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Die Shapley-Curtis Debatte

Im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts bauten Astronomen immer größere Teleskope. So entdeckten sie Hunderte von wunderschönen, spiralförmigen Objekten, die über den Himmel wirbeln. Schon 1755 äußerte der Philosoph Immanuel Kant die Vermutung, dass diese kosmischen Spiralen Galaxien sein könnten - Sternansammlungen außerhalb der Milchstraße. Die meisten Astronomen stuften die bizarren Gebilde jedoch als Sternhaufen innerhalb der Milchstraße ein.

Von Damond Benningfield |
    Heute vor 85 Jahren versuchten Forscher, diese Meinungsverschiedenheit zu klären. In einer öffentlichen Debatte in Washington D.C. erläuterten Harlow Shapley und Heber Curtis die Argumente beider Seiten.

    Curtis argumentierte, dass es sich bei den "Spiralnebeln" um Galaxien mit Milliarden von Sternen handeln müsse. Die große Geschwindigkeit dieser Nebel zeige beispielsweise an, dass sie sehr weit entfernt sein müssen - außerhalb der Milchstraße.

    Shapleys Erklärungen klangen überzeugender. Am Ende der Debatte hatte er die meisten Zuhörer auf seiner Seite.

    Doch hatten Shapley und seine Anhänger Unrecht. Weniger als ein Jahrzehnt nach der Debatte hat Edwin Hubble die Entfernungen zu veränderlichen, pulsierenden Sternen - den Cepheiden - im Andromedanebel gemessen. Die Pulsationsdauer dieser Sterne enthüllt ihre wirkliche Helligkeit, aus der man wiederum auf die Entfernung schließen kann. Demnach musste der Andromedanebel eine eigene Galaxie sein. Unsere Milchstraße ist nur eine von Milliarden Galaxien des Universums.