Am 12. Oktober 1999 bekamen sie von der UEFA den Zuschlag für die Austragung der Fußball-EM 2004. Auf der Strecke blieben in Aachen die gemeinsame österreichisch-ungarische Bewerbung und eben die hoch favorisierten Spanier. Viele Portugiesen sind sicher, dass sie das Egidius Braun persönlich zu verdanken haben. Der einflussreiche DFB-Präsident stand an der Spitze des UEFA-Komitees, das die EM-Bewerbungen zu bewerten hatte. Braun wollte einem kleinen Land eine Chance geben. Außerdem soll er über eine gewisse Überheblichkeit im spanischen Lager verärgert gewesen sein.
International war die Reaktion durchwachsen. Es gab Freude über den Erfolg der professionell präsentierten Außenseiterbewerbung - aber auch viel Skepsis. Konnte eines der ärmsten EU-Länder tatsächlich eine EM organisieren? Und würde auch wirklich alles 2004 rechtzeitig fertig werden?
Lange sahen sich die Zweifler bestätigt. Termine wurden nicht eingehalten, die Finanzierung geriet ins Wanken. Einmal drohte die UEFA sogar damit, die EM wieder zu entziehen. Doch die UEFA hatte vorgesorgt: sie ist erstmals bei der Ausrichtung mit im Boot. Das Turnier wird von einer Aktiengesellschaft organisiert, in deren Vorstand vier UEFA-Vertreter und drei Portugiesen sitzen. Anfangs fühlte sich Portugal bevormundet. Möglich, dass man inzwischen ganz dankbar ist...
Die Wende zum besseren kam vor knapp einem Jahr. Die Weltpresse bejubelte ein "portugiesisches Wunder" - und meinte damit nicht die Marienerscheinung von Fátima. Plötzlich wurde ein EM-Stadion nach dem anderen fertig. Inzwischen hat die UEFA auch Marketing, Medienarbeit und Ticketverkauf für gut befunden.
Nicht nur für die UEFA, auch aus Sicht Portugals waren die vergangenen fünf Jahre ein Wechselbad der Gefühle. Der Zuschlag für das Turnier löste Euphorie aus. Nach der Lissabonner Weltausstellung 1998 konnte Portugal nun mit einer weiteren Großveranstaltung auf sich aufmerksam machen. Außerdem brachte die EM einen Schub für Bauwirtschaft, Infrastruktur und Tourismus.
Nur, Portugal muss die Europameisterschaft auch bezahlen. Das schien 1999 schwierig, aber machbar. Heute wiegt die Last schwerer als gedacht. Inzwischen ging nämlich der lange Boom zu Ende, den der EU-Beitritt 1986 ausgelöst hatte. Nun stehen die Zeichen auf Rezession, Verschuldung und Arbeitslosigkeit. Manche Politiker in Lissabon forderten daher, das Projekt müsse den neuen Verhältnissen angepasst werden.
Doch die Regierung blieb bei ihrer Linie, auch nach dem Machtwechsel vor zwei Jahren von den Sozialisten zu den Konservativen. Zuviel Prestige stand auf dem Spiel. Es blieb auch beim Bau von gleich zehn EM-Stadien. Einige von ihnen werden zwar nach dem Turnier nicht mehr gebraucht. Aber die Politik will alle Regionen vom Glanz der EM profitieren lassen.
Die Kosten sind - wie oft bei Großereignissen - davon gelaufen. Es trifft vor allem die Kommunen, deren Haushalte zum Teil noch lange schwer belastet sein werden.
Trotz allem: für Portugal ist das Glas nicht halb leer, sondern halb voll. Das kleine Land am Rande Europas freut sich auf die Gastgeberrolle. Und wider Erwarten ist tatsächlich alles pünktlich fertig worden. Das ist wichtig für das Selbstbewusstsein eines Landes, das erst vor 30 Jahren aus Diktatur und Rückständigkeit in Moderne katapultiert wurde. Jetzt fehlt nur noch der ersehnte sportliche Erfolg. Und da steht den Portugiesen schon in der Vorrunde wieder einmal der übermächtige Nachbar Spanien im Weg ...
Gesendet im Deutschlandfunk, "Sport am Samstag", 29. Mai 2004
International war die Reaktion durchwachsen. Es gab Freude über den Erfolg der professionell präsentierten Außenseiterbewerbung - aber auch viel Skepsis. Konnte eines der ärmsten EU-Länder tatsächlich eine EM organisieren? Und würde auch wirklich alles 2004 rechtzeitig fertig werden?
Lange sahen sich die Zweifler bestätigt. Termine wurden nicht eingehalten, die Finanzierung geriet ins Wanken. Einmal drohte die UEFA sogar damit, die EM wieder zu entziehen. Doch die UEFA hatte vorgesorgt: sie ist erstmals bei der Ausrichtung mit im Boot. Das Turnier wird von einer Aktiengesellschaft organisiert, in deren Vorstand vier UEFA-Vertreter und drei Portugiesen sitzen. Anfangs fühlte sich Portugal bevormundet. Möglich, dass man inzwischen ganz dankbar ist...
Die Wende zum besseren kam vor knapp einem Jahr. Die Weltpresse bejubelte ein "portugiesisches Wunder" - und meinte damit nicht die Marienerscheinung von Fátima. Plötzlich wurde ein EM-Stadion nach dem anderen fertig. Inzwischen hat die UEFA auch Marketing, Medienarbeit und Ticketverkauf für gut befunden.
Nicht nur für die UEFA, auch aus Sicht Portugals waren die vergangenen fünf Jahre ein Wechselbad der Gefühle. Der Zuschlag für das Turnier löste Euphorie aus. Nach der Lissabonner Weltausstellung 1998 konnte Portugal nun mit einer weiteren Großveranstaltung auf sich aufmerksam machen. Außerdem brachte die EM einen Schub für Bauwirtschaft, Infrastruktur und Tourismus.
Nur, Portugal muss die Europameisterschaft auch bezahlen. Das schien 1999 schwierig, aber machbar. Heute wiegt die Last schwerer als gedacht. Inzwischen ging nämlich der lange Boom zu Ende, den der EU-Beitritt 1986 ausgelöst hatte. Nun stehen die Zeichen auf Rezession, Verschuldung und Arbeitslosigkeit. Manche Politiker in Lissabon forderten daher, das Projekt müsse den neuen Verhältnissen angepasst werden.
Doch die Regierung blieb bei ihrer Linie, auch nach dem Machtwechsel vor zwei Jahren von den Sozialisten zu den Konservativen. Zuviel Prestige stand auf dem Spiel. Es blieb auch beim Bau von gleich zehn EM-Stadien. Einige von ihnen werden zwar nach dem Turnier nicht mehr gebraucht. Aber die Politik will alle Regionen vom Glanz der EM profitieren lassen.
Die Kosten sind - wie oft bei Großereignissen - davon gelaufen. Es trifft vor allem die Kommunen, deren Haushalte zum Teil noch lange schwer belastet sein werden.
Trotz allem: für Portugal ist das Glas nicht halb leer, sondern halb voll. Das kleine Land am Rande Europas freut sich auf die Gastgeberrolle. Und wider Erwarten ist tatsächlich alles pünktlich fertig worden. Das ist wichtig für das Selbstbewusstsein eines Landes, das erst vor 30 Jahren aus Diktatur und Rückständigkeit in Moderne katapultiert wurde. Jetzt fehlt nur noch der ersehnte sportliche Erfolg. Und da steht den Portugiesen schon in der Vorrunde wieder einmal der übermächtige Nachbar Spanien im Weg ...
Gesendet im Deutschlandfunk, "Sport am Samstag", 29. Mai 2004