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Die Weichen sind gestellt

Für den Umbau der Hochschullandschaft in Mecklenburg-Vorpommern hat die Landesregierung am Dienstag bedeutende Weichen gestellt. Der Entscheidung war ein monatelanger Konflikt zwischen Regierung und Hochschulen vorausgegangen. Das Konzept sieht unter anderem die Streichungen von Studiengängen vor.

Von Almuth Knigge |
    Der Bildungsminister von Mecklenburg-Vorpommern hat eine schwere Aufgabe - das Geld ist knapp, die Anforderungen groß, die beiden Universitäten Rostock und Greifswald gehören, bis auf ein paar Ausnahmebereiche, nicht unbedingt zu den Leuchttürmen in der deutschen Hochschullandschaft. Also muss Hans-Robert Metelmann nicht nur sparen, sondern auch verbessern. Dazu sollen, das wird nun schon über ein Jahr diskutiert, den einzelnen Hochschulen so genannte Kompetenzfelder zugewiesen und hochschulübergreifende Studiengänge eingerichtet werden. Dagegen liefen vor allem die Rektoren der beiden Universitäten Sturm, allen voran Rostocks Rektor Hans-Jürgen Wendel:

    " Das heißt im Klartext, und in anderen Papieren wird das auch deutlich gesagt, hier sollen Studiengänge zwischen Fachhochschulen und Universitäten aufgeteilt werden. Da kann man sagen, bundesweit wird das für Unsinn erachtet."

    Und weil zum Schluss einfach kein Konsens zu erreichen war und die Zeit drängt, hatte die rot-rote Landesregierung gestern Nachmittag eine Novelle des Landeshochschulgesetzes auf den Weg gebracht.

    " Es ist eine Vielzahl von Versuchen unternommen worden, die Autonomie der Hochschulen ins Gleichgewicht zu setzen mit der Regierungsverantwortung des Landes. "

    Das heißt konkret - die Hochschullandschaft muss bis 2020 neu geordnet werden. Klar ist schon - diverse Studiengänge sollen geschlossen werden um Doppelstrukturen zu vermeiden, So soll die Lehrerausbildung künftig nur noch in Rostock stattfinden, dafür kann man Jura nur noch in Greifswald bis zum zweiten Staatsexamen studieren. Auch die Zahnmedizin in Rostock steht zur Disposition, Greifswald soll zusätzlich auf Anglistik und Altertumswissenschaften verzichten. Bei all diesen Veränderungen will die Landesregierung das letzte Wort haben, denn

    " Wir haben ein Hochschulgesetz, das der Landesregierung keine Möglichkeit gibt, in Fällen, wo die Hochschulen uneins sind über ihre Entwicklung, entscheidend einzugreifen."

    Das soll sich ändern - spätestens ab Anfang nächsten Jahres will Metelmann seine Vorstellung von Qualitätssicherung und Profilierung der Hochschulen notfalls auch auf dem Verordnungswege, gegen den Willen der Rektoren und der akademischen Gremien, durchsetzen können. Es scheint, als sei dem Minister der Geduldsfaden geplatzt - denn mit dem jüngsten Kabinettbeschluss zieht er einen radikalen Schlussstrich unter die ermüdende Debatte im Land. Nun hat Metelmann, vorausgesetzt, das Parlament stimmt zu, die Möglichkeit, Studiengänge und Fakultäten zu schließen - oder auch zu errichten. Ein signifikanter Eingriff in die Hochschulautonomie - vor allem die Uni Rostock wollte auf dem Evaluationsweg erst in drei Jahren entscheiden, auf welche Studiengänge man am ehesten verzichten könnte.

    " Wenn denn dieses Gesetz kommt, das den Minister ermächtigt zu tun und zu lassen was er will, dann wird er genau das tun, was er von Anfang an gewollt hat, nämlich die Hochschullandschaft in einer Weise umzugestalten, was nicht zum Wohle des Landes sein wird."

    Und um das Wohl des Landes soll es in erster Linie gehen, das betont auch das Bildungsministerium immer wieder. Die demografische Entwicklung ist - ebenso wie die Finanzsituation - katastrophal. Für die Hochschulen sind die Ideen aus dem Ministerium kontraproduktiv.

    " Es wird dazu führen, dass Studenten, die an der Universität studieren wollen, gleich in andere Bundesländer gehen."

    Und in ihrer Kritik haben sie die starken Wirtschaftverbände, die Opposition und die Studierenden auf ihrer Seite.