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Die Welt-Anti-Doping-Agentur in Nöten

Drei Monate im Voraus auf den Tag genau müssen Athleten angeben, wo sie sich aufhalten, um für unangemeldete Dopingkontrollen zur Verfügung zu stehen. Gegen diese sogenannte "Whereabout-Regel" klagen belgische Sportler. Sie bekommen jetzt Unterstützung von der europäischen Politik.

Von Heinz Peter Kreuzer |
    Die Welt-Anti-Doping-Agentur muss ihre sogenannten "Whereabout-Regeln" voraussichtlich ändern. Denn nach Auffassung von Datenschutzexperten aus 27 EU-Mitgliedsländern verstößt das Regelwerk in großen Teilen gegen europäisches Recht. Für sie hat der Schutz der Bürgerrechte einen höheren Stellenwert als die Dopingbekämpfung.

    Folge: Die Welt-Anti-Doping-Agentur müsste das Regelwerk ändern, was einen herben Rückschlag für den Anti-Doping-Kampf bedeuten würde. Die Schlupflöcher für Doper würden deutlich größer. Was überrascht: Die WADA hat diesen Kodex in Zusammenarbeit mit den internationalen Sportverbänden und politischen Institutionen in drei Verfahren beraten und angeblich alle strittigen Punkte abgestimmt. Nach weniger als einem halben Jahr steht der WADA-Code in Europa vor dem Aus, weil elementare Rechtsnormen nicht berücksichtigt wurden.

    Nach eigener Aussage kann das Gremium zwar die Grundidee dieser Regel im Anti-Doping-Kampf verstehen. Andererseits verstoße die Vorschrift aber gegen EU-Gesetze, die den Datenschutz, die Privatsphäre und die persönliche Freiheit betreffen. Da die Rechtsmeinung dieses Expertenpanels Grundlage für die Entscheidung der Europäischen Kommission zu diesem Thema ist, erwarten Experten ein Verbot der "Whereabout-Regeln" für Europa und damit faktisch weltweit.

    In Erwartung dieser Entwicklung hatte der für den Sport zuständige slowakische EU-Kommissar Jan Figel die WADA bereits vor einem Monat gebeten, bis zu einer endgültigen Klärung die Regel auszusetzen.