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Die wahren Kosten einer Goldmedaille

Jährlich fließen Millionen Euro in die deutsche Sportförderung. Allesamt mit dem Ziel, den Sport so erfolgreich wie möglich zu machen. So mag eine Goldmedaille vordergründig die Krönung eines jahrelang Trainings sein - sie versüßt notwendigerweise den Kapitalgebern die Förderung.

Von Heinz-Peter Kreuzer | 16.02.2010
    "Jetzt kommt er gleich in die entscheidende, in die schwierigste Passage und dann schießt er durch den Gold Rush Trail in die Thunderbird-Kurve herein, Felix Loch ist Olympiasieger."

    Reporter Thomas Kunze bejubelt die erste Goldmedaille des deutschen Teams bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver. Das nächste Gold könnte in der kommenden Nacht beim Damen-Rodel-Wettbewerb auf der Bahn in Whistler folgen. Denn die deutschen Damen sind in dieser Disziplin einsame Spitze.

    Edelmetall, das ist die Währung, mit der Sportler zurückzahlen müssen, was Investoren, vor allem aber der Bund mit seiner Sportförderung, in sie investiert haben. Die Reisekosten in Höhe von 4,8 Millionen Euro sind im Vergleich zu den Fördermitteln nur ein Trinkgeld. Geschätzte 200 bis 220 Millionen Euro lässt sich alleine der Bund den Spitzensport jährlich kosten. Und ein olympischer Zyklus dauert vier Jahre.

    Bei den letzten Olympischen Sommerspielen in China war – ganz betriebswirtschaftlich gesprochen – das return of investment, die Rendite, im Soll. Rang fünf in der Nationenwertung. Finden die Wettkämpfe auf Eis und Schnee statt, werden die Ansprüche von Öffentlichkeit und Deutschem Olympischen Sportbund DOSB ungleich höher: Bei den Winterspielen 2006 in Turin belegte das deutsche Team mit 29 Medaillen - davon 11 goldene - Platz eins in der Nationenwertung. Selbst über die Führung im ewigen Medaillenspiegel, der seit den ersten Winterspielen 1924 in Chamonix geführt wird, wurde schon spekuliert. Eine Diskussion, in der DOSB-Generaldirektor Michael Vesper jetzt moderatere Töne anschlug.

    "Die ewige Medaillenwertung seit den ersten Winterspielen 1924 hat natürlich eine begrenzte Aussagekraft, das weiß ich auch. Aber es ist so, dass Russland da im Moment vorne liegt und deutsche Olympiamannschaften in dieser Zeit zwei Goldmedaillen weniger geholt haben. Das war eher eine Nebenbemerkung, die ich gemacht habe."

    Trotzdem sind sich Sport und Politik einig, ein Platz ganz vorne soll es schon sein. DOSB-Generaldirektor Michael Vesper.

    "Allerdings muss man eben dazusagen, dass andere Nationen die vier Jahre genutzt haben, dass sie sportlich nachgerüstet haben und dass die internationale Konkurrenz deswegen deutlich härter geworden ist. Sodass es durchaus sein kann, dass wir auf einem Podiumsplatz landen, worüber wir dann aber auch nicht unzufrieden wären."

    Olympiasiege begeistern nicht nur die Zuschauer, sonder auch Politiker. Denn während der sogenannten Dienstreisen zu sportlichen Großevents wie Olympia sonnen sie sich gerne im Glanz der Sieger und Platzierten. Der Bundesinnen- und Sportminister, Thomas de Maiziere, erwartet eine Gegenleistung für das Investment.

    "Nun gut, in Turin war es Platz eins. Ich weiß nicht, ob das noch einmal gelingt. Die Kanadier sind gut, die Norweger werden gut sein. Aber ein Platz unter den ersten drei, das würde ich mir wünschen."

    In den Zeiten des Kalten Krieges waren der Medaillenspiegel und der damit verbundene sportliche Erfolg sogar ein Instrument im Kampf der Systeme. In der heutigen Zeit werden Medaillen vor allem als Begründung für das finanzielle Engagement des Staates genutzt. Sind aber auch noch immer eine Angelegenheit von nationaler Bedeutung. Schon 1997 sagte der damalige Minister Manfred Kanther:

    "Sie sind in einem Teilaspekt Ausweis des Leistungsvermögens eines Volkes. Und dass Siege dann das Volk begeistern, finde ich ganz natürlich."

    In den Medien wird täglich ein Medaillenspiegel ausgewiesen. In Bundesländern, in denen der Wintersport eine große Tradition hat, wird sogar noch genauer hingeschaut. So weisen thüringische Zeitungen das Edelmetall der thüringischen Sportler gesondert aus. Warum Deutschlands Bevölkerung so erfolgsorientiert ist, erklärt der Sport-Philosoph Gunter Gebauer.

    "Ich denke, Deutschland ist ein Land, das sich sehr gerne bei Olympischen Spielen vertreten sehen möchte. Ich glaube, die deutsche Öffentlichkeit erwartet von den deutschen Sportlern, dass sie eine entsprechende Medaillenausbeute mit nach Hause bringt. Und sie ist enttäuscht, wenn die Medaillen sehr rar sind und nur wenige gewonnen werden. Das merkt man an der Pressereaktion, auch an der allgemeinen Enttäuschung der Leute, wenn man mit ihnen spricht, schlägt einem das eigentlich immer wieder entgegen."

    Trotzdem muss sich in Zeiten leerer Kassen, in denen die Regierung so viele neue Schulden wird aufnehmen müssen wie niemals zuvor, die Politik fragen lassen, ob das staatliche Engagement noch gerechtfertigt ist. Schließlich muss der Staat in allen Bereichen sparen. Es geht aber eher um einen relativ kleinen Haushaltsposten sagt Innen-Staatssekretär Christoph Bergner – zumindest verglichen mit den Ausgaben fürs Soziale:

    "Ich will nur auf die Dimension aufmerksam machen, wenn wir den Bundeshaushalt betrachten. Dann betrachten wir die 140 Millionen, beziehungsweise wenn wir die Sportfördergruppen noch einbeziehen, vielleicht 200, 220 Millionen, die im Verhältnis zu 40 Milliarden über die Leistungen des SBG 2 gehen. Das heißt, wir bewegen uns hier in eine ganz andere Dimension und schon das verbietet es, das eine gegen das andere auszuspielen."

    Das will auch Winfried Hermann nicht. Dennoch kritisiert der Sportpolitiker der Grünen das anhaltend hohe staatliche Engagement. Die leichte Erhöhung der Ausgaben für das Olympiajahr 2010 haben die Grünen noch mitgetragen. Doch für die Zukunft fordern sie Einschnitte. Winfried Herrmann im Deutschlandfunk:

    "Ich nehme aber stark an, dass wir im nächsten Haushalt, den wir wenige Monate später dann behandeln werden, da wird auch die Frage anstehen, ob wirklich alles so weiter gehen kann wie bisher. Dass alles, was im Spitzensport gut und teuer war, weiter finanziert wird, während man in allen anderen Lebensbereichen Einsparungen vornehmen muss."

    Dagegen verteidigt Staatssekretär Bergner die Investitionen in den Sport.

    "Wir werden in schwierige Haushaltsberatungen gehen und es ist das Ziel mindestens des Finanzministers, dass es bei diesen Beratungen keine Tabus geben kann. Ich will umgekehrt darauf hinweisen: Das Geld im Sport, auch im Spitzensport ist sehr gut angelegt. Es ist insoweit gut angelegt, als es neben der internationalen Repräsentanz des Landes eine sehr stark motivierende Wirkung auf die Sporttreibenden im Land hat."

    Besonders für die, die Sport zu ihrem Lebensmittelpunkt gemacht haben und daher von der Förderung besonders profitieren. Etwa die Sportsoldaten oder -polizisten, die komplett fürs Training freigestellt werden. Winfried Herrmann will aber noch einen Schritt weiter. Für ihn steht fest, dass die Politiker sich überlegen müssen: In welche Sportarten sollen wir noch investieren? Denn eins steht fest. Ob Sommer oder Winter, Deutschland gewinnt Medaillen in den Disziplinen, in denen großer Geld- und Materialeinsatz erforderlich ist. Um etwa Kanus oder Sportschlitten zu entwickeln, fließen im Jahr 14 Millionen Euro an das Institut für Angewandte Trainingswissenschaft, IAT und das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten, FES.

    Eine Investition, die sich nicht immer auszahlt. So musste Andre Lange, immerhin noch amtierender Olympiasieger, seinen Viererbob vor acht Monaten wechseln. Der mit hohem finanziellen Aufwand entwickelte Bob des FES war nicht wettbewerbs-, geschweige denn siegestauglich. Stattdessen musste sich der Thüringer ein Gefährt bei dem privaten bayrischen Hersteller Singer kaufen. Winfried Herrmann.

    "Wenn dann die Mittel knapp werden, dann muss auch im Sport eine Diskussion begonnen werden, was wollen wir wirklich fördern, welche Art von Spitzensport ist noch verantwortbar, wie viel gibt man aus für Medaillen. Welche Bedeutung hat eine Sportart insgesamt für die Bevölkerung oder für den Breitensport. Es gibt eben halt auch Spitzensportarten, die für den Breitensport zunehmend bedeutungslos sind. Nehmen sie nur das Bobfahren oder das Schlittenfahren, in der Form hat das nicht mit Vorbildwirkung zu tun. Da muss man wirklich schon mal fragen, ob wir da wirklich so viel investieren wollen, nur weil wir damit Medaillen absahnen können."

    Denn im Medaillenspiegel hat jedes Edelmetall zwar den gleichen Wert. Aber hinter vorgehaltener Hand rutscht auch Sportfunktionären schon einmal der Begriff "Medaillen zweiter Klasse" heraus. Gemeint sind damit im Wintersport die von Herrmann angesprochenen Sportarten Rodeln und Bobfahren. Die Athleten auf Kufen sind zwar Garanten für eine Top-Platzierung. Sie sind das beste Beispiel dafür, wie man Geld in Gold verwandelt. Die Sportler auf Kufen gewannen 2006 in Turin vier von acht möglichen Goldmedaillen. Das beste Beispiel für Vorzeigesportler, die ihre hohe Förderung auch zurückzahlen. Rodeln ist zum Medaillensammeln wie geschaffen.

    Doch schaut man auf die internationale Konkurrenz, dann erklärt sich einiges: Bei der Herrenkonkurrenz in Vancouver starteten 38 Sportler aus 20 Nationen. Darunter so ausgemachte Wintersportnationen wie Argentinien und Indien. Nur wenige Länder neben Deutschland bestreiten diese Sportart auf hohem Niveau. Gerade einmal fünf oder sechs Länder. Da wird deutlich, dass es kaum internationale Konkurrenz für die deutschen Schlittenfahrer gibt. Die Weltcups der Frauen sind eher deutsche Meisterschaften mit internationaler Beteiligung.

    Damit eine Sportart aber winterolympisch wird und bleibt, muss es in mindestens 60 Ländern Mannschaften geben. Um diese Zahl zu erreichen, entsendet der Weltverband Trainer in die Dritte Welt, um Sportler auszubilden. Die Folge: Ein großer Teil der Sportler ist kaum tauglich, die schnellen Bahnen zu meistern.

    Denn um an der Spitze mitfahren zu können, braucht es auch eine entsprechende Infrastruktur: Mit der Hochgeschwindigkeitsbahn in Whistler gibt es jetzt weltweit 16 Kunsteisbahnen. Die stehen als ökologische Zeitbombe in der Natur. Denn gekühlt werden die Bahnen mit Ammoniak, ein Leck im Kühlungssystem wäre eine Katastrophe. Alleine vier dieser Bahnen stehen in Deutschland: Altenberg, Oberhof, Winterberg und Königssee. Zwei Millionen Euro jährlich kostet den Steuerzahler der Unterhalt, aber als Erbe der deutschen Einheit ist ihre Existenz unantastbar. DOSB-Generaldirektor Michael Vesper:

    "Diese vier Bahnen existieren. Sie sind ja nicht von uns gebaut worden, sondern das ist eine historische Entwicklung, die auch damit zu tun hat, mit der Entwicklung in beiden den Teilen Deutschlands vor der Wiedervereinigung. Und man würde heute, wenn man jetzt sich an den grünen Tisch setzen würde, und Bob- und Rodelbahnen konzipieren würde, würde man sicherlich nicht zu dem Ergebnis kommen, dass Deutschland vier von dieser Sorte braucht, aber sie existieren nun einmal."

    Der Deutsche Bob- und Schlittenverband sonnt sich in seiner Rolle als Medaillengarant. Ein tolles Argument gegen alle Spar-Appelle. Präsident Andreas Trautvetter:

    "Da kann man viel sinnieren: Brauchen wir vier? Es gibt auch einen Bundesrechnungshofbericht, der hat mal sämtliche Trainingsfahrten aufaddiert und hat gesagt: Das könnt ihr auch auf einer Bahn machen. Aber wenn ich mich nicht in der Breite, in allen Regionen stark aufstelle, dann kriege ich die Leistungsstärke in der Spitze nicht hin."

    Aber es bleibt ja nicht nur bei den Unterhaltskosten. In regelmäßigen Abständen müssen die Bahnen wieder instand gesetzt werden. Die Bahn in Königssee wird gerade für die Weltmeisterschaft 2011 renoviert. Bahnchef Markus Aschauer sagte dem WDR-Fernsehen:

    "Investitionsbedarf ist derzeit bei 22 Millionen Euro netto. Dieser wird zum größten Teil aus dem Konjunkturpaket II gedeckt. Da gibt es bei uns eine Kostendeckelung. Wir dürfen die Kosten auf keinen Fall überschreiten und müssen die ganzen Baumaßnahmen bis Ende des Jahres 2011 abschließen."

    Die Renovierung für die WM gilt ebenfalls als Vorteil für die Münchner Olympia-Bewerbung für das Jahr 2018. Michael Vesper:

    "Ein Punkt ist eben, dass wir keine Bob- und Rodelbahnen bauen müssen, deswegen ist es kein Nachteil, dass wir nach Königssee gehen, sondern es ist auch aus Sicht des IOC ein Vorteil, dass wir diese teuerste aller Sportstätten nicht neu bauen, ja nicht einmal nachrüsten müssen, nachdem das für die Weltmeisterschaft ja schon passiert."

    In Bayern stößt das Vorhaben auf viel Gegenliebe. Nur bei den Grünen regt sich der Widerstand. Der bayerische Landtagsabgeordnete der Grünen, Ludwig Hartmann:

    "Zum Beispiel aus dem Konjunkturprogramm fließen 55 Millionen in Spitzensportanlagen. Eishalle Inzell, in die Bobbahn am Königssee, 22 Millionen. Und wenn man es damit vergleicht: Zum Beispiel in Oberbayern hat nur jede dritte Schule im Konjunkturprogramm einen Zuschlag bekommen, um ihr Gebäude zu sanieren. Es ist erstaunlich, wie schnell da Steuergeld ausgegeben wird."

    Die von Hartmann angesprochene Eisbahn in Inzell gehört nicht einmal zu den Sportstätten der Olympiabewerbung. Die Eisschnelllauf-Wettbewerbe sollen in München ausgetragen werden. Als Argument für Inzell stehen die Trainingsmöglichkeiten von Anni Friesinger-Postma, die fleißig Titel für Deutschland gesammelt hat. Nur steht die Doppel-Olympiasiegerin am Ende ihrer Karriere.

    Aber die Inzeller Eisbahn ist nicht das einzige Beispiel in Bayern dafür, dass bestehende Sportanlagen für die Münchner Olympiabewerbung ungenutzt bleiben. Auch in Ruhpolding, in der Sportwelt als Biathlon-Mekka berühmt, sollen keine Wettbewerbe stattfinden. Obwohl die Anlage gerade erst für 14 Millionen Euro erneuert wird.

    Die Ski-Wettbewerbe werden jetzt auf die Region Garmisch-Partenkirchen konzentriert. Statt in Ruhpolding wird Biathlon in Oberammergau ausgetragen, wo extra eine Anlage gebaut werden müsste. Nur für die Winterspiele natürlich. Temporäre Sportstätten für Olympia, ein Missbrauch des Konjunkturpaketes II durch die Kommunen, extreme Förderung von Randsportarten. Die Förderung des Spitzensportes muss neu geregelt werden. Wobei dies in vielen Fällen auch in der Verantwortung von Ländern und Kommunen liegt, die Prestige-Objekte in die Landschaft setzen. Ein solcher Fall ist der Bau der sechsten deutschen Skisprung-Großschanze im sächsischen Klingenthal. Nach den Standorten in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Willingen, Titisee-Neustadt und Oberhof war die Vogtland-Arena nur ein Prestige-Projekt, initiiert von der Kommune. Als der Bund die Fördermittel verweigerte, wurden die Fördertöpfe der Europäischen Union angezapft. Staatssekretär Christoph Bergner:

    "Ich glaube, man muss anerkennen, dass es eine Eigenständigkeit in diesen Entscheidungen gibt. Sowohl bei den anderen Ländern und Kommunen, die als Träger der entsprechenden Sportstätte in Erscheinung treten. Und dass die Träger der Sportstätte natürlich auch ein bisschen das Prestige und die Attraktivität der eigenen Region mit dem Vorhandensein von Sportstätten verbinden. Der Bund hat meines Erachtens rechtlich keine Möglichkeit zu sagen, ihr dürft nicht. Und wir sollten auch den Einsatz, der gewissermaßen auf kommunaler und auf Landesebene für Sport-Infrastruktur betrieben wird, nicht in einer gewissen Weise reglementieren wollen."


    Dem Projekt wurde schnell ein neues Konzept verpasst. Für 17 Millionen Euro wurde ein deutsch-tschechisches Sport- und Begegnungszentrum für Nachwuchsathleten erbaut. Bei der Grundsteinlegung im Jahr 2004 hatte Tassilo Lenk, Landrat des Vogtlandkreises noch erklärt:

    "Über diesen grenzenlosen Raum, die Tschechen sind dazu gekommen, haben wir natürlich auch Mittel gefunden, um dieses Angebot Europas - wir wollen zusammen wachsen - eben auch im sportlichen Teil, so zu aktivieren, dass diese wundervolle Infrastruktur, diese einmalige, in der Profilgebung in Europa einmalige Chance, nun entstehen wird."

    Genutzt wurde die Infrastruktur später jedoch nicht, zumindest nicht so wie geplant und von der EU finanziert, mit teuren Konsequenzen. Die EU forderte die Fördergelder in Höhe von zehn Millionen Euro zurück. Kurt Schreiter vom Bund der Steuerzahler in der WDR-Sendung sport inside:

    "Zunächst war hier eine Nachwuchs-Schanze geplant, eines deutsch-tschechischen Begegnungszentrums. Leider ist dies nie mit Leben so richtig erfüllt worden. Und insofern hat auch, berechtigterweise, die Europäische Union die Fördermittel zurückgefordert, Wäre der Freistaat Sachsen nicht eingesprungen, wäre diese Maßnahme, wäre der Ruin für den Vogtlandkreis gewesen. Schlecht geplant, schlecht gemacht und das Konzept ist auch nicht stimmig. Hier fehlen die notwendigen Veranstaltungen, um dieses Projekt profitabel zu gestalten."

    Aber nicht nur bei Randsportarten wird ein solcher Aufwand betrieben. Auch in den Wintersportarten mit Breitensportwirkung wie Skilanglauf treibt das Streben nach Erfolg seltsame Blüten. So wurde im thüringischen Oberhof eine Skilanglaufhalle mitten in die Natur gebaut. Jetzt können Langläufer und Biathleten auch bei hochsommerlichen Temperaturen in der Heimat trainieren. Der Preis dafür ist jedoch hoch. Die Baukosten betrugen 14 Millionen Euro, sechs Hektar Wald mussten gerodet werden. Die jährlichen Unterhaltskosten werden auf 700.000 Euro geschätzt. Die Zeche zahlt der Bürger.

    Ob die Rechnung für Vancouver aufgeht, ist jedoch fraglich. Denn nach Berechnungen des kanadischen Wirtschaftsprofessors Daniel Johnson wird das deutsche Team nur den siebten Rang in der Medaillenwertung erreichen. Erster wird Gastgeber Kanada vor den USA und Norwegen. Johnsons Trefferquote in der Vergangenheit lag bei 87 Prozent. Und so wartete die kanadische Öffentlichkeit sehnsüchtig auf den Gewinn der ersten Goldmedaille.

    "We are now seconds away from finding out if the dream finally becomes true. The score tells the story and Alexandre Bilodeau has done it. He has done it, he has done it."