Von hier aus ist von Las Palmas kaum noch etwas wahr zu nehmen – Schiffe, Kräne, Container versperren den Blick, das monotone Brummen der Hafens überdeckt alle anderen Geräusche. Luftlinie ist die Stadt etwa eineinhalb Kilometer entfernt, hinter den Hafenbecken.
Das hier, das ist der Königin Sofia Kai – eine vier Kilometer lange Mole, auf der allerdings keine Kräne stehen: sie ist eigentlich nur ein Anbau der Mauer, die den Hafen vom Meer trennt. Manche Schiffe, die keine Ladung umschlagen, machen hier für kurze Zeit fest. Andere machen nie wieder los. So wie der völlig verrostete Fischtrawler, den fünf Männer gerade auseinander nehmen – Pepe ist der Vorarbeiter:
"Wir räumen hier aus, damit man das Schiff hinterher mit dem Schneidbrenner zerlegen und die Stahlplatten verkaufen kann. Das Glas muss weg und das Holz, damit es nicht anfangen kann, zu brennen, wenn wir mit den Brennern dran gehen. Wir schneiden große Stücke raus, die werden mit einem Kran verladen und kommen zum Schrotthändler."
Bis vor ein paar Wochen haben auf dem völlig herunter gekommenen Schiff noch Menschen gelebt – der Reeder konnte den Lohn nicht mehr bezahlen, die Matrosen hatten nur das Schiff als Pfand für die Hoffnung, ihr Geld eines Tages noch zu sehen – doch inzwischen haben sie aufgegeben und sind weggegangen, auch ohne Geld, sagt Pepe:
"Ja, es waren Leute hier, aber seit wir die Konzession haben, ist niemand mehr da."
Innerhalb eines Monats wird auch der rostige Trawler verschwunden sein - Endstation Königin Sofia Kai. Immer wieder stranden hier Schiffsbesatzungen, weil Reeder in finanziellen Schwierigkeiten sind.
Sogar ein kleines Tankschiff dümpelt verlassen an der Mole. Hinauf kommt man nur über eine Strickleiter, die an der 15 Meter hohen Bordwand hängt. Ein kleiner Mann ist an Deck, vielleicht 1,65 Meter groß, in kurzen blauen Hosen, blauem Achselshirt und mit einer weißen Baseball-Kappe:
"Ich bin Elektromechaniker auf dem Tankschiff "Ibaya G" – und wir liegen hier seit August. Wir erleben hier also schon seit ein paar Monaten, dass wovon keiner weiß: ohne Essen, ohne Wasser, ohne Lebensmittel."
Der Reeder hat Schiff und Besatzung aufgegeben, erzählt Lazaro. Er stammt aus Cuba, auch Senegalesen sind an Bord, ein Philipino; die übliche bunte Mischung. Der Kapitän hat das Schiff verlassen – keine Option für die, die kein Erspartes haben. Das Kommando hat jetzt der zweite Offizier – Lazaro führt mich unter Deck:
Ein großer Mann kommt aus der Kajüte, wenige Millimeter kurz geschorenes weißes Haar, große Augen und beeindruckende Ohrläppchen, an denen nur die Ohrringe fehlen – das ist Pedro Leiva, der zweite Offizier der "Ibaya G"
"Ich lebe in Spanien, aber meine Familie lebt auf Cuba. Und der Kamerad, mit dem du gekommen bist, hat auf Cuba angeheuert. Wir haben beide Familie dort. Und den Familien geht es schlecht. Ich bin seit dem 14. März auf dem Schiff und habe nur für gut 15 Tage Lohn bekommen. Konkret: 860 Euro. Das ist alles."
Alle, die noch an Bord sind, haben Geld vom Reeder zu bekommen – und wenig Möglichkeiten, den Lohn einzutreiben. Das Schiff fährt unter panamaischer Flagge, die Behörden auf Gran Canaria erklären sich für nicht zuständig, sagt Lazaro:
"Ich verstehe nicht, wie es sein kann, dass die Justiz nicht einschreiten gegenüber diesen Elementen – denn das ist doch eine Mafia, um Dinge mal beim Namen zu nennen. Ich kann nicht verstehen, dass hier so viele Schiffe sich selbst überlassen werden – Chinesen, Japaner, Russen, aus der ganzen Welt. Dass das keiner kontrolliert, keiner sieht…"
Die Hafenmission und Kameraden von anderen Schiffen lassen der Besatzung des Tankschiffes von Zeit zu Zeit ein paar Nahrungsmittel zukommen, oder ein paar Liter Benzin für den Stromgenerator – so halten sich die Männer über Wasser. Noch hoffen Sie, dass der Reeder wieder flüssig und ihr Kahn wieder flott wird – und die "Ibaya G" dem Schneidbrenner entgeht…
Das hier, das ist der Königin Sofia Kai – eine vier Kilometer lange Mole, auf der allerdings keine Kräne stehen: sie ist eigentlich nur ein Anbau der Mauer, die den Hafen vom Meer trennt. Manche Schiffe, die keine Ladung umschlagen, machen hier für kurze Zeit fest. Andere machen nie wieder los. So wie der völlig verrostete Fischtrawler, den fünf Männer gerade auseinander nehmen – Pepe ist der Vorarbeiter:
"Wir räumen hier aus, damit man das Schiff hinterher mit dem Schneidbrenner zerlegen und die Stahlplatten verkaufen kann. Das Glas muss weg und das Holz, damit es nicht anfangen kann, zu brennen, wenn wir mit den Brennern dran gehen. Wir schneiden große Stücke raus, die werden mit einem Kran verladen und kommen zum Schrotthändler."
Bis vor ein paar Wochen haben auf dem völlig herunter gekommenen Schiff noch Menschen gelebt – der Reeder konnte den Lohn nicht mehr bezahlen, die Matrosen hatten nur das Schiff als Pfand für die Hoffnung, ihr Geld eines Tages noch zu sehen – doch inzwischen haben sie aufgegeben und sind weggegangen, auch ohne Geld, sagt Pepe:
"Ja, es waren Leute hier, aber seit wir die Konzession haben, ist niemand mehr da."
Innerhalb eines Monats wird auch der rostige Trawler verschwunden sein - Endstation Königin Sofia Kai. Immer wieder stranden hier Schiffsbesatzungen, weil Reeder in finanziellen Schwierigkeiten sind.
Sogar ein kleines Tankschiff dümpelt verlassen an der Mole. Hinauf kommt man nur über eine Strickleiter, die an der 15 Meter hohen Bordwand hängt. Ein kleiner Mann ist an Deck, vielleicht 1,65 Meter groß, in kurzen blauen Hosen, blauem Achselshirt und mit einer weißen Baseball-Kappe:
"Ich bin Elektromechaniker auf dem Tankschiff "Ibaya G" – und wir liegen hier seit August. Wir erleben hier also schon seit ein paar Monaten, dass wovon keiner weiß: ohne Essen, ohne Wasser, ohne Lebensmittel."
Der Reeder hat Schiff und Besatzung aufgegeben, erzählt Lazaro. Er stammt aus Cuba, auch Senegalesen sind an Bord, ein Philipino; die übliche bunte Mischung. Der Kapitän hat das Schiff verlassen – keine Option für die, die kein Erspartes haben. Das Kommando hat jetzt der zweite Offizier – Lazaro führt mich unter Deck:
Ein großer Mann kommt aus der Kajüte, wenige Millimeter kurz geschorenes weißes Haar, große Augen und beeindruckende Ohrläppchen, an denen nur die Ohrringe fehlen – das ist Pedro Leiva, der zweite Offizier der "Ibaya G"
"Ich lebe in Spanien, aber meine Familie lebt auf Cuba. Und der Kamerad, mit dem du gekommen bist, hat auf Cuba angeheuert. Wir haben beide Familie dort. Und den Familien geht es schlecht. Ich bin seit dem 14. März auf dem Schiff und habe nur für gut 15 Tage Lohn bekommen. Konkret: 860 Euro. Das ist alles."
Alle, die noch an Bord sind, haben Geld vom Reeder zu bekommen – und wenig Möglichkeiten, den Lohn einzutreiben. Das Schiff fährt unter panamaischer Flagge, die Behörden auf Gran Canaria erklären sich für nicht zuständig, sagt Lazaro:
"Ich verstehe nicht, wie es sein kann, dass die Justiz nicht einschreiten gegenüber diesen Elementen – denn das ist doch eine Mafia, um Dinge mal beim Namen zu nennen. Ich kann nicht verstehen, dass hier so viele Schiffe sich selbst überlassen werden – Chinesen, Japaner, Russen, aus der ganzen Welt. Dass das keiner kontrolliert, keiner sieht…"
Die Hafenmission und Kameraden von anderen Schiffen lassen der Besatzung des Tankschiffes von Zeit zu Zeit ein paar Nahrungsmittel zukommen, oder ein paar Liter Benzin für den Stromgenerator – so halten sich die Männer über Wasser. Noch hoffen Sie, dass der Reeder wieder flüssig und ihr Kahn wieder flott wird – und die "Ibaya G" dem Schneidbrenner entgeht…