Wenn die Deutsche Forschungsgemeinschaft - DFG - im Jahr knapp eine Milliarde Euro ausgibt, um bestimmte Projekte zu fördern, dann landet dieses Geld mit relativ großer Wahrscheinlichkeit in Berlin, München oder in der Region Aachen-Bonn-Köln. Denn die Hochschulen an diesen Standorten sind Spitzenreiter bei der Einwerbung von DFG-Drittmitteln. Beispiel Berlin: Allein zwischen 1999 und 2001 flossen mehr als 300 Millionen Euro an DFG-Fördergeldern an die Spree. Und die Forschungsgemeinschaft ist nur eine Finanzquelle unter vielen. Auch Ministerien und Europäische Union, etliche Stiftungen und nicht zuletzt die Industrie vergeben Forschungsaufträge an die Hochschulen. Mehr als 3 Milliarden Euro im Jahr kommen so bundesweit zusammen, jeder siebte Euro in den Hochschulhaushalten stammt von externen Geldgebern. Kein Wunder, dass die eigene Drittmittelquote unter Professoren längst zum Statussymbol geworden ist. Ein Indikator, den Klaus Landfried, der frühere Präsident der Hochschul-Rektoren-Konferenz, mit gemischten Gefühlen betrachtet.
Ob das Geld wirklich immer der alleinige Qualitätsmaßstab sein muss, weiß ich nicht. Es gibt natürlich Leute in den Kulturwissenschaften, die schreiben ein Buch ohne Drittmittel - aber die sind eher die Ausnahme. Das heißt, wir haben mit Drittmitteln einen Hinweis, aber natürlich keine Gewissheit.
Der gleiche Vorbehalt gilt auch für die Hochschulen als Ganzes, sagt Ernst-Ludwig Winnacker, Präsident der DFG. Eine Universität mit vielen Drittmitteln sei zwar in der Regel ein exzellenter Forschungsstandort. Der Umkehrschluss gelte aber nicht.
Wichtig ist, dass man nicht das absolute Ranking in den Vordergrund stellt. Es gibt natürlich kleinere Universitäten, die nicht an die RWTH Aachen oder die LMU München herankommen. Aber die haben sich angestrengt, haben Prioritäten gesetzt, und deswegen sind sie in diesen Prioritäten ganz nach vorne gekommen.
Solche kleinen, erfolgreichen Einheiten sind etwa die Germanistik in Siegen, die Gesellschaftswissenschaften in Konstanz oder die Materialwissenschaftler in Wuppertal. Dort, an der Bergischen Universität, arbeitet die chilenische Professorin Clivia Sotomayor Torres. Das Einwerben von Drittmitteln, sagt die erfolgreiche Forscherin, mache einen erheblichen Teil ihrer Arbeit aus.
Das ist immer mit sehr viel Papierkram verbunden: das Projekt zu entwerfen, die Ideen aufzuschreiben und zu verbessern, den Antrag einzureichen, dann das Warten auf die Entscheidung. Das ist ein riesiger Verwaltungsaufwand mit Treffen und Konferenzen, und das alles parallel zur eigentlichen Forschung. Und weil jede Forschungsförder-Einrichtung eigene Verwaltungsvorschriften hat, muss man sich da jedes Mal anpassen. Ständig müssen wir verhandeln, nachbessern, unsere administrativen Kontakte spielen lassen - ich muss sagen, dass sich da bei mir eine ganze Menge Frust angesammelt hat.
Denn mitunter komme sie mit ihren Mitarbeitern vor lauter Drittmittelanträgen tagelang nicht zum Forschen. Auf die externen Gelder verzichten kann die Materialwissenschaftlerin allerdings auch nicht. Denn der Universitätshaushalt könnte die für ihre Arbeit notwendigen Mittel nicht einmal ansatzweise bereitstellen. Gelegentlich, klagt Clivia Sotomayor Torres, komme sie sich vor wie in einem Hamsterrad. Doch das ist nicht das einzige Problem erfolgreicher Drittmitteleinwerber. In Heidelberg wurde in den letzten Jahren ein Herzchirurg mit einem letztlich folgenlosen Gerichtsverfahren überzogen, weil er Drittmittel besorgt hatte. Der Vorwurf: Vorteilsnahme und Bestechlichkeit. Die entsprechende Gesetzeslage sei zwar eindeutig, aber eben auch eindeutig wissenschaftsfeindlich, findet der Heidelberger Prorektor Jochen Tröger.
Ein Amtsträger, der für die Dienstausübung einen Vorteil für sich oder einen Dritten fordert, sich versprechen lässt oder annimmt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Und Hochschulprofessoren sind Amtsträger und stehen grundsätzlich bei Drittmitteleinwerbungen damit unter diesem Generalverdacht.
Ein unhaltbarer Zustand, sagt Jochen Tröger.
Es herrscht nicht nur Verunsicherung bei den Professoren, vor allem bei der Industrie, denn die ist ja jetzt der andere Partner bei diesem Vorwurf. Und so hat in den letzten Jahren eine fünfprozentige Abnahme der Sponsorentätigkeit aus dem Bereich der Industrie stattgefunden.
Und noch ein weiteres Problem drückt die Unis. Drittmittel sind seit dem Jahreswechsel umsatzsteuerpflichtig. Das heißt, dass sich die bisher steuerfreie Forschung für externe Auftraggeber um 16 Prozent verteuern kann. Die Universitäten fürchten nun, dass das Volumen der Drittmittelforschung deshalb abnehmen könnte. Trotzdem haben sie keine Wahl: Angesichts leerer Kassen in den Wissenschaftsministerien drängen allerorts die Rektoren ihre Professoren, das Engagement bei der Einwerbung von Drittmitteln sogar noch zu steigern. Die Uni Heidelberg setzt dabei ganz besondere Mittel ein, um - je nach Sichtweise - die Motivation oder den Druck zu erhöhen: Regelmäßig werden die Drittmittelquoten erfolgreicher Forscher veröffentlicht. Dass Professorin Christine Schiersmann für die nächsten zwei Jahre 376.220 Euro eingeworben hat und Dr. Gerald Weisser 1,64 Millionen Euro für drei Jahre verbuchen konnte, weiß jetzt nicht nur die interessierte Öffentlichkeit, sondern auch die Schar der Kollegen.
Ob das Geld wirklich immer der alleinige Qualitätsmaßstab sein muss, weiß ich nicht. Es gibt natürlich Leute in den Kulturwissenschaften, die schreiben ein Buch ohne Drittmittel - aber die sind eher die Ausnahme. Das heißt, wir haben mit Drittmitteln einen Hinweis, aber natürlich keine Gewissheit.
Der gleiche Vorbehalt gilt auch für die Hochschulen als Ganzes, sagt Ernst-Ludwig Winnacker, Präsident der DFG. Eine Universität mit vielen Drittmitteln sei zwar in der Regel ein exzellenter Forschungsstandort. Der Umkehrschluss gelte aber nicht.
Wichtig ist, dass man nicht das absolute Ranking in den Vordergrund stellt. Es gibt natürlich kleinere Universitäten, die nicht an die RWTH Aachen oder die LMU München herankommen. Aber die haben sich angestrengt, haben Prioritäten gesetzt, und deswegen sind sie in diesen Prioritäten ganz nach vorne gekommen.
Solche kleinen, erfolgreichen Einheiten sind etwa die Germanistik in Siegen, die Gesellschaftswissenschaften in Konstanz oder die Materialwissenschaftler in Wuppertal. Dort, an der Bergischen Universität, arbeitet die chilenische Professorin Clivia Sotomayor Torres. Das Einwerben von Drittmitteln, sagt die erfolgreiche Forscherin, mache einen erheblichen Teil ihrer Arbeit aus.
Das ist immer mit sehr viel Papierkram verbunden: das Projekt zu entwerfen, die Ideen aufzuschreiben und zu verbessern, den Antrag einzureichen, dann das Warten auf die Entscheidung. Das ist ein riesiger Verwaltungsaufwand mit Treffen und Konferenzen, und das alles parallel zur eigentlichen Forschung. Und weil jede Forschungsförder-Einrichtung eigene Verwaltungsvorschriften hat, muss man sich da jedes Mal anpassen. Ständig müssen wir verhandeln, nachbessern, unsere administrativen Kontakte spielen lassen - ich muss sagen, dass sich da bei mir eine ganze Menge Frust angesammelt hat.
Denn mitunter komme sie mit ihren Mitarbeitern vor lauter Drittmittelanträgen tagelang nicht zum Forschen. Auf die externen Gelder verzichten kann die Materialwissenschaftlerin allerdings auch nicht. Denn der Universitätshaushalt könnte die für ihre Arbeit notwendigen Mittel nicht einmal ansatzweise bereitstellen. Gelegentlich, klagt Clivia Sotomayor Torres, komme sie sich vor wie in einem Hamsterrad. Doch das ist nicht das einzige Problem erfolgreicher Drittmitteleinwerber. In Heidelberg wurde in den letzten Jahren ein Herzchirurg mit einem letztlich folgenlosen Gerichtsverfahren überzogen, weil er Drittmittel besorgt hatte. Der Vorwurf: Vorteilsnahme und Bestechlichkeit. Die entsprechende Gesetzeslage sei zwar eindeutig, aber eben auch eindeutig wissenschaftsfeindlich, findet der Heidelberger Prorektor Jochen Tröger.
Ein Amtsträger, der für die Dienstausübung einen Vorteil für sich oder einen Dritten fordert, sich versprechen lässt oder annimmt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Und Hochschulprofessoren sind Amtsträger und stehen grundsätzlich bei Drittmitteleinwerbungen damit unter diesem Generalverdacht.
Ein unhaltbarer Zustand, sagt Jochen Tröger.
Es herrscht nicht nur Verunsicherung bei den Professoren, vor allem bei der Industrie, denn die ist ja jetzt der andere Partner bei diesem Vorwurf. Und so hat in den letzten Jahren eine fünfprozentige Abnahme der Sponsorentätigkeit aus dem Bereich der Industrie stattgefunden.
Und noch ein weiteres Problem drückt die Unis. Drittmittel sind seit dem Jahreswechsel umsatzsteuerpflichtig. Das heißt, dass sich die bisher steuerfreie Forschung für externe Auftraggeber um 16 Prozent verteuern kann. Die Universitäten fürchten nun, dass das Volumen der Drittmittelforschung deshalb abnehmen könnte. Trotzdem haben sie keine Wahl: Angesichts leerer Kassen in den Wissenschaftsministerien drängen allerorts die Rektoren ihre Professoren, das Engagement bei der Einwerbung von Drittmitteln sogar noch zu steigern. Die Uni Heidelberg setzt dabei ganz besondere Mittel ein, um - je nach Sichtweise - die Motivation oder den Druck zu erhöhen: Regelmäßig werden die Drittmittelquoten erfolgreicher Forscher veröffentlicht. Dass Professorin Christine Schiersmann für die nächsten zwei Jahre 376.220 Euro eingeworben hat und Dr. Gerald Weisser 1,64 Millionen Euro für drei Jahre verbuchen konnte, weiß jetzt nicht nur die interessierte Öffentlichkeit, sondern auch die Schar der Kollegen.