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Die Schätze der Mäzene

Der Anhänger zeigt ein kreisrundes Bildnis. Eine Gemme, wie man mit Reliefs verzierte Steine nennt. Zu sehen ist ein nackter bäuchiger Mann. Er lächelt den Betrachter neckisch an. Es handelt sich um den Gott des Weines, Bacchus. Die Gemme stammt aus dem dritten nachchristlichen Jahrhundert. 13 Jahrhunderte später wurde das 3,5 mal 4,5 Zentimeter große Schmuckstück aus der römischen Antike verarbeitet. Von einem heute unbekannten Meister der Florentiner Goldschmiedekunst. Er fügte die Gemme in einen Goldrahmen und besetzte diesen mit Diamanten und Rubinen. So entstand eine Prachtkette, die zu den "Gioie di Stato" gehörte, zu den "Freuden des Staates", wie man in barocker Zeit jene Juwelen nannte, die zwar einerseits der Herrscherfamilie der Medici gehörten, andererseits aber auch Teil des Staatsschatzes waren - also nicht verkauft oder auseinandergenommen werden durften, erklärt die Kunsthistorikerin und Mitkuratorin Faustina Bertin:

Ein Beitrag von Thomas Migge |
    Es ging darum, diese und andere Teile der damaligen Staatssammlungen wiederzufinden und auszustellen. Die meisten dieser Schmuckstücke sind einem breiten Publikum nicht bekannt, weil wir in Florenz zu wenig Räumlichkeiten zur Verfügung haben, um sämtliche Schätze aus der Zeit der Medici zu zeigen. Aus diesem Grund, um unbekannte Schätze zu zeigen, wurde das Projekt der Schmuckschau schließlich Realität.

    Eine Schau, die nicht nur Frauen begeistert. Die von der Stadt Florenz organisierte Kunstausstellung mit dem Titel "Der Schmuck der Medici" - untergebracht im mächtigen Renaissance-Palazzo Pitti - thematisiert zum ersten Mal überhaupt jenen Teil der Schätze des Florentiner Fürstenhauses, der bisher immer mit dem Hinweis auf seine Natur als Kunsthandwerk als zweitrangig nach Gemälden, Skulpturen und Fresken abgetan wurde.

    Eine Einschätzung, die lange verhindert hat, dass diese Hinterlassenschaft der Medici aus der Zeit zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert mit einer eigenen Ausstellung gewürdigt wurde. Heute herrscht in Italien die Meinung vor, dass bezüglich des dekorativen Kunsthandwerks kein Unterschied mehr zu anderen Kunstformen besteht. Die Ausstellung "Der Schmuck der Medici" thematisiert eine Kunstform, die seit der Renaissance als "Florentiner Stil" in ganz Europa Mode wurde. Faustina Bertin:

    Die Vorbereitung der Ausstellung war zunächst eine Dokumentenrecherche. Der Florentiner Schmuckstil war europaweit Mode geworden aber nur noch wenige der Exemplare aus dieser Zeit existieren noch. Im Barock wurden viele der besonders aufwendig gestalteten Ketten und Broschen auseinandergenommen, um neue Schmuckstücke zu schaffen oder um die Edelsteine zu verkaufen. Die Ausstellungskuratoren bemühten sich, alle noch verfügbaren Schmuckstücke aufzufinden.

    Die meisten der gezeigten Objekte kommen aus Florentiner Archiven aber auch aus Privatsammlungen in Europa und den USA. Neben kostbaren Edelsteinen und aufwendig gestalteten Goldschmiedearbeiten - darunter einige bis zu 50 Zentimeter lange Ketten, die bei den Renaissancedamen bis unterhalb des Bauchnabels reichten - informiert die Florentiner Schmuckschau anhand von zahlreichen Gemälden über die faszinierende Vielfalt der funkelnden Schätze der Medici.

    Auf einem der Gemälde wird zum Beispiel der "Fiorentino" dargestellt. Es handelt sich um einen im 17. Jahrhundert berühmten Diamanten, der einer der hochkarätigsten seiner Zeit war. Er gehörte Maria Maddalena, der Gattin von Cosimo II. Die beiden heirateten 1608 und der Diamant war ein Geschenk des Gatten. Zas aus dem Diamanten wurde ist unbekannt. Vermutet wird, dass er im 18. Jahrhundert wegen der chronisch leeren Kassen der letzten Medici verkauft und zerteilt wurde. Faustina Bertin:

    In den Inventarien unserer Archive fanden wir viele Gemälde, auf denen Florentiner Schmuck gut sichtbar ist. Gemälden von bedeutenden Meistern wir beispielsweise von Bronzino. Auf den Porträts der Familienmitglieder der Medici wird der Brillanz in der Darstellung des Schmucks der gleiche Stellenwert beigemessen wie in der Darstellung der jeweiligen Gesichter. Die Ausstellung zeigt viele solcher Bilder.

    Bilder wie das von Agnolo Tori, der als Bronzino bekannt wurde. Sein Porträt der Bia de' Medici aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, zeigt eine gutaussehende junge Frau, die ein bis zum Halsansatz geschlossenes Kleid trägt. Der Brustteil dieses roten Kleides ist über und über mit Perlen und Halbedelsteinen bedeckt. Es handelt sich also um ein Schmuckstück, das Teil eines Kleidungsstückes war. Direkt neben dem Bild wird in der Florentiner Ausstellung ein ähnliches Schmuckstück gezeigt - eine Art Kleider-Collier, ganz mit fingernagelgroßen Perlen versehen. Dieses Nebeneinander von bildlichen Darstellungen und wirklichen Juwelen und Edelsteinen, von Goldverarbeitungen, von Ringen und Arm- sowie Halsbändern macht den großen Reiz dieser Ausstellung aus.

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