Als Tennessee Williams 1945 in seinen Notizen zur Uraufführung von "Die Glass Menagerie" den Begriff eines plastischen Theaters einführte, forderte er, sich mit allen Mitteln des Theaters auf die Suche nach den poetischen Wahrheiten zu machen, um, wie er es nannte, die "erschöpften Konventionen des realistischen Theaters" zu ersetzen.
Bühne, Kostüme, Licht, Effekte, Projektionen, Requisiten, Musik und Sound, all dies sollte die Aktion auf der Bühne, die Wendungen der Geschichte und den Gestus der Schauspieler vervollständigen, ja transformieren.
Doch je mehr er seine Stücke mit expressionistischen, absurden und surrealen Elementen versah, umso weniger Erfolg hatte er auf den konventionellen Bühnen der sechziger und siebziger Jahre. Erst der zunehmende Einfluss der Performance- und Installationskunst auf das Theater eröffnete neue Möglichkeiten, in die "Williamsche" Welt einzutauchen.
Dem künstlerischen Team um Regisseur David Schweizer ist es jetzt sehr wohl gelungen, für "In Masks Outrageous and Austere" eine wahrhaft plastische Welt zu erschaffen.
Der gesamte Theaterraum, Bühne und Zuschauerraum, ist von verspiegeltem, halb transparentem Plexiglas umgeben. Hinter den Spiegelwänden patrouillieren Männer – sogenannte Gideons - in schwarzen Anzügen mit Sonnenbrillen und Headsets. An den Wänden hinter ihnen hängen Videoflächen aus LED-Dioden, die in grob schraffierter Ästhetik Zuschauer zeigen, die den Raum betreten und nach ihren Plätzen suchen. Diese relativ kalte Industrietechnologie wird später dazu benutzt, Sonnenuntergänge und Meeresbrandung zu projizieren. Irgendwo sieht man einen Fernseher mit Tennessee Williams in den Spiegelwänden, doch es scheint unmöglich, dessen Quelle zu orten. Eine Soundkulisse zwischen metallischen Industriesounds und elektronisch generiertem Meeresrauschen begleitet die Projektionen. All dies erzeugt das Gefühl, inmitten eines einzigen großen Kaleidoskops aus Spiegeln und Bildern zu sitzen. Regisseur David Schweizer:
"Überall um das Publikum herum tauchen Bilder aus den Spiegeln auf und verschwinden wieder und diese Gideons scheinen diese Illusionen zu kontrollieren."
Die eigentliche Bühne besteht aus einer Holzveranda, weißer Sand suggeriert einen nahen Strand. Die superreiche Babe, ihr homosexueller Ehemann Billy und dessen junger Liebhaber-Sekretär Jerry sind von Agenten eines Konzern-Gegners entführt und an diesen seltsamen Ort gebracht worden. Auch die anderen Figuren betonen den surrealen, oft absurden Charakter dieses Ortes. Zum Beispiel die italienische Opern singende Nachbarin Peg in herrlich rosafarbenem Ascot-Kostüm der Jahrhundertwende mit ihrem zurückgebliebenen Sohn Playboy, der ständig masturbiert; Mac, ein schwarzer Riese, dem ein Zwerg als Übersetzer assistiert; oder die jungen attraktiven Gideons, die wie Matrix-Agenten diese Welt kontrollieren.
In dieser sexuell aufgeladenen Situation sind alle Figuren mit ihrer ureigenen Paranoia konfrontiert. Je länger dieser Zustand andauert, umso mehr zerbricht das Vertrauen zwischen ihnen, bis alle isoliert ihren unbefriedigten Sehnsüchten ausgeliefert sind – ein Zustand, der Tragik und Humor gleichermaßen beinhaltet. Zum Beispiel, wenn die 70-jährige Babe erkennt, dass sie in ihrem Reichtum, ihrer Sensationslust und ihrem unstillbaren Sexhunger gefangen ist und daraufhin alle Anwesenden mit einem Revolver bedroht ."Ich kann gefährlich sein, wenn ich über alle Maßen hinaus belastet werde", schreit sie. "Eine Waffe in der Hand eines Dementen sollte nicht unterschätzt werden."
"Was immer wieder wesentlich ist bei Tennessee ist, den Mut zu finden, etwas zu riskieren, Sehnsüchte zu riskieren, Wagnisse einzugehen, die einen eventuell zerstören werden."
Regisseur David Schweizer hat mit seinem absolut präzise spielenden Ensemble um Hollywoodstar Shirley Night als Babe und seiner multimedial verfremdeten Science Fiction Welt eine Möglichkeit gefunden, dem Publikum mit, "In Masks Outrageous and Austere" ein weiteres eindrückliches Meisterwerk des großen Amerikaners zu erschließen. Dieser hätte bestimmt seine Freude daran gehabt.
Bühne, Kostüme, Licht, Effekte, Projektionen, Requisiten, Musik und Sound, all dies sollte die Aktion auf der Bühne, die Wendungen der Geschichte und den Gestus der Schauspieler vervollständigen, ja transformieren.
Doch je mehr er seine Stücke mit expressionistischen, absurden und surrealen Elementen versah, umso weniger Erfolg hatte er auf den konventionellen Bühnen der sechziger und siebziger Jahre. Erst der zunehmende Einfluss der Performance- und Installationskunst auf das Theater eröffnete neue Möglichkeiten, in die "Williamsche" Welt einzutauchen.
Dem künstlerischen Team um Regisseur David Schweizer ist es jetzt sehr wohl gelungen, für "In Masks Outrageous and Austere" eine wahrhaft plastische Welt zu erschaffen.
Der gesamte Theaterraum, Bühne und Zuschauerraum, ist von verspiegeltem, halb transparentem Plexiglas umgeben. Hinter den Spiegelwänden patrouillieren Männer – sogenannte Gideons - in schwarzen Anzügen mit Sonnenbrillen und Headsets. An den Wänden hinter ihnen hängen Videoflächen aus LED-Dioden, die in grob schraffierter Ästhetik Zuschauer zeigen, die den Raum betreten und nach ihren Plätzen suchen. Diese relativ kalte Industrietechnologie wird später dazu benutzt, Sonnenuntergänge und Meeresbrandung zu projizieren. Irgendwo sieht man einen Fernseher mit Tennessee Williams in den Spiegelwänden, doch es scheint unmöglich, dessen Quelle zu orten. Eine Soundkulisse zwischen metallischen Industriesounds und elektronisch generiertem Meeresrauschen begleitet die Projektionen. All dies erzeugt das Gefühl, inmitten eines einzigen großen Kaleidoskops aus Spiegeln und Bildern zu sitzen. Regisseur David Schweizer:
"Überall um das Publikum herum tauchen Bilder aus den Spiegeln auf und verschwinden wieder und diese Gideons scheinen diese Illusionen zu kontrollieren."
Die eigentliche Bühne besteht aus einer Holzveranda, weißer Sand suggeriert einen nahen Strand. Die superreiche Babe, ihr homosexueller Ehemann Billy und dessen junger Liebhaber-Sekretär Jerry sind von Agenten eines Konzern-Gegners entführt und an diesen seltsamen Ort gebracht worden. Auch die anderen Figuren betonen den surrealen, oft absurden Charakter dieses Ortes. Zum Beispiel die italienische Opern singende Nachbarin Peg in herrlich rosafarbenem Ascot-Kostüm der Jahrhundertwende mit ihrem zurückgebliebenen Sohn Playboy, der ständig masturbiert; Mac, ein schwarzer Riese, dem ein Zwerg als Übersetzer assistiert; oder die jungen attraktiven Gideons, die wie Matrix-Agenten diese Welt kontrollieren.
In dieser sexuell aufgeladenen Situation sind alle Figuren mit ihrer ureigenen Paranoia konfrontiert. Je länger dieser Zustand andauert, umso mehr zerbricht das Vertrauen zwischen ihnen, bis alle isoliert ihren unbefriedigten Sehnsüchten ausgeliefert sind – ein Zustand, der Tragik und Humor gleichermaßen beinhaltet. Zum Beispiel, wenn die 70-jährige Babe erkennt, dass sie in ihrem Reichtum, ihrer Sensationslust und ihrem unstillbaren Sexhunger gefangen ist und daraufhin alle Anwesenden mit einem Revolver bedroht ."Ich kann gefährlich sein, wenn ich über alle Maßen hinaus belastet werde", schreit sie. "Eine Waffe in der Hand eines Dementen sollte nicht unterschätzt werden."
"Was immer wieder wesentlich ist bei Tennessee ist, den Mut zu finden, etwas zu riskieren, Sehnsüchte zu riskieren, Wagnisse einzugehen, die einen eventuell zerstören werden."
Regisseur David Schweizer hat mit seinem absolut präzise spielenden Ensemble um Hollywoodstar Shirley Night als Babe und seiner multimedial verfremdeten Science Fiction Welt eine Möglichkeit gefunden, dem Publikum mit, "In Masks Outrageous and Austere" ein weiteres eindrückliches Meisterwerk des großen Amerikaners zu erschließen. Dieser hätte bestimmt seine Freude daran gehabt.