Probst: Eigentlich war dieses Gesetz tatsächlich die Voraussetzung, dass diese Ausstellung nach Deutschland kommt, sie war schon in den 90er Jahren in den USA und Frankreich zu sehen, die ein solches Gesetz bereits haben. Es geht um eine Art Immunitätsgarantie für Kunstwerke, eine ziemlich einzigartige Sache, die eine staatliche Garantie bedeutet, dass keine während die Ausstellung und die Exponate in einem bestimmten Land zu sehen sind, Zugriff auf sie hat. Der Hintergedanke ist die Rivalität und Gegnerschaft von Taiwan und China, die sich quasi beide als das wahre China begreifen und auf Anspruch auf diesen chinesischen Nationalschatz, der normalerweise dort in Taipeh im Nationalmuseum zu sehen ist, erheben und die taiwanesische Regierung, zu der Deutschland keine diplomatischen Beziehungen unterhält, hat einfach konkrete Befürchtungen gehabt, dass diplomatische Beamte der chinesischen Botschaft im Alten Museum in Berlin auftauchen und diese 400 Meisterwerke konfiszieren und wieder in die ehemalige verbotene Stadt zurückführen in Peking und dort der eigenen Nationalsammlung einverleiben.
Fischer: Der Schatz ist ja geteilt, wie kommt denn diese Sammlung, die ja den Kern der chinesischen Kultur repräsentiert ins Zentrum des Erzfeindes, nach Taipeh?
Probst: Das ist eine lange und dramatische Geschichte, die Sammlung hat ohnehin viele Brüche erfahren, obwohl sie eine sehr große und über viele tausend Jahre transportierte Kontinuität aufweist, die sehr bewundernswert und einzigartig ist. Aber bezeichnenderweise gerade im 20. Jahrhundert mit dem Ende des Kaiserreiches in China, dem Beginn des 2. Weltkrieges und des zweiten Krieges mit Japan gab es Brüche und Plünderungen dieser Sammlung, dann hatte man Angst vor japanischen Bombenagriffen in Peking, so dass die Regierung sich entschloss, diese unendlich vielen Exponate in 17.000 Kisten aus Peking herauszuschaffen, zu verstecken und damit begann eine über 30jährige Odyssee durch verschiedenste Provinzen dieser 17.000 Kisten, die aus geradezu wundersamen Gründen immer unversehrt blieben. 1965 wurde in Taipeh diese neue kaiserliche Sammlung errichtet und dort sind diese Werke inzwischen eingetroffen, noch bevor diese ganz extremen Wirren zwischen der Pekinger Regierung und der taiwanesischen Exilregierung, wie sie sich selber nannte, entstanden waren und dann waren diese Schätze nun einmal dort in Taiwan, dort gab es eine Nachbildung dieses Palastmuseums aus Peking und dort befinden sich diese Werke heute und das ist der Status Quo.
Fischer: 400 Stücke von Zigtausenden sind in Berlin zu sehen, das heißt, eine Menge Exponate, aber doch nur ein ganz kleiner Ausschnitt der Kulturgeschichte, in der es ja grob gesagt um ganz viele kaiserliche Dynastien geht. Wie aussagekräftig ist das, was dort zu sehen ist, können die Dinge sprechen?
Probst: Diese Ausstellung ist eine sehr repräsentative, auch politisch. Es ist interessant, im Katalog nachzulesen, wie der Bedeutungswandel der Exponate auch immer wieder politisch neu kodiert wurde. Früher hatten Kunstgegenstände dieser Art eigentlich auch immer einen hohen repräsentativen Stellenwert, um die Himmelssöhne, so nannten sich die Kaiser, mit ihrer Tradition zu legitimieren. Sie haben die Sammlung immer weitergereicht, -gepflegt und -ausgebaut, auch, um ihre Vorgänger zu übertreffen.
Fischer: Was ist zu sehen? Alltag, Religion, Kult?
Probst: Alles. Wunderbare Gemälde, Votivgaben, Geschenke von anderen Kaiserhäusern, auch von ausländischen Gesandten, Teppiche, Textilkunstwerke, ein kleiner Jadevogel, der über 6000 Jahre alt sein muss. Eine wahnsinnige Zeitspanne, die eigentlich keinen wissenschaftlichen Zugang zu diesen Dingen erlaubt, sondern wirklich repräsentativ die ganze kaiserliche Aura aufrufen möchte.
Fischer: Vielen Dank an Carsten Probst für diesen ersten Einblick in die Schätze der Himmelssöhne aus dem Palastmuseum in Taipeh.
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1547.html
Fischer: Der Schatz ist ja geteilt, wie kommt denn diese Sammlung, die ja den Kern der chinesischen Kultur repräsentiert ins Zentrum des Erzfeindes, nach Taipeh?
Probst: Das ist eine lange und dramatische Geschichte, die Sammlung hat ohnehin viele Brüche erfahren, obwohl sie eine sehr große und über viele tausend Jahre transportierte Kontinuität aufweist, die sehr bewundernswert und einzigartig ist. Aber bezeichnenderweise gerade im 20. Jahrhundert mit dem Ende des Kaiserreiches in China, dem Beginn des 2. Weltkrieges und des zweiten Krieges mit Japan gab es Brüche und Plünderungen dieser Sammlung, dann hatte man Angst vor japanischen Bombenagriffen in Peking, so dass die Regierung sich entschloss, diese unendlich vielen Exponate in 17.000 Kisten aus Peking herauszuschaffen, zu verstecken und damit begann eine über 30jährige Odyssee durch verschiedenste Provinzen dieser 17.000 Kisten, die aus geradezu wundersamen Gründen immer unversehrt blieben. 1965 wurde in Taipeh diese neue kaiserliche Sammlung errichtet und dort sind diese Werke inzwischen eingetroffen, noch bevor diese ganz extremen Wirren zwischen der Pekinger Regierung und der taiwanesischen Exilregierung, wie sie sich selber nannte, entstanden waren und dann waren diese Schätze nun einmal dort in Taiwan, dort gab es eine Nachbildung dieses Palastmuseums aus Peking und dort befinden sich diese Werke heute und das ist der Status Quo.
Fischer: 400 Stücke von Zigtausenden sind in Berlin zu sehen, das heißt, eine Menge Exponate, aber doch nur ein ganz kleiner Ausschnitt der Kulturgeschichte, in der es ja grob gesagt um ganz viele kaiserliche Dynastien geht. Wie aussagekräftig ist das, was dort zu sehen ist, können die Dinge sprechen?
Probst: Diese Ausstellung ist eine sehr repräsentative, auch politisch. Es ist interessant, im Katalog nachzulesen, wie der Bedeutungswandel der Exponate auch immer wieder politisch neu kodiert wurde. Früher hatten Kunstgegenstände dieser Art eigentlich auch immer einen hohen repräsentativen Stellenwert, um die Himmelssöhne, so nannten sich die Kaiser, mit ihrer Tradition zu legitimieren. Sie haben die Sammlung immer weitergereicht, -gepflegt und -ausgebaut, auch, um ihre Vorgänger zu übertreffen.
Fischer: Was ist zu sehen? Alltag, Religion, Kult?
Probst: Alles. Wunderbare Gemälde, Votivgaben, Geschenke von anderen Kaiserhäusern, auch von ausländischen Gesandten, Teppiche, Textilkunstwerke, ein kleiner Jadevogel, der über 6000 Jahre alt sein muss. Eine wahnsinnige Zeitspanne, die eigentlich keinen wissenschaftlichen Zugang zu diesen Dingen erlaubt, sondern wirklich repräsentativ die ganze kaiserliche Aura aufrufen möchte.
Fischer: Vielen Dank an Carsten Probst für diesen ersten Einblick in die Schätze der Himmelssöhne aus dem Palastmuseum in Taipeh.
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