Die Maße der Gemälde von Katharina Grosse lesen sich nicht selten so: Drei Meter hoch, achtzehn Meter breit und einundzwanzig Meter tief. Das sind nicht selten ebenso exakt die Maße des Raumes, in dem sich gerade eine Arbeit der in Berlin lebenden und lehrenden Malerin ereignet. Vor vielen Jahren ist Katharina Grosse dazu übergangen, ihre Bilder nicht mehr mit dem Pinsel zu malen, sondern sie zu sprayen. Ziemlich schnell waren ihr dafür die herkömmlichen Leinwände zu klein, die Farben wucherten über sie hinaus in den Raum und bedeckten bald auch die Fußböden und Decken sowie, nicht zu vergessen, Möbel oder sonstige Gegenstände, die sich in dem Raum befinden. Auch ganze Gebäude können so schon einmal in ein Geheimnis aus Farbwolken, Linien und Aussparungen verwandelt werden. Und in den meisten Fällen verschwinden diese Werke nach einer gewissen Zeit wieder. Sie sind nicht für die Ewigkeit gemacht.
Aber gerade ihre Flüchtigkeit verhilft den stets ungegenständlichen Gebilden zu einer seltsamen Intensität. So auch in der Temporären Kunsthalle Berlin. Grosse hat vier riesige, elliptische und zugleich in sich gewölbte Bildträger aus laminiertem Hartschaum in die Ausstellungshalle gestellt, jeder um die acht Meter hoch und zehn bis zwölf Meter breit. Die Vorderseiten wölben sich in den Raum hinein und sind mit zahlreichen teils grellen, teils gedeckten Farben besprayt.
Außerdem hat Grosse Löcher oder Zacken in diese Bildträger hineingesägt, durch die sich ein merkwürdiger Effekt einstellt. Es scheint, als würden diese Farbwolken auf den Bildträgern in einem Moment festgehalten sein und sich eigentlich gleich weiterbewegen. So gesehen traut man seinen Augen kaum, und das ist auch beabsichtigt. Es gehe ihr nicht um Farbe, sagt Katharina Grosse, sondern darum einen offenen Denkraum zu erschaffen, ohne vorgegebene Bedeutungslinien. Tritt man nahe an die Malereien heran, scheinen sich die Farben ineinander aufzulösen. Das Aufsprühen gibt der Farbfläche eine feine Körnung, sodass die Oberflächen wirken wie Fotografien. Durch das Sprühen, sagt Katharina Grosse, löst sie sich selbst körperlich vom Raum und von der Oberfläche, die sie bemalt. Und auch das wird deutlich spürbar. Der Auftrag der Farbe erfolgt nicht mehr von oben nach unten oder von links nach rechts, sondern er ufert in alle Richtungen aus. Die Wölbungen der Bildträger lassen sie dabei wie einen Farb-Tsunami auf das Publikum zurollen, wenn man direkt auf sie zugeht.
Nach den irgendwie auch austauschbaren Schauen von Candice Breitz und Simon Starling ist dies die dritte Ausstellung in der Temporären Kunsthalle Berlin, und es ist die erste, die tatsächlich diesen Raum ausfüllt, die mit ihm arbeitet und die eigens für diese Kunsthalle, für diesen Ort entwickelt wurde. Zum ersten Mal lässt sich erahnen, was dieser Ort hier, auf der temporären Brache des Berliner Schlossplatzes, als Kunst-Ort sein könnte. Zum ersten Mal wird hier das Sehen und der Raum thematisiert, als etwas, das eigentlich offen ist, offen und öffentlich, ein politischer Raum gewiss auch, wenn man politisch so verstehen wollte, das ungehindertes Denken möglich sein soll. So jedenfalls drückt es die Künstlerin selbst aus.
Kuratorin Katja Blomberg, die Grosse für diese Ausstellung gewonnen hat, ist es damit zugleich als erster gelungen, mit der Kunst einen tatsächlichen Bezug zu diesem Ort herzustellen, ihn neu zu interpretieren und die Kunsthalle nicht nur als einen weiteren beliebigen Durchlauferhitzer für die Kunstkarawane zu benutzen. Vielleicht ein guter Anfang vor dem schnellen Ende.
Aber gerade ihre Flüchtigkeit verhilft den stets ungegenständlichen Gebilden zu einer seltsamen Intensität. So auch in der Temporären Kunsthalle Berlin. Grosse hat vier riesige, elliptische und zugleich in sich gewölbte Bildträger aus laminiertem Hartschaum in die Ausstellungshalle gestellt, jeder um die acht Meter hoch und zehn bis zwölf Meter breit. Die Vorderseiten wölben sich in den Raum hinein und sind mit zahlreichen teils grellen, teils gedeckten Farben besprayt.
Außerdem hat Grosse Löcher oder Zacken in diese Bildträger hineingesägt, durch die sich ein merkwürdiger Effekt einstellt. Es scheint, als würden diese Farbwolken auf den Bildträgern in einem Moment festgehalten sein und sich eigentlich gleich weiterbewegen. So gesehen traut man seinen Augen kaum, und das ist auch beabsichtigt. Es gehe ihr nicht um Farbe, sagt Katharina Grosse, sondern darum einen offenen Denkraum zu erschaffen, ohne vorgegebene Bedeutungslinien. Tritt man nahe an die Malereien heran, scheinen sich die Farben ineinander aufzulösen. Das Aufsprühen gibt der Farbfläche eine feine Körnung, sodass die Oberflächen wirken wie Fotografien. Durch das Sprühen, sagt Katharina Grosse, löst sie sich selbst körperlich vom Raum und von der Oberfläche, die sie bemalt. Und auch das wird deutlich spürbar. Der Auftrag der Farbe erfolgt nicht mehr von oben nach unten oder von links nach rechts, sondern er ufert in alle Richtungen aus. Die Wölbungen der Bildträger lassen sie dabei wie einen Farb-Tsunami auf das Publikum zurollen, wenn man direkt auf sie zugeht.
Nach den irgendwie auch austauschbaren Schauen von Candice Breitz und Simon Starling ist dies die dritte Ausstellung in der Temporären Kunsthalle Berlin, und es ist die erste, die tatsächlich diesen Raum ausfüllt, die mit ihm arbeitet und die eigens für diese Kunsthalle, für diesen Ort entwickelt wurde. Zum ersten Mal lässt sich erahnen, was dieser Ort hier, auf der temporären Brache des Berliner Schlossplatzes, als Kunst-Ort sein könnte. Zum ersten Mal wird hier das Sehen und der Raum thematisiert, als etwas, das eigentlich offen ist, offen und öffentlich, ein politischer Raum gewiss auch, wenn man politisch so verstehen wollte, das ungehindertes Denken möglich sein soll. So jedenfalls drückt es die Künstlerin selbst aus.
Kuratorin Katja Blomberg, die Grosse für diese Ausstellung gewonnen hat, ist es damit zugleich als erster gelungen, mit der Kunst einen tatsächlichen Bezug zu diesem Ort herzustellen, ihn neu zu interpretieren und die Kunsthalle nicht nur als einen weiteren beliebigen Durchlauferhitzer für die Kunstkarawane zu benutzen. Vielleicht ein guter Anfang vor dem schnellen Ende.