Wir kommen aus Richtung Westen nach Sandomierz. Schon aus großer Entfernung erkennt man das Schloss, das auf einem Hügel über der Stadt thront. Dahinter ragen mehrere Kirchtürme unterschiedlicher Baustile empor. Der Blick weckt Neugier auf diese ostpolnische Kleinstadt. Der erste Punkt auf unserem Besichtigungsprogramm ist das Schloss. Von oben aus genießen wir zuerst einen Blick auf die Weichsel, dann erzählt uns Stadtführerin Dorota Królikowska:
"Sandomierz ist eine Stadt auf sieben Bergen so wie Rom. Diese Hügel hier ist am höchsten und eben deshalb entstand die Stadt hier, weil sie am besten zu verteidigen war."
Królikowska zeigt auf das prächtige Gebäude mit weiß verputzen Wänden und einem leuchtend roten Dach:
"Auf diesem Hügel begann überhaupt die Geschichte der Stadt. Hier war eine Burg, später ein Schloss der Herzöge von dem Herzogtum Sandomierz. Und der König Kazimierz der Große hat ein königliches Schloss hier bauen lassen."
Das war im 14. Jahrhundert. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Schloss kontinuierlich aus- und umgebaut. Denn Sandomierz spielte eine wichtige Rolle in der polnischen Geschichte. Es war nicht nur der Sitz von Fürsten sondern
"Die Könige hatten hier auch ihren Sitz, im Schloss. Sie kamen hier relativ oft zu verschiedenen Feierlichkeiten. Aber auch zum Beispiel Gerichtsverhandlungen führten die Könige hier. Das politische polnische Leben wurde auch hier in Sandomierz geführt."
Gegründet bereits im 10. Jahrhundert gehörte Sandomierz früher zu den größten und bedeutendsten Städten Polens. Heute zählt die ostpolnische Stadt gerademal 25.000 Einwohner und hat als Kreisstadt kaum politische Bedeutung, wie der Bürgermeister Jerzy Borowski mit gesenkter Stimme erzählt. Er ist trotzdem stolz auf seine Stadt:
"Hier wurden auch Königinnen geboren, deshalb kam ich auf die Idee: Sandomierz - "die königliche Stadt" zu nennen. Krakau wird sogenannt, weil dort Könige geboren wurden genauso wie in unserer Stadt."
So schmückt sich Sandomierz seit fünf Jahren mit der Bezeichnung: "Die königliche Stadt."
Im 17. Jahrhundert wurde das Schloss von den Schweden während des polnisch-schwedischen Krieges zum größten Teil zerstört, erzählt die Stadtführerin Królikowska.
"Das was wir heute besichtigen das ist nur ein Viertel des ehemaligen Renaissance-Schlosses in Sandomierz. Das Schloss wurde von den Russen Anfang des 19. Jahrhunderts in ein Gefängnis umgewandelt. Angeblich ist ein der schönste Beispiele der klassizistischen Gefängnis- Architektur in Polen."
scherzt die Stadtführerin und führt uns weiter an der Kathedrale vorbei zur spätromanischen Jakobskirche, die älteste polnische Ziegelkirche. Dahinter schließt sich das 400 Jahre alte Collegium Gostomianum an,eine der ältesten polnischen Oberschulen Sandomierz ist ein Museum unter freiem Himmel, betont Królikowska. Es gibt in der Stadt rund 120 Sehenswürdigkeiten:
"Und das sind Gebäude aus verschiedenen Epochen. Sandomierz wurde mehrmals überfallen, zerstört. Deshalb wurde die Stadt sehr häufig aufs Neue gebaut. In der Stadt Sandomierz spiegelt die Geschichte Polens wider. Verschiedene Kriege haben die Substanz der Stadt zerstört. Trotzdem ist es eine schöne Sammlung von Sehenswürdigkeiten aus verschiedenen Epochen bis heute erhalten geblieben."
Dann gelangen wir zum Marktplatz. In der Mitte steht das Rathaus aus dem 14. Jahrhundert. Gebaut aus roten Ziegeln, die große Attika verziert das Dach. In dem weiß verputzten Turm, der an der vorderen Seite des Rathauses steht, befindet sich ein Arkadieneingang.
Nicht nur wegen der häufigen Königsbesuche wuchs das Ansehen der Stadt. Wichtig für die Entwicklung war vor allem der rege Handel, darin erklärt sich auch der frühere Reichtum der Stadt. Hier trafen sich Händler aus verschiedensten Ländern Europas, denn:
"Hier kreuzten sehr wichtige internationale Handelswege. Der wichtigste Weg führte von Westeuropa über Bayern, Prag, Breslau, Krakau, Sandomierz nach Kiew. Und noch weiter nach Osten."
Rings um den Markt stehen Bürgerhäuser, die durch Lagerkeller miteinander verbunden sind. In diesen Kellern, die sich unter dem gesamten Marktplatz samt angrenzenden Häusern erstrecken, haben einst die heimischen Kaufleute ihre Ware gelagert. Heute sind die Keller zur Besichtigung geöffnet. Jedoch kaum bekannt. Auch wir wussten davon vorher nicht. Umso neugieriger begeben wir uns auf die unterirdische Route.
"Wenn es heiß ist draußen, dann ist es sehr angenehmen in diesem Keller. Von der Sonne kann man sich verstecken."
und dabei die gotischen verwinkelten Räume besichtigen.
"Diese ganze Strecke der Keller, die erhalten geblieben ist, zählt ungefähr 500 Meter und es wurden die Keller auf verschiedenen Ebenen erhalten. Deshalb reichen die Keller bis zwölf Meter unter die Erde. Früher waren sie noch tiefer bis 15 Meter unter der Erde. Also es gab einige Etagen der Keller unter jedem Haus. Im 14. 15.und noch im 16. Jahrhundert gab es unter der Stadt ein wahres Labyrinth. Aber seit der Vernichtung der Stadt im 17. Jahrhundert von den Schweden, wurden diese Keller nicht mehr gebraucht, deshalb waren sie im 20. Jahrhundert in einem sehr schlechten Zustand, deshalb begannen sie zusammenzufallen."
Das war in den 60er- und 70er-Jahren. Der Stadt drohte eine wahre Katastrophe. Bergleute aus Schlesien kamen nach Sandomierz, um die mittelalterliche Stadt vor dem- buchstäblichen- Untergang zu bewahren. Sie haben die Keller zum größten Teil zugeschüttet:
Wir gehen immer weiter, die Orientierung versagt hier völlig. Es gibt kleinere Treppen mal runter, mal wieder rauf.
"Sie wissen den Weg zurück” "
Die unterirdische Route führt durch 34 Hohlräume. In den Räumen sind verschiedene Ausstellungen zu sehen, die mit der Stadt und ihrer Umgebung verbunden sind, erzählt die Stadtführerin:
""Zum Beispiel diese Ausstellung von Porzellan aus Æmielów. Eine kleine Stadt 30 Kilometer von Sandomierz entfernt. Das ist das meist bekannte Porzellanwerk in Polen. Links befindet sich der gestreifte Feuerstein. Feuerstein ist bekannt aber in dieser Form gestreift, kommt dieser Stein nur in einer Stelle in der ganzen Welt vor und das ist das Sandomierzer Land. In Sandomierz wird schon seit den 70er-Jahren Schmuck mit dem Stein gemacht."
Der Ausgang aus dem Keller ist direkt beim Rathaus. Die große Uhr auf dem Turm schlägt gerade Mittag. Dann kommt der Hejnal zur Erinnerung an einem berühmten Stadtbürger:
""Das ist die Musik von dem bekanntesten polnischen Komponisten der Renaissancezeit Mikolaj Gomólka. Er war der Hofkomponist des polnischen Königs. Aber er war auch der Bürger von Sandomierz"."
Die Musik hallt ein paar Minuten lang über die Altstadt von Sandomierz. Wir suchen uns einen Platz in einem Café, wo sich bereits viele polnische Touristen tummeln, um die traditionellen Sandomierzer Köstlichkeiten, wie ein spezielles Baguette, Wurst oder Schmalz zu probieren.
"Sandomierz ist eine Stadt auf sieben Bergen so wie Rom. Diese Hügel hier ist am höchsten und eben deshalb entstand die Stadt hier, weil sie am besten zu verteidigen war."
Królikowska zeigt auf das prächtige Gebäude mit weiß verputzen Wänden und einem leuchtend roten Dach:
"Auf diesem Hügel begann überhaupt die Geschichte der Stadt. Hier war eine Burg, später ein Schloss der Herzöge von dem Herzogtum Sandomierz. Und der König Kazimierz der Große hat ein königliches Schloss hier bauen lassen."
Das war im 14. Jahrhundert. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Schloss kontinuierlich aus- und umgebaut. Denn Sandomierz spielte eine wichtige Rolle in der polnischen Geschichte. Es war nicht nur der Sitz von Fürsten sondern
"Die Könige hatten hier auch ihren Sitz, im Schloss. Sie kamen hier relativ oft zu verschiedenen Feierlichkeiten. Aber auch zum Beispiel Gerichtsverhandlungen führten die Könige hier. Das politische polnische Leben wurde auch hier in Sandomierz geführt."
Gegründet bereits im 10. Jahrhundert gehörte Sandomierz früher zu den größten und bedeutendsten Städten Polens. Heute zählt die ostpolnische Stadt gerademal 25.000 Einwohner und hat als Kreisstadt kaum politische Bedeutung, wie der Bürgermeister Jerzy Borowski mit gesenkter Stimme erzählt. Er ist trotzdem stolz auf seine Stadt:
"Hier wurden auch Königinnen geboren, deshalb kam ich auf die Idee: Sandomierz - "die königliche Stadt" zu nennen. Krakau wird sogenannt, weil dort Könige geboren wurden genauso wie in unserer Stadt."
So schmückt sich Sandomierz seit fünf Jahren mit der Bezeichnung: "Die königliche Stadt."
Im 17. Jahrhundert wurde das Schloss von den Schweden während des polnisch-schwedischen Krieges zum größten Teil zerstört, erzählt die Stadtführerin Królikowska.
"Das was wir heute besichtigen das ist nur ein Viertel des ehemaligen Renaissance-Schlosses in Sandomierz. Das Schloss wurde von den Russen Anfang des 19. Jahrhunderts in ein Gefängnis umgewandelt. Angeblich ist ein der schönste Beispiele der klassizistischen Gefängnis- Architektur in Polen."
scherzt die Stadtführerin und führt uns weiter an der Kathedrale vorbei zur spätromanischen Jakobskirche, die älteste polnische Ziegelkirche. Dahinter schließt sich das 400 Jahre alte Collegium Gostomianum an,eine der ältesten polnischen Oberschulen Sandomierz ist ein Museum unter freiem Himmel, betont Królikowska. Es gibt in der Stadt rund 120 Sehenswürdigkeiten:
"Und das sind Gebäude aus verschiedenen Epochen. Sandomierz wurde mehrmals überfallen, zerstört. Deshalb wurde die Stadt sehr häufig aufs Neue gebaut. In der Stadt Sandomierz spiegelt die Geschichte Polens wider. Verschiedene Kriege haben die Substanz der Stadt zerstört. Trotzdem ist es eine schöne Sammlung von Sehenswürdigkeiten aus verschiedenen Epochen bis heute erhalten geblieben."
Dann gelangen wir zum Marktplatz. In der Mitte steht das Rathaus aus dem 14. Jahrhundert. Gebaut aus roten Ziegeln, die große Attika verziert das Dach. In dem weiß verputzten Turm, der an der vorderen Seite des Rathauses steht, befindet sich ein Arkadieneingang.
Nicht nur wegen der häufigen Königsbesuche wuchs das Ansehen der Stadt. Wichtig für die Entwicklung war vor allem der rege Handel, darin erklärt sich auch der frühere Reichtum der Stadt. Hier trafen sich Händler aus verschiedensten Ländern Europas, denn:
"Hier kreuzten sehr wichtige internationale Handelswege. Der wichtigste Weg führte von Westeuropa über Bayern, Prag, Breslau, Krakau, Sandomierz nach Kiew. Und noch weiter nach Osten."
Rings um den Markt stehen Bürgerhäuser, die durch Lagerkeller miteinander verbunden sind. In diesen Kellern, die sich unter dem gesamten Marktplatz samt angrenzenden Häusern erstrecken, haben einst die heimischen Kaufleute ihre Ware gelagert. Heute sind die Keller zur Besichtigung geöffnet. Jedoch kaum bekannt. Auch wir wussten davon vorher nicht. Umso neugieriger begeben wir uns auf die unterirdische Route.
"Wenn es heiß ist draußen, dann ist es sehr angenehmen in diesem Keller. Von der Sonne kann man sich verstecken."
und dabei die gotischen verwinkelten Räume besichtigen.
"Diese ganze Strecke der Keller, die erhalten geblieben ist, zählt ungefähr 500 Meter und es wurden die Keller auf verschiedenen Ebenen erhalten. Deshalb reichen die Keller bis zwölf Meter unter die Erde. Früher waren sie noch tiefer bis 15 Meter unter der Erde. Also es gab einige Etagen der Keller unter jedem Haus. Im 14. 15.und noch im 16. Jahrhundert gab es unter der Stadt ein wahres Labyrinth. Aber seit der Vernichtung der Stadt im 17. Jahrhundert von den Schweden, wurden diese Keller nicht mehr gebraucht, deshalb waren sie im 20. Jahrhundert in einem sehr schlechten Zustand, deshalb begannen sie zusammenzufallen."
Das war in den 60er- und 70er-Jahren. Der Stadt drohte eine wahre Katastrophe. Bergleute aus Schlesien kamen nach Sandomierz, um die mittelalterliche Stadt vor dem- buchstäblichen- Untergang zu bewahren. Sie haben die Keller zum größten Teil zugeschüttet:
Wir gehen immer weiter, die Orientierung versagt hier völlig. Es gibt kleinere Treppen mal runter, mal wieder rauf.
"Sie wissen den Weg zurück” "
Die unterirdische Route führt durch 34 Hohlräume. In den Räumen sind verschiedene Ausstellungen zu sehen, die mit der Stadt und ihrer Umgebung verbunden sind, erzählt die Stadtführerin:
""Zum Beispiel diese Ausstellung von Porzellan aus Æmielów. Eine kleine Stadt 30 Kilometer von Sandomierz entfernt. Das ist das meist bekannte Porzellanwerk in Polen. Links befindet sich der gestreifte Feuerstein. Feuerstein ist bekannt aber in dieser Form gestreift, kommt dieser Stein nur in einer Stelle in der ganzen Welt vor und das ist das Sandomierzer Land. In Sandomierz wird schon seit den 70er-Jahren Schmuck mit dem Stein gemacht."
Der Ausgang aus dem Keller ist direkt beim Rathaus. Die große Uhr auf dem Turm schlägt gerade Mittag. Dann kommt der Hejnal zur Erinnerung an einem berühmten Stadtbürger:
""Das ist die Musik von dem bekanntesten polnischen Komponisten der Renaissancezeit Mikolaj Gomólka. Er war der Hofkomponist des polnischen Königs. Aber er war auch der Bürger von Sandomierz"."
Die Musik hallt ein paar Minuten lang über die Altstadt von Sandomierz. Wir suchen uns einen Platz in einem Café, wo sich bereits viele polnische Touristen tummeln, um die traditionellen Sandomierzer Köstlichkeiten, wie ein spezielles Baguette, Wurst oder Schmalz zu probieren.