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Die Stützen des Verbandes

Ein Jahr vor den Winter-Spielen von Sotschi sind Aljona Savchenko und Robin Szolkowy weiterhin das Aushängeschild der Deutschen Eislauf Union. Auch wenn die Chemnitzer Paarläufer bei der Eiskunstlauf-WM mit Silber die Titelverteidigung verpassten. Ihr Erfolg ist untrennbar verbunden mit ihrem stasibelasteten Trainer Ingo Steuer, in dessen Causa längst noch nicht alle Fragen geklärt sind.

Von Andrea Schültke | 17.03.2013
    Aljona Savchenko und Robin Szolkowy sind die einzigen A-Kader Athleten der Deutschen Eislauf Union. Damit sichern sie dem Verband einen wichtigen Teil seiner jährlichen Förderung durch das Bundesinnenministerium. Das Ministerium zahlte der DEU im Jahr 2011 etwa 650 000 Euro an Fördermitteln. Auch von seinem Preisgeld muss das Chemnitzer Vorzeige-Paar 10 Prozent an seinen Verband abtreten. Ihren Trainer Ingo Steuer, der als IM Thorsten für die Stasi spitzelte, müssen die Sportler finanzieren, nicht der Verband:

    "Weil die Tätigkeiten als IM für die Stasi das einfach nicht zulassen und weil es Verordnungen, Erlässe entsprechend hierzu gibt und Leistungen und Zahlungen die Förderungsmittel der DEU nicht nur gefährden würden sondern auf null reduzieren würden und deshalb geht’s halt nicht."

    Erläutert Uwe Harnos, Vize-Präsident der Deutschen Eislauf Union.
    Im Jahr 2008 kam es laut Karla Vogt-Röller, der Anwältin der Chemnitzer, zu einem Vergleich mit der Deutschen Eislauf Union:

    "Wo dann sich die DEU verpflichtet hat, die zu fördern. Damals wollte die Deutsche Eislauf Union den Dreien mehrere oder einen Sponsor zuführen und dann aus denVerträgen ein Betrag von 250000 Euro den Klägern dann zur Verfügung stellen."

    Uwe Harnos stellt das anders dar:

    "An die Drei sollte gar nichts fließen, weil die DEU an Herrn Steuer nichts zahlen kann, aus den vorgenannten Gründen."

    Man habe sich in einem Mediationsverfahren geeinigt, so der Jurist weiter:

    "Die Idee war, dass man versucht, sich gemeinsam zu vermarkten und dann ein Großteil der Vermarktungsergebnisse dann an die Sportler gehen."

    Den gemeinsamen Sponsor für den Verband und die Sportler gibt es bis heute nicht und damit auch keine Zahlung. Uwe Harnos:

    "Wenn man aber gar keine gemeinsame Vermarktung auf den Weg bringen kann, dann kann man natürlich auch keine 250 000 Euro fließen lassen."

    Inzwischen hat das Trio eigenständig einen Förderer gefunden. Der ermögliche ihnen eine professionelle Vorbereitung auf die Wettkämpfe, so Anwältin Vogt-Röller. Die 250 000 Euro seien deshalb aber noch nicht abgehakt:

    "Die Forderung steht weiter im Raum, und im Augenblick ist es nicht verfolgt worden, weil es nicht tunlich war, man ist auch irgendwie drauf angewiesen gewesen, doch mit der DEU zusammenzuarbeiten. Gegen den Verband können auch drei ganz, ganz starke Persönlichkeiten nicht dauerhaft arbeiten da pocht man nicht auf jedes Recht was man vielleicht hat. Man muss erst Mal das Tagesgeschehen ermöglichen und das ist immer das Training und die Wettkämpfe."

    Das nächste große Ziel der Chemnitzer sind die Olympischen Winterspiele im kommenden Jahr. Danach wollen Savchenko/Szolkowy ihre Karriere beenden – am liebsten natürlich mit der Olympischen Goldmedaille. Ob danach ein neuer Anlauf unternommen wird, die 250 000 Euro von der DEU zu bekommen, ist laut Anwältin Vogt-Röller noch offen.


    "Das ist im Augenblick überhaupt nicht Thema. Thema ist für die Drei: wir wollen trainieren unter besten Umständen ,wir wollen hervorragende Leistungen vollbringen und da geht es nicht darum welches Geld man 2014 machen könnte."

    Sollte das Paar nach Sotschi doch die Forderung weiter verfolgen und der Verband gerichtlich zur Zahlung verpflichtet werden, bekäme die DEU große finanzielle Probleme:

    "2006, da stand die DEU vor der Insolvenz, Im Moment sind die Verhältnisse bei der DEU geordnet, sicherlich ist die DEU wirtschaftlich nicht auf Rosen gebettet, und ein Betrag in der Größenordnung würde die DEU sicherlich wieder in die Gefahr einer Insolvenz bringen, weil das Geld einfach nicht zur Verfügung steht."

    Es scheint, als bestehe zwischen der Deutschen Eislauf Union und ihren erfolgreichsten Sportlern zurzeit ein Stillhalteabkommen. Davon profitieren beide Seiten: Der Verband finanziell, die Athleten durch ein sportpolitisches Dach über dem Kopf. Nach dem Karriereende von Aljona Savchenko und Robin Szolkowy 2014 wird sich das auf jeden Fall ändern.