Nicht jeder, der ein mit Listerien verseuchtes Räucherlachs-Canapé oder Mettbrötchen isst, der steckt sich mit den Bakterien an. Und nicht jeder, der sich ansteckt, wird auch krank. Bei schwangeren Frauen allerdings können sich Listerien im Körper schnell vermehren.
"Eine Listeriose während der Schwangerschaft ist für die werdende Mutter nicht so gefährlich."
Sagt Marc Lecuit vom Institut Pasteur in Paris. Für das werdende Kind aber ist eine solche Infektion lebensbedrohlich.
"Wenn sich der Fötus früh in der Schwangerschaft ansteckt, dann stirbt er meist, und es kommt zu einer Fehlgeburt. Wenn die Listeriose in einer fortgeschrittenen Phase der Schwangerschaft auftritt, dann kann das eine Frühgeburt auslösen. Das Kind kommt unreif zur Welt, und es ist infiziert, was in der Regel mit dramatischen Komplikationen einhergeht."
In Deutschland kommen jedes Jahr zwischen 20 und 40 Kinder mit einer Listeriose zur Welt. Infizierte Neugeborene sterben häufig bald nach der Geburt – oder sie tragen geistige Behinderungen davon, wenn das Bakterium eine Gehirn- oder Hirnhaut-Entzündung verursacht hat. Bislang unbekannt war, wie die Bakterien es schaffen, vom Körper der Schwangeren über die Plazenta zum Kind hinüberzuwandern. Dank aufwändiger Versuchsreihen glaubt Marc Lecuit nun den Mechanismus etwas besser zu verstehen. Klar ist: Die Bakterien legen eine weite Reise zurück. Mit den kontaminierten Speisen passieren sie Mund, Speiseröhre, Magen und gelangen in den Darm. Dort vermehren sich die Bakterien und dann kommt der entscheidende Schritt: Die Bakterien überwinden die Darmbarriere, und gelangen so ins Blut.
Allerdings nicht allein. Denn die Listerien lassen sich von Zellen des Immunsystems einverleiben: den Fresszellen. Diese Makrophagen sind spezialisiert darauf, Bakterien abzuräumen und zu verdauen. Bei den Listerien aber gelingt ihnen dies nicht. Und so reisen die Bakterien in den Makrophagen durch das Blut. Bei Schwangeren, sagt Marc Lecuit, ist es so, dass einige Bakterien sogar frei im Blut herumschwimmen können. Bei Menschen mit einem normal funktionierenden Immunsystem hätten die Bakterien keine Chance. Bei Schwangeren aber ist das Immunsystem herunter reguliert – ansonsten würde der Fötus als Fremdkörper abgestoßen. Diese vorübergehende Immunschwäche nutzen die Listerien aus. Die Bakterien scheinen erkennen zu können, wann sie in der Planzenta angekommen sind. Dort stoppen sie ihre Reise und heften sich an speziellen Zellen an.
"Wir konnten zeigen, dass es auf der Oberfläche der Bakterien spezielle Strukturen gibt. Diese Invasions-Proteine InlA und InlB reagieren wiederum mit speziellen Strukturen auf der Oberfläche der Plazenta-Zellen. Diese Rezeptoren heißen E-cadherin und Met."
Marc Lecuit und sein Team konnten im Tiermodell beweisen: Nur wenn diese vier Faktoren zusammen wirken, dann können Listerien hinüber wandern zum Fötus. Wie der Mechanismus genau funktioniert, das ist allerdings noch unbekannt. Direkten praktischen Nutzen verspricht der Fund erst einmal nicht: Zwar wäre es möglich Abwehrmoleküle, also Antikörper, zu entwickeln gegen die Invasions-Proteine. Diese ließen sich dann als Medikament einsetzen. Das Problem ist allerdings, dass eine Listerien-Infektion bei Schwangeren meist erst spät entdeckt wird. Würde die Infektion früher entdeckt, ließen sich die Bakterien auch mit Antibiotika einfach und effektiv bekämpfen. Für Marc Lecuit ist eine grundsätzliche Erkenntnis wichtiger.
"Listeria ist für mich eine Art Model-Organismus. Was für Listerien gilt, gilt mit großer Wahrscheinlichkeit auch für andere Bakterien-Arten. Auch andere Bakterien nutzen wahrscheinlich typische Strukturen auf der Oberfläche von Zellen im menschlichen Körper. Und das könnte erklären, warum bestimmte Bakterien bestimmte Gewebe bevorzugen."
Von Viren ist seit langem bekannt, dass sie bestimmte Gewebe-Typen bevorzugen: Hepatitis-Viren – zum Beispiel die Leber, AIDS-Viren Zellen des Immunsystems. Dank der Forschung von Marc Lecuit und seinem Team am Institut Pasteur wird man jetzt auch bei anderen Bakterien genauer hinschauen, wie sie es schaffen, andere Barrieren im Körper zu überwinden, zum Beispiel die Blut-Hirn-Schranke.
"Eine Listeriose während der Schwangerschaft ist für die werdende Mutter nicht so gefährlich."
Sagt Marc Lecuit vom Institut Pasteur in Paris. Für das werdende Kind aber ist eine solche Infektion lebensbedrohlich.
"Wenn sich der Fötus früh in der Schwangerschaft ansteckt, dann stirbt er meist, und es kommt zu einer Fehlgeburt. Wenn die Listeriose in einer fortgeschrittenen Phase der Schwangerschaft auftritt, dann kann das eine Frühgeburt auslösen. Das Kind kommt unreif zur Welt, und es ist infiziert, was in der Regel mit dramatischen Komplikationen einhergeht."
In Deutschland kommen jedes Jahr zwischen 20 und 40 Kinder mit einer Listeriose zur Welt. Infizierte Neugeborene sterben häufig bald nach der Geburt – oder sie tragen geistige Behinderungen davon, wenn das Bakterium eine Gehirn- oder Hirnhaut-Entzündung verursacht hat. Bislang unbekannt war, wie die Bakterien es schaffen, vom Körper der Schwangeren über die Plazenta zum Kind hinüberzuwandern. Dank aufwändiger Versuchsreihen glaubt Marc Lecuit nun den Mechanismus etwas besser zu verstehen. Klar ist: Die Bakterien legen eine weite Reise zurück. Mit den kontaminierten Speisen passieren sie Mund, Speiseröhre, Magen und gelangen in den Darm. Dort vermehren sich die Bakterien und dann kommt der entscheidende Schritt: Die Bakterien überwinden die Darmbarriere, und gelangen so ins Blut.
Allerdings nicht allein. Denn die Listerien lassen sich von Zellen des Immunsystems einverleiben: den Fresszellen. Diese Makrophagen sind spezialisiert darauf, Bakterien abzuräumen und zu verdauen. Bei den Listerien aber gelingt ihnen dies nicht. Und so reisen die Bakterien in den Makrophagen durch das Blut. Bei Schwangeren, sagt Marc Lecuit, ist es so, dass einige Bakterien sogar frei im Blut herumschwimmen können. Bei Menschen mit einem normal funktionierenden Immunsystem hätten die Bakterien keine Chance. Bei Schwangeren aber ist das Immunsystem herunter reguliert – ansonsten würde der Fötus als Fremdkörper abgestoßen. Diese vorübergehende Immunschwäche nutzen die Listerien aus. Die Bakterien scheinen erkennen zu können, wann sie in der Planzenta angekommen sind. Dort stoppen sie ihre Reise und heften sich an speziellen Zellen an.
"Wir konnten zeigen, dass es auf der Oberfläche der Bakterien spezielle Strukturen gibt. Diese Invasions-Proteine InlA und InlB reagieren wiederum mit speziellen Strukturen auf der Oberfläche der Plazenta-Zellen. Diese Rezeptoren heißen E-cadherin und Met."
Marc Lecuit und sein Team konnten im Tiermodell beweisen: Nur wenn diese vier Faktoren zusammen wirken, dann können Listerien hinüber wandern zum Fötus. Wie der Mechanismus genau funktioniert, das ist allerdings noch unbekannt. Direkten praktischen Nutzen verspricht der Fund erst einmal nicht: Zwar wäre es möglich Abwehrmoleküle, also Antikörper, zu entwickeln gegen die Invasions-Proteine. Diese ließen sich dann als Medikament einsetzen. Das Problem ist allerdings, dass eine Listerien-Infektion bei Schwangeren meist erst spät entdeckt wird. Würde die Infektion früher entdeckt, ließen sich die Bakterien auch mit Antibiotika einfach und effektiv bekämpfen. Für Marc Lecuit ist eine grundsätzliche Erkenntnis wichtiger.
"Listeria ist für mich eine Art Model-Organismus. Was für Listerien gilt, gilt mit großer Wahrscheinlichkeit auch für andere Bakterien-Arten. Auch andere Bakterien nutzen wahrscheinlich typische Strukturen auf der Oberfläche von Zellen im menschlichen Körper. Und das könnte erklären, warum bestimmte Bakterien bestimmte Gewebe bevorzugen."
Von Viren ist seit langem bekannt, dass sie bestimmte Gewebe-Typen bevorzugen: Hepatitis-Viren – zum Beispiel die Leber, AIDS-Viren Zellen des Immunsystems. Dank der Forschung von Marc Lecuit und seinem Team am Institut Pasteur wird man jetzt auch bei anderen Bakterien genauer hinschauen, wie sie es schaffen, andere Barrieren im Körper zu überwinden, zum Beispiel die Blut-Hirn-Schranke.