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Die verzehrende Flamme der Kreativität

Erst nach dem klassischen Klavierstudium am Konservatorium seiner Heimatstadt schlug der Mailänder Stefano Battaglia, Jahrgang 1965, die Laufbahn des Jazzpianisten ein. Seither gleicht sein Parcours einem langen Prozess der musikalischen Selbstfindung, der immer eng verbunden war mit philosophischen und ästhetischen Fragen.

Von Karl Lippegaus |
    So verließ Battaglia nach einigen Jahren des Umherreisens mit Lee Konitz oder Enrico Rava bald wieder diese nomadische Existenz der Jazzmusiker, um sich beispielsweise in das Studium der Lehren von Georges Gurdjieff zu vertiefen.

    Die klassische Klavierliteratur hat er bei aller Freude am Improvisieren nie vernachlässigt, sondern immer mitschwingen lassen. Battaglia verließ die Großstadt und zog aufs Land in die Nähe von Siena, wo er jeden Sommer an der berühmtesten Jazzakademie Italiens unterrichtet.

    Wie der Pianist in einem langen Gespräch mit Karl Lippegaus auf Schloss Elmau erzählt, gaben all diese Veränderungen in seinem Leben den Ausschlag für die großen Projekte, die er in den letzten Jahren verwirklicht hat: die Doppelalben "Raccolto" und "Re: Pasolini", eine vielbeachtete Hommage an den Autor, Filmemacher und Lyriker.

    Daneben entstanden Jazzformationen wie "Theatrum", etliche Soloplatten und das aktuelle Trioalbum "The River of Anyder".

    Die bei Pasolini so faszinierend wirkende "Einheit in der Vielfalt" wirkt in Battaglias eigener Musik auch umgekehrt: das kunstvolle und beharrliche Entwickeln verblüffender Formen aus kleinen melodischen Zellen als nach Miles Davis, Paul Bley und Bill Evans weitergedachte Exploration des modalen Jazz.