Seit knapp zwei Jahren strahlt die Islamische Republik Iran einen neuen Nachrichtenkanal ab. Press TV lautet sein schlichter Name und das komplette Programm ist in Englisch. Auch wenn es nicht dezidiert unterstrichen wird, die neue, im Eiltempo installierte journalistische Bastion im Teheraner Stadtteil Evin sieht sich in eine Reihe mit den medialen Größen von Al Jazeera, BBC und CCN. Entsprechend selbstbewusst sagt Sayyed Said Tahami, der Chef des Newsdesks:
"Wir sehen die Welt aus der Sicht eines unabhängigen Beobachters. Darüber hinaus wollen wir auch die Hintergründe der Meldungen zeigen. Wir glauben, dass die, die interessiert sind, in unserem Kanal außer den Meldungen noch mehr Informationen erhalten. Dies hat nichts damit zu tun, ob diese Information mit der Position unseres politischen Systems übereinstimmt oder nicht, obwohl wir bei manchen Meldungen auch unsere Stellungnahme dazu bringen."
Das Projekt Press TV ist relativ groß angelegt. Es umfasst rund 500 Mitarbeiter, davon knapp 30 Korrespondenten an den unterschiedlichsten Plätzen der Erde - von Washington über Zentralafrika bis nach Gaza-Stadt. Der Anspruch des Nachrichtenkanals ist nachgerade prophetisch, denn es gilt "der Welt die Wahrheit zu verkünden", wie es heißt. Schließlich seien die meisten Infokanäle der Erde, sagt Newschef Tahimi, westlich beeinflusst. Von wirklicher Unabhängigkeit kann allerdings bei Press TV auch nicht die Rede sein:
"Wir gehören finanziell dem iranischen Rundfunk an. Wir haben auch öffentlich bekanntgegeben, dass unsere Programme aus Teheran gesendet werden und dass unser Kanal ein Teil des politischen Systems ist. Es ist also ein Teil der iranischen Rundfunkanstalten und wird aus deren Kasse bezahlt."
Ob Press TV Erfolg hat, ist schwer zu sagen. Zwar soll die aktuelle Internetseite des Senders nach Angaben der Programmmacher sehr häufig besucht werden und auch die Zahl der ankommenden Zuschauer-E-Mails beträchtlich sein. Doch sind solche Angaben letztlich wenig aussagekräftig. Interessanter hinsichtlich des Themas "Iran und Medien" scheint hingegen ein Hinweis des Parlamentsabgeordneten Said Abu Taleb zu sein. Der konservative Politiker machte nämlich darauf aufmerksam, dass die Bürger der Islamischen Republik zunehmend mit den einheimischen, iranischen Fernsehprogrammen unzufrieden sind. Denn mehr als die Hälfte der Bevölkerung, so proklamierte Abu Taleb, schaue lieber US-Satelliten-Programme - ganz besonders das persischsprachige Programm von Voice of America.
Offiziell sind in Iran Satellitenanlagen zwar immer noch verboten, doch fast jeder zweite Haushalt, so heißt es, soll über eine Schüssel verfügen. Wer von diesen, wie der Abgeordnete behauptet, wirklich das Programm von Voice of America sieht, muss offenbleiben. Doch wer sich in der Bevölkerung umhört, bekommt den Eindruck, dass Abu Taleb mit seiner Ansicht recht nahe an der Realität liegen dürfte:
"In der Tat heißt es, dass Voice of America das meistgesehene Programm in Iran ist - Statistiken gibt es aber nicht. Ich selbst schaue am liebsten BBC. Doch das Programm wird regelmäßig mit Störsendern belegt, so dass man von sechs Uhr abends bis sieben Uhr morgens - also außerhalb der Berufszeiten - nur einen sehr schlechten Empfang hat. Somit ist Voice of America eine gute Alternative, um differenzierte Nachrichten zu bekommen."
""Ich schaue Voice of America ganz gerne, weil sie sehr gute Informationen haben und nicht so billig aufgemacht sind. Aber man hat immer den Eindruck, dass sie die Lage in Iran stark dramatisieren, zumindest wird sie schlimmer dargestellt, als sie meiner Ansicht nach ist."
Das Populäre an Voice of America ist zum einen die Fülle der Informationen. Zum anderen besticht der Kanal durch eine große Aktualität. Denn die Zuschauer können von Iran aus im Studio in Los Angeles anrufen und dort Informationen verbreiten lassen - so beispielsweise wenn Studenten gegen Präsident Ahmadinedschad demonstrieren oder die Revolutionsgarden in einem Stadtteil von Teheran eine Razzia veranstalten. Zudem gibt es die Möglichkeit, durch Call-Ins auch den alltäglichen Frust abzulassen:
"Ich möchte zu dem Thema von heute Abend sagen, dass ich mit Ihrem Gast im Studio ganz einverstanden bin. Denn die jetzige Krise will von Herrn Ahmadinedschad sehr wohl gar nicht bemerkt werden. Ich spüre die Krise, und zwar mit den ständig steigenden Mieten. Vor einem Jahr zahlte ich eine Million Rial, in diesem Jahr zwei Millionen und in zwei Monaten muss ich ausziehen, weil der Hausbesitzer drei Millionen verlangt. Die Preise steigen alle zwei Wochen. Genauso ist es mit den Transportkosten. Ja, ich natürlich spüre die Krise; aber nicht Herr Ahmadinedschad."
Ob die Mächtigen in Iran ebenfalls Voice of America schauen - und sei es, um sich einen größeren Überblick zu verschaffen, was in ihrem Land geschieht - das ist nicht bekannt. Eine Bedrohung der eigenen Meinungshoheit durch die Konkurrenz aus den USA scheinen jedenfalls die Journalisten vom iranischen Staatsrundfunk nicht zu sehen. Denn Sayyed Said Tahami, der Newschef von PressTV, betont:
"Dass es Voice of America gibt mit bestimmten Sendungen und dass einige Leute dort anrufen und protestieren, ist aus unserer Sicht ganz normal. Das Land hat 70 Millionen Einwohner. Wenn da eine Handvoll anruft und Kritik übt, so ist das in unseren Augen nichts Besonderes. Unter so vielen Menschen gibt es sicherlich unterschiedliche Ansichten."
"Wir sehen die Welt aus der Sicht eines unabhängigen Beobachters. Darüber hinaus wollen wir auch die Hintergründe der Meldungen zeigen. Wir glauben, dass die, die interessiert sind, in unserem Kanal außer den Meldungen noch mehr Informationen erhalten. Dies hat nichts damit zu tun, ob diese Information mit der Position unseres politischen Systems übereinstimmt oder nicht, obwohl wir bei manchen Meldungen auch unsere Stellungnahme dazu bringen."
Das Projekt Press TV ist relativ groß angelegt. Es umfasst rund 500 Mitarbeiter, davon knapp 30 Korrespondenten an den unterschiedlichsten Plätzen der Erde - von Washington über Zentralafrika bis nach Gaza-Stadt. Der Anspruch des Nachrichtenkanals ist nachgerade prophetisch, denn es gilt "der Welt die Wahrheit zu verkünden", wie es heißt. Schließlich seien die meisten Infokanäle der Erde, sagt Newschef Tahimi, westlich beeinflusst. Von wirklicher Unabhängigkeit kann allerdings bei Press TV auch nicht die Rede sein:
"Wir gehören finanziell dem iranischen Rundfunk an. Wir haben auch öffentlich bekanntgegeben, dass unsere Programme aus Teheran gesendet werden und dass unser Kanal ein Teil des politischen Systems ist. Es ist also ein Teil der iranischen Rundfunkanstalten und wird aus deren Kasse bezahlt."
Ob Press TV Erfolg hat, ist schwer zu sagen. Zwar soll die aktuelle Internetseite des Senders nach Angaben der Programmmacher sehr häufig besucht werden und auch die Zahl der ankommenden Zuschauer-E-Mails beträchtlich sein. Doch sind solche Angaben letztlich wenig aussagekräftig. Interessanter hinsichtlich des Themas "Iran und Medien" scheint hingegen ein Hinweis des Parlamentsabgeordneten Said Abu Taleb zu sein. Der konservative Politiker machte nämlich darauf aufmerksam, dass die Bürger der Islamischen Republik zunehmend mit den einheimischen, iranischen Fernsehprogrammen unzufrieden sind. Denn mehr als die Hälfte der Bevölkerung, so proklamierte Abu Taleb, schaue lieber US-Satelliten-Programme - ganz besonders das persischsprachige Programm von Voice of America.
Offiziell sind in Iran Satellitenanlagen zwar immer noch verboten, doch fast jeder zweite Haushalt, so heißt es, soll über eine Schüssel verfügen. Wer von diesen, wie der Abgeordnete behauptet, wirklich das Programm von Voice of America sieht, muss offenbleiben. Doch wer sich in der Bevölkerung umhört, bekommt den Eindruck, dass Abu Taleb mit seiner Ansicht recht nahe an der Realität liegen dürfte:
"In der Tat heißt es, dass Voice of America das meistgesehene Programm in Iran ist - Statistiken gibt es aber nicht. Ich selbst schaue am liebsten BBC. Doch das Programm wird regelmäßig mit Störsendern belegt, so dass man von sechs Uhr abends bis sieben Uhr morgens - also außerhalb der Berufszeiten - nur einen sehr schlechten Empfang hat. Somit ist Voice of America eine gute Alternative, um differenzierte Nachrichten zu bekommen."
""Ich schaue Voice of America ganz gerne, weil sie sehr gute Informationen haben und nicht so billig aufgemacht sind. Aber man hat immer den Eindruck, dass sie die Lage in Iran stark dramatisieren, zumindest wird sie schlimmer dargestellt, als sie meiner Ansicht nach ist."
Das Populäre an Voice of America ist zum einen die Fülle der Informationen. Zum anderen besticht der Kanal durch eine große Aktualität. Denn die Zuschauer können von Iran aus im Studio in Los Angeles anrufen und dort Informationen verbreiten lassen - so beispielsweise wenn Studenten gegen Präsident Ahmadinedschad demonstrieren oder die Revolutionsgarden in einem Stadtteil von Teheran eine Razzia veranstalten. Zudem gibt es die Möglichkeit, durch Call-Ins auch den alltäglichen Frust abzulassen:
"Ich möchte zu dem Thema von heute Abend sagen, dass ich mit Ihrem Gast im Studio ganz einverstanden bin. Denn die jetzige Krise will von Herrn Ahmadinedschad sehr wohl gar nicht bemerkt werden. Ich spüre die Krise, und zwar mit den ständig steigenden Mieten. Vor einem Jahr zahlte ich eine Million Rial, in diesem Jahr zwei Millionen und in zwei Monaten muss ich ausziehen, weil der Hausbesitzer drei Millionen verlangt. Die Preise steigen alle zwei Wochen. Genauso ist es mit den Transportkosten. Ja, ich natürlich spüre die Krise; aber nicht Herr Ahmadinedschad."
Ob die Mächtigen in Iran ebenfalls Voice of America schauen - und sei es, um sich einen größeren Überblick zu verschaffen, was in ihrem Land geschieht - das ist nicht bekannt. Eine Bedrohung der eigenen Meinungshoheit durch die Konkurrenz aus den USA scheinen jedenfalls die Journalisten vom iranischen Staatsrundfunk nicht zu sehen. Denn Sayyed Said Tahami, der Newschef von PressTV, betont:
"Dass es Voice of America gibt mit bestimmten Sendungen und dass einige Leute dort anrufen und protestieren, ist aus unserer Sicht ganz normal. Das Land hat 70 Millionen Einwohner. Wenn da eine Handvoll anruft und Kritik übt, so ist das in unseren Augen nichts Besonderes. Unter so vielen Menschen gibt es sicherlich unterschiedliche Ansichten."