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Die Türkei fünf Monate nach dem Putschversuch
Die zerrüttete Gesellschaft

Überfüllte Gefängnisse, abgeschaltete Medien, kriegsähnliche Zustände im kurdischen Südosten - und eine von Angst und Hass geprägte Gesellschaft: Nach dem gescheiterten Putschversuch herrschen in der Türkei Krise und Chaos.

Von Luise Sammann |
    Behelmte Polizisten gehen in der türkischen Kurdenmetropole Diyarbakir gegen Demonstranten vor.
    Proteste nach Festnahme der Bürgermeister in Diyarbakir. (ILYAS AKENGIN / AFP)
    Fast alle gesellschaftlichen Gruppen scheinen auf die eine oder andere Art von den Folgen des im Juli verhängten Ausnahmezustandes betroffen zu sein. Selbst an den Börsen und auf den Basaren spiegelt sich die Unsicherheit einer von Terror und Gewalt traumatisierten Nation: Die Wirtschaft stagniert, die Stimmung unter den sonst sprichwörtlich gut gelaunten türkischen Händlern ist gedrückt. Und dennoch gibt es auch jene, die in all dem einen Sinn sehen. Erdogan und die AKP haben den 15. Juli zum Feiertag erklärt. Der abgewehrte Putschversuch soll als Fest der türkischen Demokratie in die Geschichte eingehen.
    Gesichter Europas über die zerrüttete türkische Gesellschaft, deren zerstrittene Gruppen oft nur noch eins zu verbinden scheint: Das Misstrauen.