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Die Suche nach dem Google-Code

Internet.- Sogenannte Suchmaschinenoptimierer sind Menschen, die dafür sorgen, dass die Webseiten ihrer Auftraggeber in der Ergebnisanzeige von Google möglichst weit vorne stehen. Nun trafen sich mehrere hundert dieser Optimierer in München.

Von Achim Killer | 09.04.2011
    Sie ist der Star der Search Marketing Expo Maile Ohye. Ihr Titel: Developer Programs Tech Lead. Auf Deutsch: Sie ist die Frau, die Google bei öffentlichen Veranstaltungen präsentiert. Maile Ohye weiß, was alle anderen im Kongress-Saal zu erraten versuchen, nämlich nach welchen Kriterien Google die Ergebnisse einer Suchanfrage reiht. Eine ganze Branche, die der Suchmaschinenoptimierer, befasst sich mit nichts anderem als diesem Unternehmensgeheimnis des Internet-Giganten.

    Das kann sehr lukrativ sein. Denn Seiten, die oben in der Ergebnisanzeige stehen, werden bevorzugt angeklickt, also auch ihre Werbebanner. Und wenn es sich dabei um die Seiten eines Webshops handelt, dann wird vor allem dort eingekauft.

    "Wir versuchen herauszufinden, warum Google einige Seiten weiter vorne in der Ergebnisanzeige listet als andere. Viele Leute haben Google gefragt. Aber das Unternehmen ist der Auffassung, dass solche Informationen geheim sein sollten, und antwortet deshalb nicht direkt. Aber es liefert Anhaltspunkte. Und durch die Analyse der Suchergebnisse selbst kann man sehr viele Einsichten gewinnen",

    so Rand Fishkin, der Chef von SEOmoz, über das Geschäft, in dem sein Unternehmen kräftig mitmischt. Maile Ohye steht ziemlich weit oben in der Konzernhierarchie. Trotzdem mag sie nichts in ein Mikrophon sagen, ohne dass ihr ein Pressesprecher zur Seite steht. Jener möchte vorab wissen, was gefragt wird, und das Interview vor Drucklesung lesen. Der Hinweis allerdings, dass beim Radio nicht gedruckt wird, leuchtet ihm ein. Und so sagt Maile Ohye denn auch – ganz allgemein – nach welchen Kriterien Google Suchergebnisse auflistet:

    "Da gehen über 200 Faktoren ein. Im Lauf der Zeit sind immer mehr dazukommen. Und jedes Jahr nehmen wir rund 500 Verbesserungen vor."

    Zum Jahreswechsel hat Google diesen Kriterienkatalog stark überarbeitet, um Seiten auszusortieren, die sogenannte Content Mills erstellen, Inhalts-Mühlen. Auch das ist eine Branche, die im Umfeld von Google entstanden ist. Ihre Betreiber orientieren sich an populären Suchbegriffen und beauftragen dann – meist schlecht bezahlte - Schreiber damit, Texte zu erstellen, in denen diese Suchbegriffe möglichst oft vorkommen. Sie verkaufen Anzeigenplätze und haben bis vor einigen Monaten glänzend damit verdient. Mittlerweile ist ihr Geschäft schwieriger geworden.

    "Inhalte zu erstellen, die nur auf Suchmaschinen ausgerichtet sind, schien, eine Zeit lang eine Wachstumsbranche zu sein. Das ist eine Spam-Technik. Wir bekämpfen das. Unser jüngstes Update, das qualitativ schlechte Seiten kritisch bewertet, betrifft denn auch zehn Prozent der Suchergebnisse."

    Darüber hinaus verändern aktuelle Internettrends die Suchanzeige, die Lokalisierung etwa: Wer heute von einem Rechner in München aus nach Museen sucht, bekommt andere angezeigt als ein Düsseldorfer. Früher war das anders. Und vor allem das Web 2.0 verändert Google. Auf Facebook oder Twitter gepostete Links – social signals, wie Maile Ohye das nennt – sie spielen eine immer größere Rolle dabei, ob Google eine Seite für relevant hält oder nicht.

    Facebook beeinflusst Google. Und zu den allgegenwärtigen Gefällt-mir-Buttons im Web führt der Konzern mit "+1” gerade eine hauseigene Alternative ein. Vielleicht müssen Suchmaschinenoptimierer künftig denn auch nicht mehr gar so viel darüber grübeln, was Google für relevant hält. Die Surfer zumindest tun dies ganz offen kund.

    "Googles Ankündigung von "+1" unterstreicht das: Was der Surfer meint, wofür er sich ausspricht, was er mit seinen Freunden teilt, was die teilen, ist wichtig für die Ergebnisanzeige."