In vielen kleinen Geschichten, Gedichten, Essays hat er das Leben beschrieben, wie er es sah. Zum Beispiel: wie schwer der Glaube wiegt in Pud und Pfund, dass, wenn ein Mensch, der abends als Gläubiger einschläft und morgens als Un-gläubiger aufwacht und dabei acht Pfund weniger wiegt, dass der Glaube dann acht Pfund schwer sein muss.
Oder wie schwierig es ist, etwas besonders Kluges oder etwas besonders Dummes zu Wege zu bringen. Leichter ist doch das Mittelmaß.
Der im schottischen Edinburgh lebende isländische Komponist Haflidi Hallgrimsson hat einige dieser Texte aufgespießt und zu einem Opernlibretto montiert.
Die Wält der Zwischenfälle nennt er sein etwa anderthalbstündiges Werk. "Wält" mit ä. Dessen roter Faden: staunen zu machen über das scheinbar Selbstverständliche, das Unselbstverständliche im Selbstverständlichen heraus zu kitzeln, die Abstände zu markieren zwischen Schein und Sein.
Ursprünglich entstand die Oper im Auftrag des Studios der English National Opera. Als dies geschlossen wurde, sprang das Theater Lübeck ein. Dort präsentiert man regelmäßig neue Werke von Komponisten nordischer Länder.
Die Musik Hallgrimssons steht mit der Tradition nicht auf Kriegsfuß. Sie spannt ein stützendes Netz, in dem Charms’ absurde Miniaturen gleichsam Trampolin springen können. Oder sie entwirft in ausgedehnten Zwischenspielen auf den Spuren Schosta-kowitschs eine Atmosphäre des Grotesken, die auch von der Vita des Dichters Charms einiges einfängt.
Charms verhungerte 1942 bei der Belagerung Leningrads durch die deutschen Truppen in einer Psychiatrie, 37jährig. Stalins Schergen hatten ihn dorthin verbracht.
Die Inszenierung des Regisseurs Michael Scheidl, Leiter eines Opernstudios in Wien, spielt ebenfalls an auf einige biografische Details im Leben des Daniil Charms. Einen schüchternen jungen Mann mit roten Haaren und seinen Doppelgänger sieht man da wie einen naiven Sonderling durch diese "Wält" der Sonderbarkeiten wandern.
Gleich zu Beginn, wie er gleichsam jeden Schritt misst beim Durchlaufen einer unterirdischen Passage, während andere Passanten achtlos an ihm vorbei rauschen. Oder wie eine junge Frau mit falschen Beinen ihrem Liebhaber sich nähert und dann von einem Rollkommando, das mit Spitzhacke in die Wohnung eindringt, kassiert wird. Am Ende ist der junge Mann und "Erzähler" selbst ein Gejagter.
Mit mehr Fantasie hätte sich gewiss mehr herausholen lassen aus dem Stück. Szenisch bleibt das doch eher Mittelmaß. Erstaunlich der Erzähler von Clemens C. Löschmann, ein junger Tenor von großem stimmlichen und darstellerischem Gestus. Engagiert spielte das Philharmonische Orchester der Hansestadt unter Frank Maximilian Hube die zwischen vielerlei Stilebenen changierende Partitur.
Mit knapp vierzehntätiger Verspätung kam die Uraufführung, bedingt durch eine Erkrankung im Solistenensemble, auf die Lübecker Bühne. Das Publikum bedankte sich mit lang anhaltendem Applaus.
Oder wie schwierig es ist, etwas besonders Kluges oder etwas besonders Dummes zu Wege zu bringen. Leichter ist doch das Mittelmaß.
Der im schottischen Edinburgh lebende isländische Komponist Haflidi Hallgrimsson hat einige dieser Texte aufgespießt und zu einem Opernlibretto montiert.
Die Wält der Zwischenfälle nennt er sein etwa anderthalbstündiges Werk. "Wält" mit ä. Dessen roter Faden: staunen zu machen über das scheinbar Selbstverständliche, das Unselbstverständliche im Selbstverständlichen heraus zu kitzeln, die Abstände zu markieren zwischen Schein und Sein.
Ursprünglich entstand die Oper im Auftrag des Studios der English National Opera. Als dies geschlossen wurde, sprang das Theater Lübeck ein. Dort präsentiert man regelmäßig neue Werke von Komponisten nordischer Länder.
Die Musik Hallgrimssons steht mit der Tradition nicht auf Kriegsfuß. Sie spannt ein stützendes Netz, in dem Charms’ absurde Miniaturen gleichsam Trampolin springen können. Oder sie entwirft in ausgedehnten Zwischenspielen auf den Spuren Schosta-kowitschs eine Atmosphäre des Grotesken, die auch von der Vita des Dichters Charms einiges einfängt.
Charms verhungerte 1942 bei der Belagerung Leningrads durch die deutschen Truppen in einer Psychiatrie, 37jährig. Stalins Schergen hatten ihn dorthin verbracht.
Die Inszenierung des Regisseurs Michael Scheidl, Leiter eines Opernstudios in Wien, spielt ebenfalls an auf einige biografische Details im Leben des Daniil Charms. Einen schüchternen jungen Mann mit roten Haaren und seinen Doppelgänger sieht man da wie einen naiven Sonderling durch diese "Wält" der Sonderbarkeiten wandern.
Gleich zu Beginn, wie er gleichsam jeden Schritt misst beim Durchlaufen einer unterirdischen Passage, während andere Passanten achtlos an ihm vorbei rauschen. Oder wie eine junge Frau mit falschen Beinen ihrem Liebhaber sich nähert und dann von einem Rollkommando, das mit Spitzhacke in die Wohnung eindringt, kassiert wird. Am Ende ist der junge Mann und "Erzähler" selbst ein Gejagter.
Mit mehr Fantasie hätte sich gewiss mehr herausholen lassen aus dem Stück. Szenisch bleibt das doch eher Mittelmaß. Erstaunlich der Erzähler von Clemens C. Löschmann, ein junger Tenor von großem stimmlichen und darstellerischem Gestus. Engagiert spielte das Philharmonische Orchester der Hansestadt unter Frank Maximilian Hube die zwischen vielerlei Stilebenen changierende Partitur.
Mit knapp vierzehntätiger Verspätung kam die Uraufführung, bedingt durch eine Erkrankung im Solistenensemble, auf die Lübecker Bühne. Das Publikum bedankte sich mit lang anhaltendem Applaus.