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Die richtige Farbe machts

Biologie. - Das farbenfrohe Federkleid einiger Papageien variiert nicht nur von Art zu Art, sondern oft auch innerhalb einer Kolonie, da die Federfarben die sexuelle Attraktivität der Vögel bestimmen. Wie britische Biologen jetzt herausfanden, sind die Unterschiede jedoch noch weitaus subtiler als das Auge zu erkennen vermag.

Von Michael Stang |
    Australische Pennantsittiche der Art Platycercus elegans sind eine so genannte Ringspezies. Die für ihr buntes Gefieder bekannten Papageien leben in kleinen Gruppen meist isoliert in den Regenwäldern. Dadurch gibt es verschiedene Formen der an sich gleichen Tierart. Zwischen den Extremformen, die genetisch so weit entfernt sind, dass es eigentlich zwei Arten sind, gibt es zahlreiche Mischformen, sagt Mathew Berg. Welche Bedeutung die Farben in der Rangfolge und der Partnerwahl haben, wollte der Biologe von der Universität Bristol in Australien herausfinden.

    "Dort haben wir 300 Nistkästen an 15 Brutstellen im Regenwald aufgestellt. Den Papageien haben wir dann Blut für Genanalysen abgenommen, sie vermessen und ihr Gefieder mit Spektralanalysen untersucht. Zudem hatten wir so direkten Einblick in die Partnerwahl und konnten den Nachwuchs ebenfalls unmittelbar untersuchen."

    Während sich die 200 untersuchten Sittiche genetisch kaum unterschieden, gab es große Differenzen in der Pigmentierung der Federn.

    "Eine der Hauptformen ist komplett gelb, die anderen Vögel sind meist rot oder grün gefiedert. Dann gibt es aber noch Zwischenformen. Die Farben werden alle von einem Pigment gebildet. Als wir die Gefieder mit einem Spektrometer untersucht haben, sahen wir jedoch, dass sich die Federn auch im ultravioletten Bereich deutlich unterscheiden. Da es aber keine Korrelation zu der Variation bei den für Menschen sichtbaren Bereich gibt, handelt es sich wahrscheinlich um einen zweiten, vom UV-Bereich, unabhängigen Prozess."

    Ein Grund für diese farbliche Vielfalt könnte in den verschiedenen Nischen liegen, die die Papageien besetzen. Da die Vögel in sehr kleinen Gruppen leben, die nur Kontakt zur unmittelbaren Nachbarsgruppe haben, haben sich im Laufe der Zeit verschiedene Farben entwickelt. Diese unterscheiden sich in mehreren Wellenlängen, die je nach Region im Regenwald unterschiedlich attraktiv sind.

    "Die wichtigsten Ergebnisse sind, dass es in dem Gefieder eine unglaubliche Variation im ultravioletten Bereich gibt. Diese wird komplexer, je weiter die Vögel farblich in der Mitte stehen, das heißt, je extremer die Farbe, desto weniger Unterschiede gibt es. Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass auf diesen Tieren der größte Selektionsruck liegt und dadurch so viele verschiedene rote und gelbe Gefieder existieren."

    Demnach haben die Mischfarben das größte Spektrum und genießen dadurch eine hohe Attraktivität in vielen Populationen. Nach der ersten Brutsaison konnte Mathew Berg auch das Rätsel lösen, warum immer mehr Vögel blaue Federn haben, obschon es den eigentlichen Grundfarben rot, gelb oder grün widerspricht.

    "Wir konnten beweisen, dass das blaue Federkleid eine wichtige Rolle bei der sexuellen Selektion spielt. Das hat uns wirklich überrascht, weil scheinbar nur Nuancen den Ausschlag geben, ob ein Sittich attraktiv ist oder nicht. Wir glauben, dass das rote und gelbe Federkleid im Zusammenhang mit der Umgebung stehen, weil sich die Farben auch bei Regen deutlich von ihrer Umwelt absetzen. Das blaue Federkleid passt jedoch nicht in dieses Raster, weil es nicht im Zusammenhang mit den anderen Farben steht."

    Der Biologe konnte damit zeigen, dass bei dieser sexuellen Selektion keine praktischen Vorteile – etwa eine gute Tarnung – eine Rolle spielen. Das blaue Federkleid ist bei den Papageien eine Art Statussymbol, das nur einen Nutzen hat: möglichst gute Karten bei der Partnerwahl.