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Die Umweltsituation im Wattenmeer

Sie stehen immer wieder im Kreuzfeuer der öffentlichen Kritik, wenn wirtschaftliche Interesse und Naturschutzinteressen aufeinanderprallen. Die deutschen Nationalparks. Insbesondere an der Küste wird der Lebensraum eng und die Nutzungsinteresse sind vielfältig. Der Zustand der Nationalparke wird durch ein wissenschaftliches Monitoring jedes Jahr neu ermittelt. Aktuell hat der Nationalpark Schleswig-holsteinisches Wattenmeer seinen Bericht zum Wattenmeer Monitoring im Jahr 2000 vorgelegt.

Von Frank Schweikert |
    Die ökologische Situation im schleswig-holsteinischen Wattenmeer ist insgesamt gut. So jedenfalls der Gesamteindruck der Wissenschaftler über ihren neu veröffentlichten Berichte über Nationalpark im Jahr 2000. Glücklich sind die Ökosystemforscher über den Flächenzuwachs bei den Salzwiesen in den vergangenen acht Jahren. Die Fläche dieses seltenen Lebensraumes ist um zehn Prozent größer geworden, Vegetationskartierungen zeigen deutlich, dass die Artenvielfalt zugenommen hat. Auch bei den Seehunden gibt es eine positive Entwicklung, die deswegen ökologisch so bedeutend ist, da sie im Zentrum des Nahrungsnetzes stehen und damit ein wichtiger ökologischer Indikator für das Gesamtsystem Wattenmeer sind: Dazu Nationalparkamtsleiter Bernd Scherer:

    19 Rastvogelarten haben ihre Bestände vergrößert, die Zahl der brütenden Seeregenpfeifer hat sich sogar um 20 Prozent erhöht.

    Aber die positive Bestandsentwicklung beispielsweise bei den Robben sollte nach Ansicht des wissenschaftlichen Monitoring Leiters des Nationalpark Klaus Koßmagk-Stephan nicht über die Gesamtsituation der Nordsee hinwegtäuschen, denn die ist immer noch erheblich belastet:

    Hundertprozentige Aussagen sind deswegen schwierig, weil es kaum Vergleichdaten aus anderen Gebieten gibt, nur 30 Parameter können werden untersucht, viele Stoffe wegen des begrenzten Budgets gar nicht.

    Ein ständiger Brennpunkt im Nationalpark ist die Fischerei: Mit ihren schweren Netzen wird jedes Jahr fast jeder Quadratzentimeter des Meeresbodens mehrmals regelrecht umgepflügt- und so einer großen Zahl von Pflanzen und Tieren die Lebensgrundlage genommen. Nationalparkamtschef Scherer kämpft daher seit Jahren für die Einrichtung einer absoluten Sperrzone um überhaupt vergleichen zu können wie sich das Gebiet ohne fischereiliche Nutzung entwickeln würde.

    Eine Quintessenz ist also nicht möglich, weil in vielen Bereichen der Nationalpark von vorne herein einen Kompromiss zwischen wirtschaftlichen Interessen und Naturschutz hinnehmen muss.

    Und der Mensch beeinflusst das System Wattenmeer nicht nur direkt, sondern auch indirekt. Mit dem Ballastwasser aus Schiffen oder durch den Import einer japanischen Auster wurden aus Versehen fremde Organismen in die heimischen Gewässer eingeschleppt. So beispielsweise die Pazifische Auster und das Englische Schlickgras. Ob diese neuen Arten das heimische Ökosystem verändern, beobachten Wissenschaftler wie Klaus Koßmagk-Stephan schon seit Jahren, jedoch vorläufig noch ohne schlüssiges Ergebnis:

    Mit cirka 5000 Jahren ist das Wattenmeer noch ein vergleichsweise junges Ökosystem, in dem sich noch vieles einspielen muss. Seit der wissenschaftlichen Beobachtung ab 1994 gibt es bislang noch kein Indiz dafür, dass eingeschleppte Arten heimische verdrängt haben.