte.

Von Claudia van Laak |
    " Wir müssen dann damit leben, ob wir wollen oder nicht. Und für uns ist das eine Katastrophe."

    Durch den Ausbau des Flughafens Schönefeld im Südosten der Hauptstadt zum Großflughafen Berlin-Brandenburg-International sind nach Angaben der Planer etwa 50.000 Anwohner vom Lärm betroffen. Rund um die Uhr sollen etwa 22 Millionen Passagiere im Jahr abgefertigt werden. Ferdi Breitbach ist Sprecher der Bürgerinitiative, die sich gegen den Ausbau von Schönefeld wehrt.

    " Die Leute sind hierhingezogen, weil sie Ruhe haben wollen und müssen feststellen, dass es diese Ruhe nicht mehr gibt. Sie müssen sich vorstellen, die Einflughöhen liegen zwischen 400 und 100 Meter. Das heißt, sie sind auf den Innenbereich angewiesen. Wenn Sie Lärmschutzfenster haben, müssen sie die geschlossen halten. Darüber hinaus steht aber noch die Frage nach der Bausubstanz im Raum. "

    Die Flughafenplaner machen folgende Rechung auf. Wenn der neue Großflughafen in Betrieb sei, würden Berlins innerstädtische Flughäfen Tempelhof und Tegel geschlossen. Das entlaste 800.000 Berliner. Dieter Johannsen-Roth, Chef der Berlin-Brandenburger Flughäfen.

    " Das heißt also, wir werden also das Lärmbelastungspotenzial, das die Menschen angeht, um 93, 94 Prozent reduzieren können, und das ist also eine ökologische Bilanz, die sich durchaus sehen lassen kann. "

    Sollte das Leipziger Bundesverwaltungsgericht grünes Licht für den Schönefeld-Ausbau geben, hoffen die Kläger auf Auflagen, die ihnen zugute kommen. Ein Nachtflugverbot ist ihnen besonders wichtig. Mit einem Nachtflugverbot könne Schönefeld nur schwer wirtschaftlich betrieben werden, sagt dagegen Flughafenchef Johannsen-Roth.

    " Also ein Nachtflugverbot können wir uns eigentlich nicht vorstellen. Wir können uns eine Einschränkung vorstellen, das die schlimmsten Krachmacher innerhalb einer bestimmten Nachtflugzeit ausgeschlossen sind, aber es ist nicht davon auszugehen, dass wir ein komplettes Nachtflugverbot auferlegt bekommen. "

    Die Gegner des Großflughafens halten den ehemaligen DDR-Zentralflughafen für den falschen Standort und verweisen auf das Ergebnis des Raumordnungsverfahrens Anfang der 90er Jahre. Die ehemalige militärische Liegenschaft Sperenberg 40 Kilometer südlich von Berlin war von den Planern als idealer Standort für den neuen Großflughafen bestimmt worden. Doch Berlins Landesregierung lehnte Sperenberg ab - zu weit weg, so das Argument. Als Kompromiss einigten sich Berlin, Brandenburg und der Bund auf Schönefeld. Eine falsche Entscheidung, ist Ferdi Breidbach, Sprecher der Schönefeld-Gegner überzeugt.

    " Man geht heute raus, 50, 60, 70, 80 Kilometer, und sorgt für eine vernünftige Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Also das ist ein Novum, dass der Flughafen hier noch gebaut wird."

    Die Entscheidung für Sperenberg hätte bedeutet, dass weniger Menschen vom Lärm belastet worden wären - die Gegend ist dünn besiedelt. Allerdings wären weitaus mehr Flächen neu versiegelt und Biotope zerstört worden wären als in Schönefeld.

    Die Naturschutzauflagen für den Ausbau von Schönefeld sehen vor, dass die Flughafengesellschaft 34 Millionen Euro Ausgleich für die versiegelten Flächen zahlen muss, 20.000 Bäume müssen neu gepflanzt werden.