Dienstag, 19. März 2024

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Die Wende im Schilf

Das Donaudelta in Rumänien ist ein Naturparadies der besonderen Art: 5000 Quadratkilometer Schilf und Sumpfwald, durchzogen von einem riesigen Labyrinth aus Flussarmen, Kanälen und Seen, Heimat für Hunderte von Vogel- und Fischarten, Tausende von Pflanzen. Nur 15.000 Menschen leben in dem unzugänglichen Gebiet, viele verstreut in entlegenen Fischerdörfern und Weilern, zumeist unter ärmlichen, museumsreifen Bedingungen in Schilfhütten und mit Ruderbooten als einzigem Verkehrsmittel.

Von Keno Verseck | 08.12.2007
    Von wegen "Schöne blaue Donau" - in stumpfem gelb-grau ergießt sich die Donau in ihrem Delta ins Schwarze Meer. An manchen Stellen sieht man sie aber auch glasklar. Farbspiele, an denen sich Weiden und Wasserminze, Sand und Schilf beteiligen. Der zweitgrößte europäische Strom wechselt noch einmal sein Äußeres und sein Temperament bevor er sich im Meer auflöst. Die majestätische Donau wird anarchisch, teilt sich in drei große Flussarme, verzweigt sich in unzählige Wasserstraßen, Kanäle und Seen. Eine einzigartige Wildnis mit den größten geschlossenen Schilfflächen der Erde. Über 4000 Quadratkilometer Naturpark am östlichsten Rand Europas: das Donau-Delta. Seit 1991 genießt es als Lebensraum für seltene Fisch-, Vogel-, Reptilien- und Pflanzenarten den Schutz der UNESCO. Als Weltnaturerbe und Biosphärenreservat.

    Nur rund 15 000 Menschen leben noch in dieser Region, die zum größten Teil zu Rumänien gehört. In einer allerdings trügerischen Idylle. In den entlegenen Dörfern des Schilfs herrscht Armut. Seit der Wende 1989 fehlen hier die Arbeitsplätze - es gibt keine Industrie mehr, wenig Schifffahrt und kaum Tourismus. Der Fischfang ist zur wichtigsten, wenn auch bescheidenen, Einnahmequelle geworden. Der legendäre Fischreichtum deswegen längst Vergangenheit. Doch darauf können die Bewohner des Delta keine Rücksicht nehmen.

    Der Traum vom großen Fang
    Unterwegs mit den Fischern des Deltas


    Niemals hat sich Costel, der Fischer, verirrt, niemals wird er sich verirren in diesem Labyrinth aus Schilf, Morast und Wasser. In der Morgendämmerung rudert er mit traumwandlerischer Gewissheit durch enge Kanäle und über kleine Teiche, tief im Deltainnern, weitab von der nächsten Siedlung, weitab selbst vom nächstgrößeren Flussarm. Zusammen mit seinem Fischerkameraden Marin stakt er zwischen Gestrüpp, Sumpf und treibenden Schilfinseln das Boot hindurch.

    Costel Damian, 43 Jahre, ist ein schweigsamer, ernster Mann, seit zwei Jahrzehnten Fischer. Er hat große, braune Augen, einen leicht schiefen Blick, eine Hakennase, ein knochiges, herbes Gesicht, aus dem er ab und zu die Mücken streicht, so sanft, als möge er sie eigentlich nicht stören.

    " Ich war sechs, sieben Jahre alt, als mein Vater mich zum ersten Mal richtig mitnahm ins Deltainnere. Er hatte mir eine Angel gebastelt, damit fing ich Barsche und Hechte. Manchmal hatte ich nicht die Kraft, sie aus dem Wasser zu ziehen. Mein Vater war fast sein ganzes Leben lang Fischer. Ich zitterte vor Freude, wenn ich mit ihm fahren durfte, und schrie, wenn ich zuhause bleiben musste. Ich war schon als kleines Kind verliebt ins Delta, in das Wasser, den Fisch und die Natur. Mein Vater zeigte mit die Kanäle, all die kleinen Seen und Teiche, er zeigte mir, wie man den Fisch fängt, wie man Netze knüpft, Reusen baut und Haken bindet. Von ihm habe ich es gelernt. "

    Am Litvin-See, einem großen See, der eingeschlossen ist von treibenden Schilfinseln, reicht Costel seinem Kameraden Marin die Ruder. Sie fahren nun die Reusen ab, um nach dem Fang zu schauen. In der ersten Reuse, die Costel an einer Schilfkante aus dem Wasser zieht, findet er einen armlangen Wels und ein paar kleine Rotaugen.

    " Die Reusenfischerei ist etwas Traditionelles. Die Reuse hat Ringe mit Netzen darum und am Anfang einen langen Netzflügel. Wenn der Fisch am Ufer auf die Reuse trifft, schwimmt er herein und ist gefangen. Das Netz wird um Holzringe gewickelt, die Ringe sind aus Weidenruten. Man muss dafür gerade Zweige suchen und je zwei verflechten, so bleibt der Ring schön rund. Weide ist das beste Material, weil es nicht verrottet, wenn es lange im Wasser liegt. "

    Die Rotaugen wirft Costel ins Boot, sie sind das Abendessen, der Wels bleibt in der Reuse. Erst in ein paar Tagen werden die beiden Fischer ihre Beute ganz einsammeln und sie beim Fischgroßhändler abliefern, zuhause, im Städtchen Sulina an der Donaumündung.

    Die nächsten beiden Reusen sind leer, kein Fang seit vier Tagen. So geht es weiter: Hier ein paar Fische, dann wieder nichts. Costel hat eine Frau und zwei halbwüchsige Söhne zuhause, in Sulina. Reicht der Fang zum Leben?

    " Das Fischen ist eine Lotterie. Man lebt nicht sehr gut, aber auch nicht ganz schlecht, man hält sich über Wasser. Man braucht ein Boot, ab und zu neue Netze, neue Ruder, und natürlich muss man die Familie ernähren. Und das alles vom Fisch. Nein, man kann nicht reich werden, alles geht für das tägliche Leben drauf. Wenn man Wagenladungen voller Fische fangen würde, ja dann, aber man fängt nur mal hier dreißig Kilo, mal dort vierzig. Doch wir leiden keinen Mangel zuhause, wir leben normal. "

    Stunden sind mit Reuseninspektion und Rudern verstrichen. Nun, am Nachmittag, sägen Costel und Marin im Morast trockene Äste von Sträuchern ab und sammeln Zweige, um später damit Feuer zu machen.

    Zurück am Lagerplatz. Umgeben von Teichen mit glasklarem Wasser eine morastige, völlig versteckte Schilfinsel, darauf eine Hütte aus Schilf. Hier wohnen Costel und Marin unter der Woche, sommers wie winters. Der Wind bläst kalt durchs Schilfmeer, Costel hockt mit hochgekrempelten Hemdsärmeln im Boot und schuppt die Fische.

    "Wir sind Fisch von klein auf an gewöhnt", sagt Costel, "ich mag ihn, gebraten, gekocht, in der Suppe." Marin hat unterdessen Feuer gemacht und legt die Fische in die Pfanne.

    Marin Gheorghe ist ein schmaler, kleiner Mann, 35 Jahre, Junggeselle, auch er schweigsam und ernst. Früher war er Hafenarbeiter, dann mal Kellner und Barmann, seit sieben Jahren ist er Fischer. Er hätte gern ein Bier jetzt, aber es gibt keines. Aus einer abgeschnittenen Plastikflasche trinkt er Teichwasser.

    " Das Leben hier ist wild, aber es ist auch schön, du hast deine Freuden. Wenn du einen Fisch fängst, freust du dich, besonders, wenn er größer ist als üblich. Die Fischerei ist keine lockere Arbeit für acht Stunden. Hier bist du Tag und Nacht unterwegs, du bist auf dem Wasser, es stürmt, du wirst nass, manchmal ist es gefährlich. Aber es gibt kaum andere Arbeitsplätze im Delta als in der Fischerei. Du fischst, fährst ein paar Tage nach Hause, dann gehst du wieder fischen. Sogar die Leute, die keine Fischer sind, gehen angeln, einfach aus Spaß. Überall Fisch. So ist das Delta. "

    Leben im und mit dem Donaudelta - das ist eine Welt, die sich dank der unberechenbaren Flussläufe immer wieder neu erfindet. Eine Welt, in der die Menschen Teil dieses Zyklus geworden sind. Der deutsch-rumänische Schriftsteller Oskar Walter Cisek hat seinem Roman auch deshalb den Titel "Der Strom ohne Ende" gegeben. Erschienen in den dreißiger Jahren, schildert er die schicksalhafte Verbindung der Delta-Bewohner zum Donaustrom: sie sind seiner Naturgewalt ausgeliefert. Und doch beuten sie ihn aus.

    Das Donau-Delta ist ein äußerst empfindliches Biotop und durch menschliche Willkür bedroht. Den schlimmsten Eingriff erfuhr die Region unter kommunistischer Herrschaft. Diktator Nicolae Ceausescu ließ weite Teile der Feuchtgebiete trockenlegen, um Fabriken zu bauen und riesige Flächen für die Landwirtschaft zu erschließen. Der Kollaps des Systems 1989 kam rechtzeitig, um den Öko-Gau gerade noch abzuwenden. Heute droht neuer Ärger im Paradies. Die aufstrebenden osteuropäischen Staaten suchen ihren Anschluss an Wachstum und Wohlstand im Westen. Wirtschaftliche Interessen stehen dabei an erster Stelle. Es herrscht Konkurrenz unter den Donau-Anrainer-Staaten an der Mündung des Stroms. Im Wettbewerb um die günstigste Verkehrsinfrastruktur macht die Ukraine auf ihrem Gebiet den nordöstlichen Bystroye-Flussarm schiffbar. Ein international umstrittenes Projekt, das sogar den Status des Deltas als Weltnaturerbe gefährden könnte. Das neue EU-Mitglied Rumänien protestiert gegen die Aktivitäten des Nachbarn und hat doch Ähnliches vor. Oberhalb der Deltaregion soll demnächst der rumänische Teil der Donau für mehr Schiffsverkehr ausgebaut werden - möglichst mit Fördergeldern aus Brüssel.

    Wer im Delta lebt, lebt mit dem ständigen Widerspruch zwischen Ökonomie und Ökologie. Noch lässt sich beides offenbar nicht miteinander vereinbaren. Gheorghe Kacenko versucht es auf seine Weise. Den einstigen Raubbau unter der Ceausescu-Diktatur hat er als Fabrikarbeiter im westlichen Delta erlebt. Heute sorgt er als Jagdhüter und Touristenführer für den Erhalt des Biosphären-Reservats.

    Zwischen Wohnblock und Weißkopf-Seeadler
    Eine Familie schätzt ihr Leben im armen Donaudelta
    Gheorghe Kacenko schaut seine Tochter Anca zärtlich an, er freut sich, dass sie heute mitfährt. Die 15-Jährige mit den langen, aschblonden Haaren geht in der Stadt zur Schule, nur ein-, zweimal im Monat kommt sie an den Wochenenden nach Hause, ins Dorf. Nun sitzt sie in eine dicke Jacke gehüllt im Motorboot und hält links und rechts des Kanals Ausschau nach Vögeln. Sie möchte unbedingt einen Weißkopf-Seeadler beobachten, doch ihr Vater macht ihr wenig Hoffnungen.

    " Dieses Jahr war sehr schlecht für die meisten Vögel, denn genau in der Brutzeit im Frühjahr fiel der Wasserstand wegen der einsetzenden Dürre sehr schnell. Viele Vögel wurden von Füchsen, Katzen und Marderhunden angegriffen und mussten ihre Nester aufgeben. Ich habe dieses Jahr zum Beispiel nur sehr wenige Jungschwäne gesehen. "

    Kacenko ist ein leidenschaftlicher Beobachter des Deltas. Man sieht es an seinen Augen, die vor Freude leuchten, wenn er im Boot durch die Wildnis fährt. Der 49-Jährige mit dem grauen Schnurrbart lebt im Dorf Maliuc, im Westen des Deltas. Früher war er einmal Maschinist auf Baggerschiffen, später Handwerker und Hausmeister bei der örtlichen Fischereigenossenschaft. Seit einigen Jahren arbeitet er für einen Tourismus- und Jagdverein reicher Bukarester Geschäftsleute als Förster, Naturführer und Jagdhüter. Fast jeden Tag fährt er das Pachtgebiet des Vereins ab und schaut nach dem Rechten.

    An der Mündung eines Kanals in den Furtuna-See schaltet Kacenko den Bootsmotor aus. Kein Weißkopf-Seeadler weit und breit, doch in der Ferne erblickt Kacenko eine Gruppe Pelikane. Nach einer Weile steigt er mit seiner Tochter aus dem Boot und geht mit ihr über eine sandige Landzunge, auf der Unkraut wuchert. Sie ist entstanden, nachdem vor zwei Jahrzehnten ein Drainage-Kanal am See gegraben wurde, um die Gegend für die Landwirtschaft zu erschließen. Nun verlandet der See langsam. Das erinnert Kacenko an das Schicksal seines Heimatdorfes Dunavat im Süden des Deltas. Dort wuchs er inmitten von Schilf und Teichen auf.

    " Eines Tages war eine große Baustelle dort. Ausrüstungen wurden gebracht, dann begannen Arbeiter, die ganze Gegend einzudeichen und zu entwässern, und nach ein, zwei Jahren war alles fertig. Es wurde Landwirtschaft betrieben, es gab kein Wasser mehr, und man musste zig Kilometer laufen, um Holz und Schilf zu holen. Wohl deshalb bin ich später hierher gezogen, hier war noch ein Fleckchen Natur. Langsam sollte auch hier alles eingedeicht und entwässert werden. So wie der Plan war, hätten wir hier jetzt mit dem Auto fahren sollen. Aber wir haben Glück gehabt. Es hängt von uns ab, wie wir sie nutzen. Vielleicht wird es eine Renaturierung geben, damit wir unser Delta zurückbekommen. "

    Zuhause bei den Kacenkos. Der Jagdhüter und seine 40-jährige Frau Vasilica wohnen in einem heruntergekommenen Block aus der Ceausescu-Zeit, gleich am Donauufer in Maliuc. Heizung und Warmwasser wurden vor Jahren abgestellt, kaltes Wasser gibt es morgens und abends. Vasilica Kacenko klagt trotzdem nicht.

    " Mir persönlich gefällt es hier im Dorf. Natürlich haben wir nicht den Komfort einer Stadt, und es ist isolierter, das Leben ist härter als anderswo. Aber mir gefällt die Ruhe und die Natur. Wir kommen mit dem Geld meines Mannes zurecht. Wir haben Kühe, Schweine und Hühner und deshalb auch Milch, Eier, Käse und Fleisch. Ohne die Tiere wäre es sehr schwer. Viele andere Nachbarn sind schon weggegangen, um im Ausland zu arbeiten, allein aus unserem Block von neun Familien vier. Irgendwann werden wir nur noch ein Urlaubsdorf sein. "

    Die 15-jährige Anca schaut ihre Eltern ernst und wie aus großer Ferne an. Sie habe noch keine genauen Zukunftspläne, bedeutet sie mit einem vagen Schulterzucken. Was sie sagt, klingt nicht, als sei der Weißkopf-Seeadler, als seien Ruhe und Natur, ein Grund für sie, nach der Schule wieder ins Dorf zurückzukommen.

    " Das Leben hier ist schwer, man arbeitet viel für wenig Geld. So scheint es mir. Es lohnt sich nicht, so viel zu arbeiten. Es gibt sehr wenige Schüler hier im Dorf, manche müssen aus anderen Dörfern extra herkommen, und nach der achten Klasse muss man in die Stadt, wenn man weiterlernen will, so wie ich es mache. In der siebten Klasse zum Beispiel war ich die einzige Schülerin, es war wie Privatunterricht. Und überhaupt sind die Lehrer hier ziemlich schlecht ausgebildet. "

    Gheorghe und Vasilica Kacenko blicken bei den Worten ihrer Tochter still zu Boden, als ahnten sie den Abschied.

    Später am Nachmittag schlendern alle drei am Donauufer entlang, Gheorghe Kacenko führt seine Mischlingsjagdhündin Bjela spazieren. An einer flachen Uferstelle geht Kacenko herunter zum Wasser und blickt über den Fluss, so als wolle er sich von etwas vergewissern.

    " Das Delta bedeutet für mich Leben. Es ist Natur, saubere Luft, Leben. Hier bin ich geboren, hier möchte ich bleiben. Ich hoffe, die Lebensbedingungen werden sich ein wenig bessern, und vielleicht wird das Delta auch wieder gesund. Ich würde nie weggehen. Wenn überhaupt nur in einen anderen Teil des Deltas. Ich muss das Wasser um mich haben, ich muss es sehen und muss die Vögel und die Tiere sehen. "

    Sulina ist mit rund 5000 Einwohnern die einzige Stadt im Delta. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war sie Sitz der Europäischen Donaukommission, die Handel und Schiffsverkehr auf dem Strom überwachte. Die Kommission wählte Sulina, um dort den Kilometer Null anzusetzen. An der Hauptmündung der Donau gelegen, erlebte das Hafen- und Handelsstädtchen zu Beginn des vorigen Jahrhunderts einen ungeheuren Aufschwung. Es zog Dutzende Nationalitäten an. Alle Völker, alle Typen, alle Sprachen seien vertreten, ein Miniatur-Europa, schwärmte damals der Delta-Dichter Jean Bart.

    Heute steht das Schicksal der Stadt für die schwierige Wendezeit im Delta. Es herrscht wirtschaftliche Depression. Der Freihafen, die große Schiffswerft und die Fischfabrik sind geschlossen. Die Arbeitslosenquote liegt zwischen 30 und 40 Prozent. Eine Misere, der viele inzwischen endgültig den Rücken gekehrt haben. Die bleiben, setzen auf den mit dem EU-Beitritt versprochenen Tourismusboom. Immerhin gibt es einige alte Villen am Kai und einen viele Kilometer langen Strand am Schwarzen Meer. Die Grundstückspreise sind vorauseilend schon einmal in die Höhe geschossen.

    Warten auf den Boom
    Die Hafenstadt Sulina lebt von der Hoffnung
    Der Fischgroßhändler Alexandru Cusmin, in der ganzen Stadt genannt Sandu, schimpft und schreit. Seine Arbeiter, halbstarke Jungs mit herben Gesichtern, manche von ihnen erst siebzehn, achtzehn Jahre alt, schleppen Fischkisten ins Kühlhaus, und er, der Chef, fuchtelt mit den Armen und schnauzt sie an.

    " Sie zeigen keinen , sie kommen nur, um zuhause zu erzählen, dass sie einen Arbeitsplatz haben. Jeden Tag flehe ich sie an, irgendeine Idee zu entwickeln, damit wir es leichter haben, aber sie wollen nicht. Sie tun nur etwas, wenn ich sie antreibe. "

    Die Jungen lächeln, sie kennen diese Tiraden, die ihr Chef nur halb so ernst meint, wie er sie herausposaunt. Sandu ist 36 Jahre alt, schlank und muskulös, ein exzentrischer Typ, gekleidet in Baseball-Mütze und Trainingsanzug. Er redet viel, läuft hektisch auf und ab, während die Firmenköchin ihm sein Lieblingsessen serviert, goldbraun gebratene Barsche, die er in unglaublichem Tempo verschlingt.

    Sandu ist einer der wenigen größeren privaten Unternehmer in Sulina. In seinem Fischgroßhandel arbeiten 14 Leute, und drei Dutzend Fischer sind für ihn im Delta unterwegs. Früher war er Maschinenoffizier auf Schleppern und Baggerschiffen und nebenbei auch selbst Fischer. Seit zehn Jahren betreibt er den Großhandel für Süßwasserfisch.

    " Am Anfang war es schön, es gab nicht so viele Gesetze und Beschränkungen beim Fischen und beim Fischhandel, es war viel lockerer damals. Jetzt ist es schwieriger. Vor allem seit dieser Integration mit Europa kommen hier jeden Tag irgendwelche Behörden an und wollen, dass wir alle möglichen Normen erfüllen. Die Leute vom Gesundheitsamt zum Beispiel haben tausenderlei Ideen, ja, das sind wirklich positive Sachen, aber wir sind nicht vorbereitet auf solche Ideen, und wir haben nicht das Geld, sie in die Praxis umzusetzen. "

    Immer wieder machen im Donaudelta Gerüchte die Runde, der kommerzielle Fischfang solle ganz verboten werden, so wie bereits die Störfischerei vor drei Jahren völlig untersagt wurde. Bei diesem Thema bekommt Sandus Blick etwas von knapp beherrschtem Wutausbruch.

    " Es würde mich nicht wundern, wenn die Behörden in ihrem Übereifer so etwas machen würden. Bei uns wurde schon immer das Gegenteil des Normalen gemacht. Es hätte eine schlimme Wirkung. Fischen ist die einzige Möglichkeit im Delta, um zu überleben, Fischen und ein wenig Tourismus. Wir alle hier, die Kleinunternehmer und sogar manche Fischer, kämpfen darum, uns im Tourismusgeschäft zu etablieren, aber die Saison ist sehr kurz, nur zwei Monate. In dieser Zeit verdient man gerade soviel, um das reingesteckte Geld wieder rauszuholen und um dann noch eben über den Winter zu kommen. "

    Draußen vor dem Kühlhaus, am Ufer des Flusses. Träge strömt die gelbgraue Donau dem Meer entgegen, ein Boot quält sich endlos langsam flussaufwärts. Ein offener Holzkahn, der Dieselmotor uralt. Zusammengekauert, mit Wattejacke und Wollmütze, sitzt der Fischer darin, starrt geradeaus. Auf dem Fluss sind keine anderen Boote unterwegs, leer auch die Uferpromenade. Sulina ist wie eingefroren in diesem Augenblick.

    Marius und Veronica Pitic in der Küche ihres kleinen Hauses. Zwei Eheleute, beide Ende dreißig, gestandene Eltern einer 15-jährigen Tochter und doch ausgelassen wie Teenager. Marius ist Fischer, Veronica Hausfrau, sie wohnen bescheiden am Stadtrand von Sulina. Sie mögen ihr Leben wie es ist, sie klagen über nichts, und das ist etwas Seltenes in dieser Gegend, in diesen Zeiten.

    " Ich habe eine nette Familie, ein Häuschen, ich lebe in einer ruhigen Stadt, ich habe keine Angst, mein Kind allein zur Schule zu schicken, und ich finde das alles sehr gut so. Wir sind zufrieden, und wir haben keine hochfliegenden Pläne. Das ist doch viel besser, als wenn wir von wer weiß was für Palästen träumen würden und frustriert wären. Natürlich ist es normal, zu träumen, aber man sollte die Bodenhaftung nicht verlieren. "

    Am anderen Ende der Stadt. Marius und Veronica Pitic stehen vor einem Baugrundstück, das sie gekauft haben, gleich neben dem Ufer der Donau, und nun träumen sie ein wenig von der Zukunft: Hier wird vielleicht schon im nächsten Sommer eine kleine Pension stehen, mit hübschem Vorgarten, Kinderspielplatz und zwei Ponys. Für den Fall, dass die Fischerei irgendwann nichts mehr einbringt oder verboten wird, wollen die Pitics vom Tourismus leben. Und es anders machen, als sie es in Sulina bisher beobachtet haben.

    " Wir haben ein 2.200-Quadratmeter-Grundstück, das ist nicht sehr viel, aber für unsere Zwecke genau richtig. Die Pension soll ein mittleres Niveau haben. Die Zimmer werden Betten und ein Duschbad haben, ansonsten keine große Inneneinrichtung, und wir wollen nur wenige Zimmer haben, denn nicht das ganze Gelände soll zugebaut sein. Dafür aber legen wir viel Wert auf Sauberkeit und Service. Es ist still und ruhig hier, und die Gäste sollen sich wohl fühlen. Wir würden gern Geld von der EU bekommen, aber ich glaube nicht, dass es klappt, denn die Anforderungen für so ein Projekt sind sehr hoch. Nur große Firmen haben Chancen, von den EU-Fonds zu profitieren. Wahrscheinlich werden wir alles aus eigener Kraft aufbauen, auch wenn es etwas länger dauert. "

    Ökologie hat in Rumänien immer noch ein schlechtes Image. Umweltbewusstsein keine Tradition. Nach Jahrzehnten kommunistischer Mangelwirtschaft, nach achtzehn Jahren schmerzhaften Wandels bedeutet Umweltschutz für die meisten Rumänen im Donaudelta nicht Chance, sondern eher Hindernis. Zumal die Regierung in Bukarest weder Anreize zum Naturschutz noch Alternativen zur herrschenden Arbeitslosigkeit anbietet.

    Das Delta muss mit den verschiedensten Auswüchsen menschlichen Raubbaus an der Natur selbst fertig werden. Im Frühjahr stehen weite Schilfflächen in Brand. Eine illegale Methode, um fehlendes Weideland zu gewinnen. Viele Einheimische halten sich mit ein bisschen Subsistenzwirtschaft über Wasser und brauchen Platz für ihr Vieh. Das augenfälligste Problem aber hat sich in den vergangenen Jahren aufgedrängt - der Müll.

    Fast überall schwimmt Abfall auf dem Wasser. Die meist verbreitete Spezies im Naturpark Donau-Delta sei die Plastikflasche, spöttelt man hier. Eine Müllabfuhr gibt es auf dem Lande nicht. Dafür immer wieder wilde, stinkende Müllkippen. Umweltschutzorganisationen werden nur sporadisch für das Delta aktiv. Und so bleibt der mühsame Kampf gegen den Dreck der Initiative einzelner überlassen.


    Die Flut der Plastikflaschen
    Wie Jugendliche im Naturpark Donaudelta gegen die Müllberge kämpfen
    Die Lehrerin spricht zu den Schülern, als deklamiere sie von einer Bühne herab. Mit ihren roten, krausen Haaren sieht sie aus, als stünde ihr Kopf in Flammen. Sonnabend Nachmittag am Gymnasium in Sulina, der Hafenstadt an der Donaumündung ins Schwarze Meer: Zwei Dutzend Jugendliche sind zum "Arbeitskreis Ökologie" gekommen, die Lehrerin Florica Kirilov erzählt ihnen etwas über Pflanzen und Vögel im Delta.

    Florica Kirilov ist 45 Jahre alt, sie stammt aus Südrumänien und wurde 1985 als junge Landwirtschaftsingenieurin ins Delta geschickt. Die Arbeit als Praktikantin einer Genossenschaft für Mais- und Getreideanbau öffnete ihr die Augen für die Umweltprobleme im Delta.

    " Natürlich wurden vor 1989 Teiles des Deltas trockengelegt und eingedeicht. Wenn die Landwirtschaft noch mehr ausgeweitet worden wäre, wäre das Delta zerstört worden. Aber als die Pläne gestoppt wurden, kam das Delta wieder auf einen normalen Weg. "

    Florica Kirilov arbeitete nach 1989 beim Amt für Pflanzengesundheit, seit 2004 ist sie Ökologielehrerin am Gymnasium in Sulina. Die Teilnahme am Arbeitskreis Ökologie ist freiwillig, trotzdem kommen viele Schüler und Schülerinnen gerne, zum Beispiel die 15-jährige Delia.

    " Wir lernen etwas über die Natur, wir haben viele Aktivitäten und langweilen uns nicht. Wir lernen, uns der Natur zu nähern und rücksichtsvoll mit ihr umzugehen. Viele Leute im Delta leben von der Fischerei vom Tourismus. Wenn die Natur verschwindet, verschwindet auch diese Stadt. "

    Auch die 19-jährige Ana-Maria sitzt im Klassenraum. Sie studiert in Bukarest Philologie, aber sooft sie zuhause in Sulina ist, kommt sie auch zum Ökologie-Kreis, den sie schon als Schülerin besucht hat.

    " Das war für mich eine reale Erfahrung, ich habe etwas darüber gelernt, wie man die Natur wirklich schützen kann, nicht nur zu behaupten, dass man sie schützt. Mich beschäftigt am meisten das Problem des Mülls in Sulina. Es ist vor allem im Sommer ein Problem, wenn die Touristen kommen und viel Abfall hinterlassen. Ich möchte mich engagieren und auf dieses Problem aufmerksam machen. Denn die Natur ist unser Haus, und wir sollten Sorge um dieses Haus tragen. "

    Der Fischerhafen am Stadtrand von Sulina: Die Jugendlichen des Arbeitskreises sammeln am Wegesrand und aus dem Ufergestrüpp Plastikflaschen und anderen Müll. Der liegt in schier unglaublichen Mengen herum. Kaum zehn Minuten vergehen, und die Gruppe hat bereits an die fünfzig Flaschen eingesammelt. Die Jugendlichen kennen das, und doch sind sie am Ende entsetzt.

    "Es ist furchtbar", sagt Delia. "Vor einigen Monaten haben wir schon mal sehr, sehr viel Müll gesammelt. Und jetzt ist alles wieder da!" Die Lehrerin schlägt der Gruppe vor, beim nächsten Treffen des Arbeitskreises gemeinsam zum Bürgermeister zu gehen und zu fordern, dass in der Stadt mehr Papierkörbe aufgestellt werden. Ana-Maria, die Studentin, glaubt nicht, dass sich dadurch etwas ändern würde.

    " Solange die Leute nicht lernen, die Natur zu respektieren, bringt es gar nichts Papierkörbe aufzustellen. Denn sie werden kein Interesse haben, den Papierkorb zu benutzen. Es ist schließlich kein großer Umstand, eine Plastikflasche zu falten und dieses leichte Gewicht mit zum Mülleimer zu nehmen. Aber da ist diese Mentalität, dass die Natur schon immer da war und immer da sein wird. Wir haben hier das schönste Naturreservat Europas, und wir verschandeln es. "

    Die meisten Vorfahren der Deltabewohner kamen ab dem 18.Jahrhundert hierher: religiös Verfolgte, Abenteurer, Vertriebene, Aussteiger. Menschen aus ganz Europa, die Zuflucht im undurchdringlichen Schilf suchten und fanden. Heute bewegt sich der Strom in die andere Richtung. Vor allem junge Menschen wollen sich nicht länger den unwirtlichen Feuchtgebieten aussetzen. Einer Region, die der Rest des Landes offenbar abgeschrieben hat. In der es kaum Arbeit gibt, kaum Infrastruktur, keine Krankenhäuser. In der ein Boot mit altem Dieselmotor schon Reichtum bedeutet.

    Das ursprüngliche, das archaische Deltaleben führen nur noch die Alten. Sie leben mit den kurzen Sommermonaten und ertragen die langen eisigen Winter auf den zugefrorenen Flusswegen. Sie sind aufgewachsen auf abgelegenen Schwemmsandinseln, umgeben vom gelb-grauen Donauwasser. Dem Schilf, den Fischen und den Pelikanen fühlen sie sich - wie vor hundert Jahren - am nächsten.


    Der alte Mann und das Schilf
    Leben im Delta wie vor hundert Jahren
    Das Wasser stand bis in den Hof in diesem Frühjahr, Onkel Toni konnte gleich an der Pforte ins Boot steigen. Die Flut hat den Schilfzaun, der für gewöhnlich zehn Jahre hält, vor der Zeit verrotten lassen, nun flechtet der alte Mann einen neuen. Bündel um Bündel der dicken, ockergelben Halme verknüpft er auf Brusthöhe miteinander, langsam wird so eine feste Schilfwand daraus.

    Onkel Toni braucht noch einige Lagen Schilf, er geht zu seiner offenen Scheune, sie zu holen, dabei blickt er über die Ebene seiner Sandinsel hinüber zum Röhricht, dort wo sich Morast und Teiche erstrecken. Das Schilf steht dicht und hoch, zweieinhalb, drei Meter. Der alte Mann sieht es, traurig schüttelt er den Kopf.

    " Das Schilf ist nicht mehr wie es war. Wenn du früher in die Teiche gingst, dann hattest du viel zu schneiden. Und jetzt? Es wächst nicht mehr richtig, ich weiß nicht warum. Die Trockenheit im Sommer? Ist vielleicht die Natur kaputt gegangen? Es wächst einfach kein Schilf. "

    Anton Gheorghe, genannt Onkel Toni, ist 73 Jahre alt und wohnt auf einer Schwemmsandinsel im Osten des Deltas, gleich neben einem kleinen Kanal. Sein Gesicht ist voller schwarzgrauer Bartstoppeln, seine Wollmütze nimmt er nur zu Schlafen ab. Er lebt ohne Strom, ohne fließend Wasser, seine Verbindung zur Außenwelt ist ein Ruderboot. Es ist ein Leben wie in alten Zeiten im Delta, und dafür braucht Onkel Toni das Schilf. Nicht nur seine Zäune flechtet er daraus, auch sein Haus hat er aus Schilf gebaut und mit Lehmerde verklebt, die Dächer seines Hauses und seiner Scheune sind aus Schilf, er heizt und kocht mit Schilf.

    Onkel Toni schiebt ein Bündel eng zusammengepresstes Heizschilf in den Ofen und zündet es an. Bald wird es gemütlich warm in seinem Haus.

    " Es gibt nicht mehr viele, die Feuer mit Schilf machen. Ich mache es hier so, aber im Dorf haben sie Holz oder eine Gasflasche, dort ist alles moderner. Wie ich es mache, ist es primitiv, aber ich finde es besser so. Ich schiebe drei, vier Bündel nacheinander in den Ofen und habe es die ganze Nacht warm. Jetzt will man sauber sein. Ja, dieser Ofen macht Dreck, aber seine Wärme ist besser! Und wie schön das Schilf brennt! "

    Onkel Toni stammt aus einer armen Familie mit sechzehn Kindern. Der Vater war Fischer und Kleinbauer im Dorf Rosetti, ein paar Kilometer weiter landeinwärts. Die Kinder gingen dort vier Jahre zur Schule, mehr Klassen gab es nicht. In jungen Jahren arbeitete Onkel Toni als Wachsoldat bei der Armee, später als Gießer in einer Schiffswerft.

    Vor zwanzig Jahren zog Onkel Toni mit seiner Frau Ana hierher, in die Einöde. Sie besaßen Kühe und Schafe, die sie auf den Weiden des Schwemmlandes gut halten konnten. Auf dem kleinen Sandacker neben dem Haus pflanzten sie Mais, im Kanal legte Onkel Toni Reusen aus. Sie hatten fünf Kinder, eines starb als Säugling, der älteste Sohn ertrank letztes Jahr beim Fischen. Im Mai ist auch noch seine Frau gestorben. Sie war 68 Jahre alt und krank an Leber und Galle, Onkel Toni weiß nicht genau, wie ihr Leiden hieß. Nun frisst die Einsamkeit ihn auf.

    " Mir hat alles an meiner Frau gefallen. Wir haben jung geheiratet, wir haben uns geliebt, wir haben uns verstanden. Natürlich gab es Streits, aber die vergingen. Sie war eine Frau, wie ich sie wollte. Sie hielt Ordnung im Haus, sie trank nicht, hatte keine Laster, sie kümmerte sich um den Haushalt. Jetzt im Alter bin ich allein. Es ist schwer. Wir werden sehen, was aus mir wird. Ich muss mich um meine Tiere kümmern. Niemand kauft sie, niemand will sie haben. Bis zum Tod meiner Frau habe ich die Kühe gemolken, seitdem nicht mehr. Ich habe sie laufen lassen, und jetzt sind sie verwildert, und man kann sich ihnen nicht mehr nähern. "

    Onkel Toni überlegt, ob er wegziehen soll zu seiner Tochter, die im Dorf Chilia wohnt, im Norden des Deltas. Aber nicht nur seine Tiere halten ihn hier.

    " Mir gefällt es hier draußen. Das Grün, die Blumen, die Pflanzen, das Leben, das sich ständig verändert. In der Stadt sieht man nur Steine und Wohnblocks. Ja, es ist wild hier, aber gesünder als in der Stadt, wo es nur Autos gibt und Luft voller Benzingeruch. Hier ist die Luft sauber. Und dann die Vögel hier, Pelikane, Schwäne, Blässhühner, schöne Vögel, die einen erfreuen. In der Stadt gibt es nur Autos, Autos und Autos, du gehst über die Straße und ein Auto überfährt dich. Hier draußen gibt es keine Verkehrsunfälle. "

    Im Hof hat Onkel Toni aus Schilf und kleinen Holzscheiten ein Feuer gemacht, nun wärmt er in einem gusseisernen Kessel die Fischsuppe auf, die er Tags zuvor gekocht hat.

    "Erzählen Sie Ihrer Frau, dass Sie hier draußen bei den Teichen und im Morast waren und dass Sie bei einem Wilden gegessen haben!", sagt er lachend. Dann füllt er Suppe auf die Teller, bringt sie ins Haus.

    Schweigend und bedächtig schlürft Onkel Toni seine Suppe, hin und wieder schaut er gedankenverloren durch die offene Tür seines Hauses in den Hof und darüber hinaus, auf das Schilf in der Ferne.

    " Als ich ein Kind war, gab es nicht so viele Autos. Es gab Ochsen und Pferde zum Pflügen. Jetzt sind überall Traktoren und Autos. Wo bleibt der ganze Abgasrauch? Atmen wir ihn nicht ein? Wir schlucken ihn. Wir saugen das Öl mit Sonden aus der Erde, und zurück bleibt ein Loch, eine große Leere. Eines Tages wird die Erde einstürzen, und das Wasser wird uns alle verschlucken. So steht es auch in der Bibel. Wo Berge sind, wird das Meer sein. Und es ist wahr, so ist es. "

    " Ja, das Delta hat sich sehr verändert. Man sieht das Schilf, aber es ist schlechtes Schilf. Auch das Wasser ist anders als früher. Es ist grünliches Wasser, so wie der Lappen dort an meinem Fenster, grün und stinkend. Wo soll da der Fisch bleiben? Der Fisch stirbt. "

    Literatur
    Oskar Walter Cisek, "Der Strom ohne Ende". Roman.
    Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main 1. Auflage, 1981