"Mr. Greene sagte, er werde gegen jegliche Idee einer Parlamentsreform eintreten. Für so großartig man die Idee der Aristokratie halte, so verletzlich und gefährlich sei die Demokratie."
In diesem Artikel der "Times" vom 2. Februar 1785 taucht das Wort Demokratie erstmals auf. Mr. Greene, der die Herrschaft des Königs der von Abgeordneten vorzieht, sprach vor dem irischen Parlament. Die "Times" zitiert die Debatte über zwei Seiten hinweg. Vier Seiten Umfang hatte das Blatt damals. Es kostete zweieinhalb Pence und hieß noch gar nicht "The Times", sondern "The Universal Daily Register" (das allgemeine tägliche Register), "Printed Logographically by His Majesty’s Patent", also: gedruckt mit einem königlich patentierten Verfahren, bei dem der Setzer nicht einzelne Buchstaben, sondern Buchstabenblöcke, oft ganze Wörter für den Druck vorbereitet.
Drei Jahre später, am 15. Mai 1788, berichtet die "Times" skeptisch von einer Revolution in einem anderen Parlament, nämlich im französischen. Und wenig später noch skeptischer von dem prominentesten Opfer der Revolution: Marie Antoinette. Die französische Königin wurde am 16. Oktober 1793 auf der Place de la Concorde enthauptet. Eine Woche später sind die Nachrichten nach London gelangt, und die "Times" schreibt:
"Mit aufrichtigem Bedauern bestätigen wir einen gestern verbreiteten allgemeinen Bericht, der das Schicksal jener unglücklichen Prinzessin wiedergibt, die am Mittwoch unter der Axt der Guillotine litt."
All das und unendlich viel mehr ist online, also über das Internet nachzulesen und recherchierbar, im Augenblick sogar kostenlos. Die Archivare der Times haben dazu in jahrelanger Arbeit alle 20 Millionen Seiten von 1785 bis 1985 nicht nur eingescannt, also digitalisiert, sondern auch textmäßig hinlänglich erschlossen, sodass man zum Beispiel nach dem Wort "Rundfunk", englisch "Broadcast", gezielt suchen kann. Es kommt sporadisch im 19. Jahrhundert in der Landwirtschaft vor, wo "to broadcast" aussäen bedeutet. Der erste Radio-Artikel stammt vom 19. März 1922 und trägt die Überschrift:
"Wireless for All"
Drahtloser Funk für alle. Ein halbes Jahr später, am 18. Oktober 1922, schreibt der Kölner Korrespondent der "Times" über das Erstarken einer neuen paramilitärischen Organisation in Deutschland. Wir übersetzen:
"Einer Nachricht aus Augsburg zufolge ahmen die National-Sozialisten in Bayern die italienischen Faschisten nach. Unter dem Kommando eines Herrn Hitler hielten etwa 180 bewaffnete Männer in Rosenheim ein Biwak ab und fuhren anschließend in Lastkraftwagen nach Allach, wo es Zusammenstöße zwischen ihnen und einigen Arbeitern gab. Bevollmächtigte von Herrn Hitler haben Berichten zufolge im gesamten Bayerischen Oberland erhebliche Mengen an Waffen gekauft."
18 Jahre später fühlte sich "Herr Hitler" so stark, dass er London bombardierte. Ein Geschoss traf 1940 auch das Archiv der "Times".
Es gibt ältere Tageszeitungen als die "Times", aber keine, die über fast zweieinhalb Jahrhunderte kontinuierlich publiziert hat. Die ältesten Exemplare sind wegen der hohen Papierqualität in wesentlich besserem Zustand als spätere Ausgaben.
Die Öffnung dieses Archivs ist ein Meilenstein für das Internet. Man kann sich diesen gut lesbaren und noch nicht perfekt navigierbaren Informationsmengen auf verschiedenste Weisen nähern: als an einem speziellen Thema interessierter Historiker. Oder als Medienwissenschaftler, der zum Beispiel weiß, seit wann Tageszeitungen Auslandskorrespondenten unterhielten, jetzt aber lesen will, in welchem Stil sie vor 150 Jahren, vor 100 und vor 50 Jahren schrieben.
Oder man liest die "Times" einfach nur, um ein Gefühl für die Zeit zu bekommen: Wie die Briten Anfang des 19. Jahrhunderts Goethe, der damals ein alter Herr war, schätzten, ihn aber nicht ganz verstanden, und Napoleon verachteten, den sie immer den "Buonaparte" nannten, und den neuen Amerikanischen Präsidenten einordneten, diesen merkwürdig sympathischen Republikaner, der die Sklaverei abschaffen will:
"Lincoln ist ein dünner Riese, weit über sechs Fuß (1,80m) groß, kräftig, langgliedrig. Er geht bedächtig und senkt dabei, wie die meisten besonnenen Männer, seinen Kopf nach vorn und nach unten. Wie die meisten amerikanischen Gentlemen kleidet er sich locker und ohne große Mühe, klappt seinen weißen Schlagkragen nach unten und trägt im Alltag das, was bei uns der Abendgarderobe vorbehalten bliebe."
In diesem Artikel der "Times" vom 2. Februar 1785 taucht das Wort Demokratie erstmals auf. Mr. Greene, der die Herrschaft des Königs der von Abgeordneten vorzieht, sprach vor dem irischen Parlament. Die "Times" zitiert die Debatte über zwei Seiten hinweg. Vier Seiten Umfang hatte das Blatt damals. Es kostete zweieinhalb Pence und hieß noch gar nicht "The Times", sondern "The Universal Daily Register" (das allgemeine tägliche Register), "Printed Logographically by His Majesty’s Patent", also: gedruckt mit einem königlich patentierten Verfahren, bei dem der Setzer nicht einzelne Buchstaben, sondern Buchstabenblöcke, oft ganze Wörter für den Druck vorbereitet.
Drei Jahre später, am 15. Mai 1788, berichtet die "Times" skeptisch von einer Revolution in einem anderen Parlament, nämlich im französischen. Und wenig später noch skeptischer von dem prominentesten Opfer der Revolution: Marie Antoinette. Die französische Königin wurde am 16. Oktober 1793 auf der Place de la Concorde enthauptet. Eine Woche später sind die Nachrichten nach London gelangt, und die "Times" schreibt:
"Mit aufrichtigem Bedauern bestätigen wir einen gestern verbreiteten allgemeinen Bericht, der das Schicksal jener unglücklichen Prinzessin wiedergibt, die am Mittwoch unter der Axt der Guillotine litt."
All das und unendlich viel mehr ist online, also über das Internet nachzulesen und recherchierbar, im Augenblick sogar kostenlos. Die Archivare der Times haben dazu in jahrelanger Arbeit alle 20 Millionen Seiten von 1785 bis 1985 nicht nur eingescannt, also digitalisiert, sondern auch textmäßig hinlänglich erschlossen, sodass man zum Beispiel nach dem Wort "Rundfunk", englisch "Broadcast", gezielt suchen kann. Es kommt sporadisch im 19. Jahrhundert in der Landwirtschaft vor, wo "to broadcast" aussäen bedeutet. Der erste Radio-Artikel stammt vom 19. März 1922 und trägt die Überschrift:
"Wireless for All"
Drahtloser Funk für alle. Ein halbes Jahr später, am 18. Oktober 1922, schreibt der Kölner Korrespondent der "Times" über das Erstarken einer neuen paramilitärischen Organisation in Deutschland. Wir übersetzen:
"Einer Nachricht aus Augsburg zufolge ahmen die National-Sozialisten in Bayern die italienischen Faschisten nach. Unter dem Kommando eines Herrn Hitler hielten etwa 180 bewaffnete Männer in Rosenheim ein Biwak ab und fuhren anschließend in Lastkraftwagen nach Allach, wo es Zusammenstöße zwischen ihnen und einigen Arbeitern gab. Bevollmächtigte von Herrn Hitler haben Berichten zufolge im gesamten Bayerischen Oberland erhebliche Mengen an Waffen gekauft."
18 Jahre später fühlte sich "Herr Hitler" so stark, dass er London bombardierte. Ein Geschoss traf 1940 auch das Archiv der "Times".
Es gibt ältere Tageszeitungen als die "Times", aber keine, die über fast zweieinhalb Jahrhunderte kontinuierlich publiziert hat. Die ältesten Exemplare sind wegen der hohen Papierqualität in wesentlich besserem Zustand als spätere Ausgaben.
Die Öffnung dieses Archivs ist ein Meilenstein für das Internet. Man kann sich diesen gut lesbaren und noch nicht perfekt navigierbaren Informationsmengen auf verschiedenste Weisen nähern: als an einem speziellen Thema interessierter Historiker. Oder als Medienwissenschaftler, der zum Beispiel weiß, seit wann Tageszeitungen Auslandskorrespondenten unterhielten, jetzt aber lesen will, in welchem Stil sie vor 150 Jahren, vor 100 und vor 50 Jahren schrieben.
Oder man liest die "Times" einfach nur, um ein Gefühl für die Zeit zu bekommen: Wie die Briten Anfang des 19. Jahrhunderts Goethe, der damals ein alter Herr war, schätzten, ihn aber nicht ganz verstanden, und Napoleon verachteten, den sie immer den "Buonaparte" nannten, und den neuen Amerikanischen Präsidenten einordneten, diesen merkwürdig sympathischen Republikaner, der die Sklaverei abschaffen will:
"Lincoln ist ein dünner Riese, weit über sechs Fuß (1,80m) groß, kräftig, langgliedrig. Er geht bedächtig und senkt dabei, wie die meisten besonnenen Männer, seinen Kopf nach vorn und nach unten. Wie die meisten amerikanischen Gentlemen kleidet er sich locker und ohne große Mühe, klappt seinen weißen Schlagkragen nach unten und trägt im Alltag das, was bei uns der Abendgarderobe vorbehalten bliebe."