Hinlänglich Bekanntes prägt sich ein, so dass es schließlich kaum mehr wahrgenommen wird. Eine Alltagserfahrung, die eigentlich das Gegenteil beschreibt von Aufmerksamkeit, und gerade dadurch zum Konsumfaktor wird. Genau davon berichtet zumindest die Fotografie-Installation Künstlergruppe "Art Club 2000", die zu Beginn der neunziger Jahre über die New Yorker Galerie "American Fine Arts" zusammenfand und sich seither der Realität hinter den Fassaden der amerikanischen Konsumwelt widmet.
In der Manier investigativer Journalisten versuchten sie 1992, Einblicke in das Innenleben der riesigen Textilkette "Gap" zu erhalten, die als eine amerikanische Form des Billiglabels "H+M" gilt. Nachdem sie daran gehindert wurden, die inneren Strukturen und Verkaufsräume des Konzerns zu dokumentieren, begannen "Art Club 2000", sich selbst in verschiedensten Klamotten der Gap-Kollektionen abzulichten, mit künstlichen, modelartigen Posen und in verschiedenen Umgebungen, mal im Bett sich räkelnd, mal in Touristenpose am Times Square, wodurch sie der Massenästhetik von Gap schließlich genau den Charakter zurückgeben, der ihr eigen ist: auf Dauer abstumpfendes Alltagsdesign, das irgendwann für üblich, natürlich und so normal gehalten wird, dass es den Geschäftserfolg des Konzerns auch weiterhin garantiert.
Insofern ist der Titel "American Beauties" dieser exzellent kuratierten Schau in den Hamburger Deichtorhallen natürlich so mild-ironisch gemeint wie der offene Verweis auf den Filmtitel "American Beauty" von 1999, der seinerseits den Namen einer Rosensorte zitiert. Die kommerzielle Schönheitsproduktion Amerikas dient nichts anderem als dem Verbergen des absolut Schrecklichen. Oder sie bringt eine Tragik zum Vorschein, die ebenfalls Alltag geworden ist, wie in Nan Goldins Cibachrom-Edition "James King: Supermodel" von 1995, in der sie den Alltag eines 16-jährigen Models begleitet.
Aber eigentlich ist der Verweis auf Amerika bei dieser Auswahl aus der Sammlung von F.C. Gundlach gar nicht so wichtig. Nur selten fühlt man sich an den Mythos Amerika erinnert und vor allem an den deutschen, von Freiheit und unendlicher Weite schwärmenden Blick darauf., so wie bei Wim Wenders' Landschaftsaufnahmen, die er auf der Suche nach einem Drehort für seinen Film "Paris Texas" gemacht hat. Aktuell-Wohlfeiles es wie die Anspielung auf Kriegsszenarien und Terrorismus hat man glücklicherweise ebenfalls ausgespart.
Ungleich beeindruckender sind die historischen Kontraste zur Fotografietradition, die Kurator Ingo Taubhorn mit geschickter Choreographie der Stile und Techniken hervorgehoben hat. Nan Goldins lebenspralle, farbglänzende Bilder hängen zum Beispiel einer erstmals in Deutschland gezeigten Edition fotografischer Skizzen des Malers David Hockney von 1976 gegenüber, die sich mit ihren zarten, aquarellfeinen Oberflächen fast zu verflüchtigen scheinen. Larry Clark mit seinem 50 Bilder umfassenden "Tulsa"-Zyklus von drogenabhängigen Jugendlichen hat Nan Goldins spätere Arbeiten ebenso inspiriert wie die heute immer noch viel zu unbekannten Pionierarbeiten der gebürtigen Wienerin Lisette Model, die zunächst eigentlich Sängerin war, dann jedoch durch Arnold Schönberg auf das Medium Fotografie gebracht und seit den vierziger Jahren zur Lehrmeisterin etwa einer Diane Arbus und später wiederum Bruce Webers oder Nan Goldins wurde.
Der reiche Fundus an Sozial- und Modefotografie, der die Sammlung Gundlach wie kaum eine andere auszeichnet, mag dieser Schau ihren Stempel aufgedrückt haben. Und es bleibt den kleinstformatigen, aber nicht minder großartigen Schwarz-Weiß-Fotografien der New Yorker Skyline von Karl Struss aus den Jahren 1909-1929 vorbehalten, ein anders Feld anzudeuten, das der experimentellen Fotografie und ungewöhnlichen Formate, die hier beide vielleicht für manchen Geschmack etwas zu kurz kommen. Und auch über Karl Struss' Karriere, die ihn irgendwann nach Hollywood führte, wo er an Chaplins "Großem Diktator" als Kameramann mitwirkte und später sogar einen Kamera-Oscar bekam, gäbe es noch Einiges zu erzählen Aber es wird ja zweifellos nicht die letzte wunderbare Schau aus der Sammlung Gundlach gewesen sein.
In der Manier investigativer Journalisten versuchten sie 1992, Einblicke in das Innenleben der riesigen Textilkette "Gap" zu erhalten, die als eine amerikanische Form des Billiglabels "H+M" gilt. Nachdem sie daran gehindert wurden, die inneren Strukturen und Verkaufsräume des Konzerns zu dokumentieren, begannen "Art Club 2000", sich selbst in verschiedensten Klamotten der Gap-Kollektionen abzulichten, mit künstlichen, modelartigen Posen und in verschiedenen Umgebungen, mal im Bett sich räkelnd, mal in Touristenpose am Times Square, wodurch sie der Massenästhetik von Gap schließlich genau den Charakter zurückgeben, der ihr eigen ist: auf Dauer abstumpfendes Alltagsdesign, das irgendwann für üblich, natürlich und so normal gehalten wird, dass es den Geschäftserfolg des Konzerns auch weiterhin garantiert.
Insofern ist der Titel "American Beauties" dieser exzellent kuratierten Schau in den Hamburger Deichtorhallen natürlich so mild-ironisch gemeint wie der offene Verweis auf den Filmtitel "American Beauty" von 1999, der seinerseits den Namen einer Rosensorte zitiert. Die kommerzielle Schönheitsproduktion Amerikas dient nichts anderem als dem Verbergen des absolut Schrecklichen. Oder sie bringt eine Tragik zum Vorschein, die ebenfalls Alltag geworden ist, wie in Nan Goldins Cibachrom-Edition "James King: Supermodel" von 1995, in der sie den Alltag eines 16-jährigen Models begleitet.
Aber eigentlich ist der Verweis auf Amerika bei dieser Auswahl aus der Sammlung von F.C. Gundlach gar nicht so wichtig. Nur selten fühlt man sich an den Mythos Amerika erinnert und vor allem an den deutschen, von Freiheit und unendlicher Weite schwärmenden Blick darauf., so wie bei Wim Wenders' Landschaftsaufnahmen, die er auf der Suche nach einem Drehort für seinen Film "Paris Texas" gemacht hat. Aktuell-Wohlfeiles es wie die Anspielung auf Kriegsszenarien und Terrorismus hat man glücklicherweise ebenfalls ausgespart.
Ungleich beeindruckender sind die historischen Kontraste zur Fotografietradition, die Kurator Ingo Taubhorn mit geschickter Choreographie der Stile und Techniken hervorgehoben hat. Nan Goldins lebenspralle, farbglänzende Bilder hängen zum Beispiel einer erstmals in Deutschland gezeigten Edition fotografischer Skizzen des Malers David Hockney von 1976 gegenüber, die sich mit ihren zarten, aquarellfeinen Oberflächen fast zu verflüchtigen scheinen. Larry Clark mit seinem 50 Bilder umfassenden "Tulsa"-Zyklus von drogenabhängigen Jugendlichen hat Nan Goldins spätere Arbeiten ebenso inspiriert wie die heute immer noch viel zu unbekannten Pionierarbeiten der gebürtigen Wienerin Lisette Model, die zunächst eigentlich Sängerin war, dann jedoch durch Arnold Schönberg auf das Medium Fotografie gebracht und seit den vierziger Jahren zur Lehrmeisterin etwa einer Diane Arbus und später wiederum Bruce Webers oder Nan Goldins wurde.
Der reiche Fundus an Sozial- und Modefotografie, der die Sammlung Gundlach wie kaum eine andere auszeichnet, mag dieser Schau ihren Stempel aufgedrückt haben. Und es bleibt den kleinstformatigen, aber nicht minder großartigen Schwarz-Weiß-Fotografien der New Yorker Skyline von Karl Struss aus den Jahren 1909-1929 vorbehalten, ein anders Feld anzudeuten, das der experimentellen Fotografie und ungewöhnlichen Formate, die hier beide vielleicht für manchen Geschmack etwas zu kurz kommen. Und auch über Karl Struss' Karriere, die ihn irgendwann nach Hollywood führte, wo er an Chaplins "Großem Diktator" als Kameramann mitwirkte und später sogar einen Kamera-Oscar bekam, gäbe es noch Einiges zu erzählen Aber es wird ja zweifellos nicht die letzte wunderbare Schau aus der Sammlung Gundlach gewesen sein.