Norbert Meyer mag nicht aufgeben. Der letzte verbliebene Berufsfischer an der Oberweser hat sein Boot im Fluss bei Hameln so in die Strömung platziert, dass er seine Reusen dem Fluss hoffnungsfroh anvertrauen kann:
Wir bringen diese Reuse jetzt hier ein und werden sie dann in zwei, drei Tagen das erste mal kontrollieren; hauptsächlich werden wir damit den Aal fischen - so es denn welche zu fischen gibt. Dieser Spannungsmoment ist immer da. Man fährt dann morgens los, mit einer Stange sucht man die Reusen im Fluss und dann merkt man schon, wenn die Reusen hoch kommen und man sieht die hellen Leiber der Aale, wie sie sich dann drehen, und das ist natürlich schon ein kleines Glücksgefühl für den Fischer; denn so hat er die nächsten Tage was zu räuchern und auch was zu verkaufen.
Aber dieses Glücksgefühl ist selten. Bis zu 200 Reusen hatte Norbert Meyer früher in die Weser bei Hameln gestellt. Zwei Tage war er dann unterwegs, um die glitschigen Leiber aus den Reusen zu ziehen. Doch damit ist es vorbei. Die Aale sind selten geworden. Der Grund: Die Weser ist nicht mehr salzig genug. Die Sanierungsmaßnahmen im hessisch-thüringischen Kalirevier zeigen die ersten Erfolge. Im Vergleich zu 1990 fließen heute rund 70 Prozent weniger Salz die Weser runter.
Der Fluss ist damit zwar immer noch zehnmal so salzig wie es von Natur aus zu erwarten wäre. Aber selbst das ist zu wenig für die Leibspeise des Aals, den kleinen getigerten Flusskrebs Gammarus tigrinus. Dieser salzliebende Kleinkrebs hatte sich früher in der Weser massenhaft vermehren können. Jetzt ist er kaum noch da, also haben die Aale auch weniger zu fressen. Schlecht für die Aale, aber gut für die Weser. Die Zeit der Monotonie ist vorbei. Jetzt wimmelt es im und am Wasser wieder von anderem Getier:
Wir haben in der Wirbellosen-Fauna zwei Aspekte; es gibt Arten, die neu dazu kommen und andere, die jetzt aufgrund der Aussüßung hier nicht mehr vorkommen können. Also, es ist eine wirklich ganz umwälzende Entwicklung, die sich hier abzeichnet; gerade in den frühen Herbstmonaten, so ab September kann man sehr schön hier an der Weser das Schlüpfen der verschiedenen Insektenarten wieder beobachten. Ein Vorgang, der also in den letzten 30 Jahren nicht so sehr häufig hier eintrat; aber eigentlich zum natürlichen Erscheinungsbild eines solchen Flusses zählt.
Der Gewässerkundler Dr. Jürgen Bäthe untersucht seit Jahren die Weser als freiberuflicher Gutachter im Auftrag der Bundesländer entlang der Weser. Dass die Nahrungskette sich langsam wieder zusammenfügt - von den Kleinorganismen über Muscheln und Schnecken - wirkt sich auch auf die Fischfauna aus:
Die Anzahl der Fischarten wächst beständig und der größte Pluspunkt nach der Entsalzung ist, dass sich die Fische auch von selbst hier im Fluss vermehren und nicht mehr aus Besatzmaßnahmen zugeführt werden müssen. Also, so wie früher der Aal hier die Leitfischart war, so haben wir zur Zeit die Flussbarbe hier als Leitfisch, in ganz extrem hohen Dichten zum Teil; die Durchschnittsgröße der Barbe lag im vergangenen Jahr bei 60 Zentimetern. Also, das Angeln in der Weser, vor allen Dingen in der Oberweser lohnt zur Zeit.
In der Weser wohlgemerkt, nicht in der Werra. Der rechte Quellfluss der Weser bleibt ein Salzwasserfluss. Der Chlorid-Grenzwert, den die Kali-Industrie in Hessen und Thüringen einhalten muss, liegt mehr als das 20-fache über dem Salzgehalt, der von Natur aus in der Werra zu erwarten wäre:
Wir haben dort diese Rest-Biozönose, wie es auch in der Weser gang und gäbe war. In der Werra ist nach wie vor der Gammarus tigrinus sehr stark vertreten. Aber die ganze Bandbreite der Köcherfliegenlarven, Steinfliegen, Eintagsfliegen usw. die meisten Schnecken, Muscheln gibt es in der Werra nach wie vor nicht; und dementsprechend verarmt ist dort auch die Fischfauna. Dort gibt es immer noch Probleme mit der Reproduktion; die meisten Fische sind nicht in der Lage, dort eigene Brut hoch zu bekommen. Also, das wird ein Phänomen sein, das - solange es die Kali-Industrie gibt - erhalten bleibt.
Wir bringen diese Reuse jetzt hier ein und werden sie dann in zwei, drei Tagen das erste mal kontrollieren; hauptsächlich werden wir damit den Aal fischen - so es denn welche zu fischen gibt. Dieser Spannungsmoment ist immer da. Man fährt dann morgens los, mit einer Stange sucht man die Reusen im Fluss und dann merkt man schon, wenn die Reusen hoch kommen und man sieht die hellen Leiber der Aale, wie sie sich dann drehen, und das ist natürlich schon ein kleines Glücksgefühl für den Fischer; denn so hat er die nächsten Tage was zu räuchern und auch was zu verkaufen.
Aber dieses Glücksgefühl ist selten. Bis zu 200 Reusen hatte Norbert Meyer früher in die Weser bei Hameln gestellt. Zwei Tage war er dann unterwegs, um die glitschigen Leiber aus den Reusen zu ziehen. Doch damit ist es vorbei. Die Aale sind selten geworden. Der Grund: Die Weser ist nicht mehr salzig genug. Die Sanierungsmaßnahmen im hessisch-thüringischen Kalirevier zeigen die ersten Erfolge. Im Vergleich zu 1990 fließen heute rund 70 Prozent weniger Salz die Weser runter.
Der Fluss ist damit zwar immer noch zehnmal so salzig wie es von Natur aus zu erwarten wäre. Aber selbst das ist zu wenig für die Leibspeise des Aals, den kleinen getigerten Flusskrebs Gammarus tigrinus. Dieser salzliebende Kleinkrebs hatte sich früher in der Weser massenhaft vermehren können. Jetzt ist er kaum noch da, also haben die Aale auch weniger zu fressen. Schlecht für die Aale, aber gut für die Weser. Die Zeit der Monotonie ist vorbei. Jetzt wimmelt es im und am Wasser wieder von anderem Getier:
Wir haben in der Wirbellosen-Fauna zwei Aspekte; es gibt Arten, die neu dazu kommen und andere, die jetzt aufgrund der Aussüßung hier nicht mehr vorkommen können. Also, es ist eine wirklich ganz umwälzende Entwicklung, die sich hier abzeichnet; gerade in den frühen Herbstmonaten, so ab September kann man sehr schön hier an der Weser das Schlüpfen der verschiedenen Insektenarten wieder beobachten. Ein Vorgang, der also in den letzten 30 Jahren nicht so sehr häufig hier eintrat; aber eigentlich zum natürlichen Erscheinungsbild eines solchen Flusses zählt.
Der Gewässerkundler Dr. Jürgen Bäthe untersucht seit Jahren die Weser als freiberuflicher Gutachter im Auftrag der Bundesländer entlang der Weser. Dass die Nahrungskette sich langsam wieder zusammenfügt - von den Kleinorganismen über Muscheln und Schnecken - wirkt sich auch auf die Fischfauna aus:
Die Anzahl der Fischarten wächst beständig und der größte Pluspunkt nach der Entsalzung ist, dass sich die Fische auch von selbst hier im Fluss vermehren und nicht mehr aus Besatzmaßnahmen zugeführt werden müssen. Also, so wie früher der Aal hier die Leitfischart war, so haben wir zur Zeit die Flussbarbe hier als Leitfisch, in ganz extrem hohen Dichten zum Teil; die Durchschnittsgröße der Barbe lag im vergangenen Jahr bei 60 Zentimetern. Also, das Angeln in der Weser, vor allen Dingen in der Oberweser lohnt zur Zeit.
In der Weser wohlgemerkt, nicht in der Werra. Der rechte Quellfluss der Weser bleibt ein Salzwasserfluss. Der Chlorid-Grenzwert, den die Kali-Industrie in Hessen und Thüringen einhalten muss, liegt mehr als das 20-fache über dem Salzgehalt, der von Natur aus in der Werra zu erwarten wäre:
Wir haben dort diese Rest-Biozönose, wie es auch in der Weser gang und gäbe war. In der Werra ist nach wie vor der Gammarus tigrinus sehr stark vertreten. Aber die ganze Bandbreite der Köcherfliegenlarven, Steinfliegen, Eintagsfliegen usw. die meisten Schnecken, Muscheln gibt es in der Werra nach wie vor nicht; und dementsprechend verarmt ist dort auch die Fischfauna. Dort gibt es immer noch Probleme mit der Reproduktion; die meisten Fische sind nicht in der Lage, dort eigene Brut hoch zu bekommen. Also, das wird ein Phänomen sein, das - solange es die Kali-Industrie gibt - erhalten bleibt.