Der größte Zündstoff für Georgien kommt derzeit aus einer zugigen Halle, aus dem obersten Stockwerk eines verfallenen Gebäudes. Von hier aus sendet der Kanal 202 seine nächtliche Talkshow "Debatten".
Der Moderator, Irakli Kakabadze, ist ein junger Mann mit grauen Strähnen im dunklen Haar. An diesem Abend sitzen bei ihm ein Bischof, ein Arzt und eine Geschäftsfrau. Sie diskutieren über die Vernachlässigung von Waisenkindern. Ein Thema wie viele andere, die für georgische Journalisten heute gefährlich werden können.
"Ich weiß dass Irakli sehr ernstzunehmende Drohungen erhalten hat, am letzten Freitag allein hatte er eine zweistündige Live-Show und wohl auch während der Unterbrechung für die Reklame erhielt er wohl ein oder zwei Anrufe."
Was Inhalt dieser Anrufe war, weiß auch sein Anwalt, Hans von Sachsen-Altenburg, nicht. Selbst mit seinen engsten Freunden hat der 36-jährige Kakabadze darüber nicht gesprochen. Doch an jenem Freitag kündigte der populäre Moderator und Publizist am Ende der Diskussionsrunde plötzlich an, dass er die Sendung nicht weiterführen werde.
Kurz darauf verschwand er aus Tbilisi. Es war bereits der zweite Einschüchterungsversuch innerhalb weniger Wochen, dem Kakabadze ausgesetzt war. Der erste hatte ihm beinahe das Leben gekostet.
"Zwei oder drei Männer schlugen mich zusammen, auf offener Straße, mitten in der Nacht, mit einem Stock oder mit einer Flasche, es geschah innerhalb von Sekunden ich wurde am Kopf und am Bauch verletzt und lag mehrere Tage im Krankenhaus."
Ob der nächtliche Überfall ein gewöhnlicher Raub oder ein gezielter Mordversuch war – das wird wohl ungeklärt bleiben. Kakabadze selbst sieht den Überfall als Reaktion auf seine Talkshow und seine Recherchen über den Tod des früheren Premierminister Surab Shvania. Im Februar dieses Jahres wurde Shvania tot in seiner Wohnung aufgefunden. Die offizielle Version lautete bereits wenige Stunden später: Gasvergiftung wegen eines defekten Heizkörpers.
"Wir haben in einer unserer Shows einen Film gezeigt über den Tod Shvanias. Der beweist, dass die Version der Regierung falsch ist und dass er höchstwahrscheinlich aus Leuten aus Finanzkreisen und Politikern umgebracht wurde. Wir warfen in dem Film einige Fragen auf, die an den Innenminister Merabischwili gerichtet waren, denn es gibt da einige sehr korrupte Deals, die er zu verantworten hat. Wir haben unsere Stimme erhoben und das war also seine Antwort darauf."
Der Fall Kakabadze ist nur ein Beispiel für den beklagenswerten Stand der Pressefreiheit in Georgien. Zwei Jahre nach dem Machtantritt des Präsidenten Michael Saakaschwili zeigen die Rosen seiner Revolution ihre Dornen.
"Viele Ideen der Revolution sind der herrschenden Clique abhanden gekommen. Nicht allen aus der Regierung, aber den fünf, sechs Leuten, die jetzt die Macht in ihren Händen haben, darunter ist leider auch der Präsident. Aber das gefährlichste für unser Land ist derzeit die Vernachlässigung von demokratischen Prinzipien, wie der Meinungs- und von Pressefreiheit."
Die Arbeitsbedingungen für Journalisten haben sich in den vergangenen zwei Jahren enorm verschlechtert. Zu diesem Ergebnis kommen "Reporter ohne Grenzen" in ihrem kürzlich veröffentlichten Jahresbericht: Georgien ist von Platz 73 auf Platz 99 zurückgefallen. Denn die harte Hand, mit der die Regierung gegen Korruption durchgreifen will, beweist sie in erster Linie in ihrer eigenen Informationspolitik: Kritische Journalisten werden gar nicht mehr zu Pressekonferenzen eingeladen. Auf ungenehme investigative Beiträge über Korruption und Bereicherung der Parlamentarier folgen nicht selten Anrufe aus den Ministerien:
"Vielen Journalisten wurde mit Gehaltsentzug gedroht, anderen mit Rausschmiss. Und seit 2004 bis Sommer 2005 wurden bei uns sechs sehr interessante Talkshows mit unabhängigen Journalisten eingestellt."
Der oppositionelle Kanal Rustawi 2, den Saakaschwili einst für die Revolution zu nutzen wusste, stellte in einem Akt der Selbstzensur als einer der ersten seine Investigationssendung ein. Und auch der unterschrockene Irakli Kakabadze ist nicht frei von den Folgen der Einschüchterungen.
"Ich habe Irakli mehrfach vollkommen zusammenbrechen sehen in den letzten Wochen, bis hin zu Tränen, aber er macht sich dann wieder stark. Er meint, dass er das seiner Gesellschaft, diesem Lande Georgien und dem Lande Europa als Einzelland angesehen, dass er es diesem Gedankenbild schuldet, dass er jetzt hier etwas weitermachen muss."
Kakabadze hat es sich noch einmal überlegt. Eine Woche, nachdem er das Ende seiner Show ankündigte, steht er erneut vor der Kamera.
Der Moderator, Irakli Kakabadze, ist ein junger Mann mit grauen Strähnen im dunklen Haar. An diesem Abend sitzen bei ihm ein Bischof, ein Arzt und eine Geschäftsfrau. Sie diskutieren über die Vernachlässigung von Waisenkindern. Ein Thema wie viele andere, die für georgische Journalisten heute gefährlich werden können.
"Ich weiß dass Irakli sehr ernstzunehmende Drohungen erhalten hat, am letzten Freitag allein hatte er eine zweistündige Live-Show und wohl auch während der Unterbrechung für die Reklame erhielt er wohl ein oder zwei Anrufe."
Was Inhalt dieser Anrufe war, weiß auch sein Anwalt, Hans von Sachsen-Altenburg, nicht. Selbst mit seinen engsten Freunden hat der 36-jährige Kakabadze darüber nicht gesprochen. Doch an jenem Freitag kündigte der populäre Moderator und Publizist am Ende der Diskussionsrunde plötzlich an, dass er die Sendung nicht weiterführen werde.
Kurz darauf verschwand er aus Tbilisi. Es war bereits der zweite Einschüchterungsversuch innerhalb weniger Wochen, dem Kakabadze ausgesetzt war. Der erste hatte ihm beinahe das Leben gekostet.
"Zwei oder drei Männer schlugen mich zusammen, auf offener Straße, mitten in der Nacht, mit einem Stock oder mit einer Flasche, es geschah innerhalb von Sekunden ich wurde am Kopf und am Bauch verletzt und lag mehrere Tage im Krankenhaus."
Ob der nächtliche Überfall ein gewöhnlicher Raub oder ein gezielter Mordversuch war – das wird wohl ungeklärt bleiben. Kakabadze selbst sieht den Überfall als Reaktion auf seine Talkshow und seine Recherchen über den Tod des früheren Premierminister Surab Shvania. Im Februar dieses Jahres wurde Shvania tot in seiner Wohnung aufgefunden. Die offizielle Version lautete bereits wenige Stunden später: Gasvergiftung wegen eines defekten Heizkörpers.
"Wir haben in einer unserer Shows einen Film gezeigt über den Tod Shvanias. Der beweist, dass die Version der Regierung falsch ist und dass er höchstwahrscheinlich aus Leuten aus Finanzkreisen und Politikern umgebracht wurde. Wir warfen in dem Film einige Fragen auf, die an den Innenminister Merabischwili gerichtet waren, denn es gibt da einige sehr korrupte Deals, die er zu verantworten hat. Wir haben unsere Stimme erhoben und das war also seine Antwort darauf."
Der Fall Kakabadze ist nur ein Beispiel für den beklagenswerten Stand der Pressefreiheit in Georgien. Zwei Jahre nach dem Machtantritt des Präsidenten Michael Saakaschwili zeigen die Rosen seiner Revolution ihre Dornen.
"Viele Ideen der Revolution sind der herrschenden Clique abhanden gekommen. Nicht allen aus der Regierung, aber den fünf, sechs Leuten, die jetzt die Macht in ihren Händen haben, darunter ist leider auch der Präsident. Aber das gefährlichste für unser Land ist derzeit die Vernachlässigung von demokratischen Prinzipien, wie der Meinungs- und von Pressefreiheit."
Die Arbeitsbedingungen für Journalisten haben sich in den vergangenen zwei Jahren enorm verschlechtert. Zu diesem Ergebnis kommen "Reporter ohne Grenzen" in ihrem kürzlich veröffentlichten Jahresbericht: Georgien ist von Platz 73 auf Platz 99 zurückgefallen. Denn die harte Hand, mit der die Regierung gegen Korruption durchgreifen will, beweist sie in erster Linie in ihrer eigenen Informationspolitik: Kritische Journalisten werden gar nicht mehr zu Pressekonferenzen eingeladen. Auf ungenehme investigative Beiträge über Korruption und Bereicherung der Parlamentarier folgen nicht selten Anrufe aus den Ministerien:
"Vielen Journalisten wurde mit Gehaltsentzug gedroht, anderen mit Rausschmiss. Und seit 2004 bis Sommer 2005 wurden bei uns sechs sehr interessante Talkshows mit unabhängigen Journalisten eingestellt."
Der oppositionelle Kanal Rustawi 2, den Saakaschwili einst für die Revolution zu nutzen wusste, stellte in einem Akt der Selbstzensur als einer der ersten seine Investigationssendung ein. Und auch der unterschrockene Irakli Kakabadze ist nicht frei von den Folgen der Einschüchterungen.
"Ich habe Irakli mehrfach vollkommen zusammenbrechen sehen in den letzten Wochen, bis hin zu Tränen, aber er macht sich dann wieder stark. Er meint, dass er das seiner Gesellschaft, diesem Lande Georgien und dem Lande Europa als Einzelland angesehen, dass er es diesem Gedankenbild schuldet, dass er jetzt hier etwas weitermachen muss."
Kakabadze hat es sich noch einmal überlegt. Eine Woche, nachdem er das Ende seiner Show ankündigte, steht er erneut vor der Kamera.