Mit dem polnischen Schriftsteller Andrzej Stasiuk unterwegs in Südpolen, nahe der slowakischen Grenze. Die Fahrt führt durch herbstliche Wälder. Plötzlich endet die Straße. Mitten im Dickicht eine verwilderte Streuobstwiese, daneben überwucherte Grabsteine.
"Das hier war einmal ein Dorf, erzählt Andrzej Stasiuk. Geblieben sind nur die verwilderten Apfelbäume. 1945 wurden die ersten lemkischen Bewohner mit dem Versprechen in die Sowjetunion ausgesiedelt, dass sie dort neue Häuser bekommen würden. In Wirklichkeit landeten viele in den Bergwerken Sibiriens. Die Verbliebenen zerstreute man 1947 an die neue Oder-Neiße-Grenze. Die Alten erinnern sich noch heute an den langen Zug von Fuhrwerken, die die Leute nach Gorlice brachten."
Im nahe gelegenen Weiler Zdynia lebt Marya Dziubina. Sie erlebte als Kind die Deportation ihrer Familie.
"Die polnische Armee kam und hat meinen Vater und andere Männer mitgenommen. Sie sagten, die Leute hier würden eine ukrainische Untergrundarmee unterstützen, die gegen den neuen polnischen Staat sei. Wir hatten damals zwei Stunden, um unsere Sachen zu packen. Einquartiert wurden wir bei Poznan in einem Haus ohne Fenster und Türen."
Die Lemken sind, anders als die Mehrheit der katholischen Polen orthodoxe Christen. Ihre Sprache ist eine Mischung zwischen dem Polnischen, Slowakischen und dem Ukrainischen. In ihren Verbannungsorten war ihnen der Gebrauch ihrer Sprache und die Ausübung ihres Glaubens verboten. Irgendwann hielt Marya Dziubina es nicht mehr aus.
"Ich war die erste, die zurück kam. In unseren Häusern wohnten längst andere Menschen. Eine Entschädigung vom polnischen Staat haben wir nie erhalten. Die einen haben ihre Häuser von den neuen Besitzern zurück gekauft, die anderen haben sich in der Umgebung von Gorlice neue gebaut."
So wie Marya Dziubina sind viele Lemken inzwischen still und ohne viel Aufhebens in ihre Heimat zurück gekehrt. Nicht nur die wieder gut gefüllten orthodoxen Kirchen zeugen von zurückgekehrtem Leben in dem lange Jahrzehnte wie ausgestorben wirkenden und von Warschau weitgehend vergessenen Landstrich.
Ein kleines Tal am Orts-Rand von Zdynia. Arbeiter machen sich an einer Bühne zu schaffen. Ein mit Stacheldraht umsäumtes Kreuz aus Eisenbahnschienen erinnert an die Aktion Weichsel. Hier treffen wir Stefan Hladyk, Vize-Vorsitzender des Weltverbandes der Lemken.
"Dieses Tal ist unser Mekka. Nachdem wir über die ganze Welt verstreut wurden, kehren die Lemken einmal im Jahr in ihre Heimat zurück, um hier ein großes Fest zu feiern. Das ist, als käme man drei Tage ins Paradies. Deshalb kreisen die Gedanken der Lemken auf aller Welt um dieses Tal, das sieben Kilometer von der slowakischen Grenze entfernt liegt."
Vor 24 Jahren fand hier das erste und damals noch illegale Vertriebenentreffen der Lemken statt. Heute gibt es ein kleines Museum, Auslands-Lemken investieren in den Tourismus der Gegend. Das Fest von Zdynia hat sich längst zur wichtigsten Kultur-Veranstaltung in den Niederen Beskiden gemausert. Mehr noch: Es bringt immer mehr Jugendliche dazu, sich mit diesem Stück vergessener europäischer Geschichte zu befassen.
"Bevor ich hierherkam, wusste ich nicht allzu viel. Hier habe ich nun gelernt, dass die Lemken nicht nur eine Minderheit in Polen sind, sondern auch das ihre Kultur, ein Teil ihrer Kirchen und fast alle Friedhöfe zerstört sind, weil die lokale Bevölkerung sie nicht gepflegt hat. Deshalb denke ich, dass es sehr wichtig ist, diese Kultur zu erhalten."
Laszlo aus Ungarn gehört zu Studenten, die alte lemkische Friedhöfe wieder freilegen. Für Marya Dziubinas Enkel Demko ist gerade das ein ganz wichtiges Signal. Denn es sind die Gräber seiner Vorfahren. Er selbst hat mit polnischen Freunden die Band "Serencza" gegründet, die alte lemkische Lieder sammelt und neu arrangiert Denn die Kultur der Lemken, sagt Demko, lebt vor allem in ihren Liedern. Inzwischen tritt "Serencza" in ganz Polen auf.
"Die Lemken sind trotz ihrer Geschichte immer fröhlich. Und das kommt daher, weil sie immer singen. Die Musik kommt aus den Herzen und geht in die Herzen. Deswegen sind die Lemken das glücklichste Volk der Welt."
"Das hier war einmal ein Dorf, erzählt Andrzej Stasiuk. Geblieben sind nur die verwilderten Apfelbäume. 1945 wurden die ersten lemkischen Bewohner mit dem Versprechen in die Sowjetunion ausgesiedelt, dass sie dort neue Häuser bekommen würden. In Wirklichkeit landeten viele in den Bergwerken Sibiriens. Die Verbliebenen zerstreute man 1947 an die neue Oder-Neiße-Grenze. Die Alten erinnern sich noch heute an den langen Zug von Fuhrwerken, die die Leute nach Gorlice brachten."
Im nahe gelegenen Weiler Zdynia lebt Marya Dziubina. Sie erlebte als Kind die Deportation ihrer Familie.
"Die polnische Armee kam und hat meinen Vater und andere Männer mitgenommen. Sie sagten, die Leute hier würden eine ukrainische Untergrundarmee unterstützen, die gegen den neuen polnischen Staat sei. Wir hatten damals zwei Stunden, um unsere Sachen zu packen. Einquartiert wurden wir bei Poznan in einem Haus ohne Fenster und Türen."
Die Lemken sind, anders als die Mehrheit der katholischen Polen orthodoxe Christen. Ihre Sprache ist eine Mischung zwischen dem Polnischen, Slowakischen und dem Ukrainischen. In ihren Verbannungsorten war ihnen der Gebrauch ihrer Sprache und die Ausübung ihres Glaubens verboten. Irgendwann hielt Marya Dziubina es nicht mehr aus.
"Ich war die erste, die zurück kam. In unseren Häusern wohnten längst andere Menschen. Eine Entschädigung vom polnischen Staat haben wir nie erhalten. Die einen haben ihre Häuser von den neuen Besitzern zurück gekauft, die anderen haben sich in der Umgebung von Gorlice neue gebaut."
So wie Marya Dziubina sind viele Lemken inzwischen still und ohne viel Aufhebens in ihre Heimat zurück gekehrt. Nicht nur die wieder gut gefüllten orthodoxen Kirchen zeugen von zurückgekehrtem Leben in dem lange Jahrzehnte wie ausgestorben wirkenden und von Warschau weitgehend vergessenen Landstrich.
Ein kleines Tal am Orts-Rand von Zdynia. Arbeiter machen sich an einer Bühne zu schaffen. Ein mit Stacheldraht umsäumtes Kreuz aus Eisenbahnschienen erinnert an die Aktion Weichsel. Hier treffen wir Stefan Hladyk, Vize-Vorsitzender des Weltverbandes der Lemken.
"Dieses Tal ist unser Mekka. Nachdem wir über die ganze Welt verstreut wurden, kehren die Lemken einmal im Jahr in ihre Heimat zurück, um hier ein großes Fest zu feiern. Das ist, als käme man drei Tage ins Paradies. Deshalb kreisen die Gedanken der Lemken auf aller Welt um dieses Tal, das sieben Kilometer von der slowakischen Grenze entfernt liegt."
Vor 24 Jahren fand hier das erste und damals noch illegale Vertriebenentreffen der Lemken statt. Heute gibt es ein kleines Museum, Auslands-Lemken investieren in den Tourismus der Gegend. Das Fest von Zdynia hat sich längst zur wichtigsten Kultur-Veranstaltung in den Niederen Beskiden gemausert. Mehr noch: Es bringt immer mehr Jugendliche dazu, sich mit diesem Stück vergessener europäischer Geschichte zu befassen.
"Bevor ich hierherkam, wusste ich nicht allzu viel. Hier habe ich nun gelernt, dass die Lemken nicht nur eine Minderheit in Polen sind, sondern auch das ihre Kultur, ein Teil ihrer Kirchen und fast alle Friedhöfe zerstört sind, weil die lokale Bevölkerung sie nicht gepflegt hat. Deshalb denke ich, dass es sehr wichtig ist, diese Kultur zu erhalten."
Laszlo aus Ungarn gehört zu Studenten, die alte lemkische Friedhöfe wieder freilegen. Für Marya Dziubinas Enkel Demko ist gerade das ein ganz wichtiges Signal. Denn es sind die Gräber seiner Vorfahren. Er selbst hat mit polnischen Freunden die Band "Serencza" gegründet, die alte lemkische Lieder sammelt und neu arrangiert Denn die Kultur der Lemken, sagt Demko, lebt vor allem in ihren Liedern. Inzwischen tritt "Serencza" in ganz Polen auf.
"Die Lemken sind trotz ihrer Geschichte immer fröhlich. Und das kommt daher, weil sie immer singen. Die Musik kommt aus den Herzen und geht in die Herzen. Deswegen sind die Lemken das glücklichste Volk der Welt."