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Die Rückkehr der "Subprime"-Kredite

Ein Auto auf Pump auch mit kleinem Einkommen und schlechter Bonität - in Amerika kein Problem. Um den Verkauf ihrer Fahrzeuge anzukurbeln, setzen die großen Autobauer wieder verstärkt auf sogenannte "Subprime"-Kredite. Die Risiken verkaufen sie an der Wall Street weiter an Investoren in aller Welt.

Von Heike Wipperfürth | 14.01.2013
    New York, Tenth Avenue, ein Autohaus neben dem anderen. Jede große Marke ist an dieser Automeile vertreten. Hier ist der Kunde König – und kann auch ohne gute Bonität einen Autokredit aufnehmen, sagt dieser Autoverkäufer:

    "Wir helfen vielen kreditunwürdigen Kunden."

    Fünf Jahre nach Beginn der Finanzkrise werden in den USA wieder mehr zweitklassige Autokredite für Schuldner mit mangelhafter Bonität vergeben – und treiben die Umsätze von Autobauern wie GM und Chrysler nach oben. Rund ein Viertel der Autoverkäufe im dritten Quartal des vorigen Jahres wurden laut Informationsdienstleister Experian mit Krediten für Kunden mit schlechter Kreditwürdigkeit finanziert – das sind drei Prozent mehr als zur gleichen Zeit im Vorjahr. Die Autoexpertin Melinda Zabritski:

    "Es werden wieder mehr zweitklassige Kredite vergeben. Der Markt ist aber noch nicht so groß wie vor sechs Jahren, als fast die Hälfte der Autoverkäufe mit solchen Krediten finanziert wurde."

    Dass Kreditgeber wieder mehr zweitklassige Autokredite vergeben, liegt an der hohen Rendite: Sie können Kredite mit einem Zinssatz bis zu 13 Prozent vergeben. Hinzu kommt, dass die drei bis sechs Jahre laufenden Autokredite als relativ sicher gelten. So ist die Zahl der Autokreditraten, die mindestens 30 Tage in Verzug sind, im dritten Quartal auf 2,7 Prozent gefallen. Das sei ein Zeichen der besserer Zahlungsmoral der Schuldner und des neuen Risikomanagements der Kreditgeber, sagt Phil Lebeau, Autoexperte beim US Fernsehsender CNBC. Auch die Autohäuser selber würden wieder mehr auf die Zahlungsfähigkeit der Kunden achten als vor der Finanzkrise.

    "Ein zweitklassiger Kredit für jemanden, der ein 16.000-Dollar-Auto fährt, ist anders als ein Subprime Loan für einen BMW-Fahrer 2007 oder 2008. Der hatte in dem Auto nichts zu suchen."
    Auch der Markt für verbriefte Autokredite, der während der Finanzkrise eingebrochen ist, erholt sich wieder. So wurden mit Autokrediten besicherte Anleihen mit einem Wert von mehr als 50 Milliarden Dollar in den ersten acht Monaten des vorigen Jahres an der Wall Street ausgegeben – das ist fast so viel wie die 53 Milliarden Dollar im gesamten Jahr vorher. Und doch ist Vorsicht geboten. Immer mehr Kreditnehmer schließen Darlehen über sechs oder sieben Jahre ab. An der Wall Street ist man beunruhigt, dass es Probleme geben könnte, wenn Kunden ihr Auto verkaufen, der Bank aber mehr schulden, als es wert ist. Hinzu kommt, dass Kreditgeber die Richtlinien für die Prüfung der finanziellen Verhältnisse der Schuldner lockern könnten, wenn die Nachfrage nach mit Autokrediten besicherten Anleihen weiterwächst. Und die Autobauer könnten ihren guten Ruf verlieren, wenn sie zu viele "Subprime"-Kunden haben, sagt die Autoexpertin Jessica Caldwell.

    "Zu viele Schuldner mit niedriger Bonität können dem Image schaden. Die Leute glauben dann, dass eine Marke nicht so wertvoll ist."

    Das scheint derzeit noch unwahrscheinlich, kann sich aber schnell ändern, wenn der Markt für zweitklassige Autokredite rasant weiterwächst.