Die Möbelmesse wird immer mehr zur Kultur-Veranstaltung. Das war sie zwar immer schon; zum einen hat der Anteil anspruchsvollen Designs seit den 80er Jahren stetig zugenommen und den Gelsenkirchener Barock, der früher hallenweit dominierte, verdrängt; zum anderen nutzt kaum eine andere Messe so gezielt ihre Rolle als Wegzeichen großer gesellschaftlicher Strömungen. Ob Neue Bescheidenheit, Rückkehr der Familie oder Großstadtnomaden - es sind die Möbelhersteller, die ihre Produkte im Kampf um Kaufkraft solchen Tendenzen anpassen müssen - so wird die Länge des Esstischs zum Indikator für neue Bürgerlichkeit oder Versingelung, das Arbeits-Wohn-Modul antwortet auf die Lebenslage des PC-Heimarbeiters. Aber in der engen ökonomischen Lage der vergangenen Jahre konnte die überall wachsende Ressource "Kultur" ein Eigengewicht ansetzen, indem die Möbelmesse sie ausbaut, präsentiert sie sich zeitgemäß als Kulturevent: Das ideale Haus, korrekt "ideal house", dieses Jahr gebaut von Zaha Hadid und Naoto Fukasawa und erstmals nicht schwer zu finden im Hallengewirr, sondern prominent auf der großen Hauptachse inszeniert; eine Fotoausstellung der Zeitschrift "Park Avenue" mit Porträts von posierenden Groß-Designern, das "Trend-Board", besetzt mit ebenfalls international bekannten Designern, der future point genannte Studentenwettbewerb für Architektur und Design und neuerdings die Reihe "Gedankenspaziergänge am Nachmittag", die an drei Tagen je einen - natürlich - Stararchitekten und eine prominente Persönlichkeit aus Kunst und Kultur zum " interdisziplinären Diskurs" zusammenführen soll. Wer schon bei anderen Veranstaltungen Leute aus der Stararchitektenbranche lässig Diskurs halten hörte, verspricht sich nicht unbedingt was von diesen philosophischen Gesprächen vor der rauschenden Kulisse eines Messebetriebs. Aber das Event zählt. Zumal die Tendenzen, die in früheren Jahren noch benennbar waren, in letzter Zeit bloß noch recyclet werden.
" Die alte Idee der Wohnlandschaft wird wieder aufgegriffen, aber in völlig neuer Form, eine Plastik fürs haus, auf der man schön sitzen kann, aber auch anschauen. Dahinter steckt ein neues Wohnkonzept: die Idee ist, dass man auch auf dem Boden sitzen kann."
Dafür hatte man bisher einen Teppich, und das könnte eigentlich auch so bleiben. Froh verkünden die Vertreter der Möbelbranche, dass die Konsumbremse sich endlich gelockert habe, dass das letzte Quartal sehr günstig verlaufen sei. Aber die Auswahl der Neuheiten auf der Messe zeigt in keine bestimmte Richtung. Das elektronische Wohnzimmer. Das singende Sofa. Das Wasserbett mit Schallwellenübertragung. Florale Ornamente auf dem Schlafzimmerschrank. Die höhenverstellbare Kücheneinheit. Der Tisch, der sich auf Knopfdruck elektronisch verlängert - sind das Erfindungen, auf die die Welt gewartet hat? Noch mehr Wellness, noch mehr Selbstverwöhnung, noch mehr Technik. Der Inhaber eines bekannten Schweizer Polstermöbelherstellers weiß: Es wird immer mehr gewohnt. Wo soll man denn noch hin?
"Man darf in gewissen Lokalen nicht mehr rauchen, man kann keinen Alkohol mehr konsumieren...das Home-Entertainment ist ein wachsendes Segment, man sieht das an den vielen Catering-Betrieben ... .das geschieht ja alles im selben Raum."
Selbst dem Seismographen-Gehör der Trendsucher hat sich in diesem Jahr nichts Bahnbrechendes mitgeteilt. Und auch beim "idealen Haus" von Naoto Fukasawa aus Tokio, einer kerzengeradlinigen Installation aus drei Zimmern, fällt nichts aus dem Rahmen. Ein riesiges Sofa im Wohnzimmer. Da sitzt die Familie. Gegenüber sitzt der Fernseher. Nicht gerade ein Paradigmenwechsel. Dafür ist das ideale Haus der Londoner Architektin Zaha Hadid ein Augenschmaus aus elliptischen Schwüngen, halboffenen Räumen und Höhleneingängen. Nichts zum Wohnen, natürlich.
" Die alte Idee der Wohnlandschaft wird wieder aufgegriffen, aber in völlig neuer Form, eine Plastik fürs haus, auf der man schön sitzen kann, aber auch anschauen. Dahinter steckt ein neues Wohnkonzept: die Idee ist, dass man auch auf dem Boden sitzen kann."
Dafür hatte man bisher einen Teppich, und das könnte eigentlich auch so bleiben. Froh verkünden die Vertreter der Möbelbranche, dass die Konsumbremse sich endlich gelockert habe, dass das letzte Quartal sehr günstig verlaufen sei. Aber die Auswahl der Neuheiten auf der Messe zeigt in keine bestimmte Richtung. Das elektronische Wohnzimmer. Das singende Sofa. Das Wasserbett mit Schallwellenübertragung. Florale Ornamente auf dem Schlafzimmerschrank. Die höhenverstellbare Kücheneinheit. Der Tisch, der sich auf Knopfdruck elektronisch verlängert - sind das Erfindungen, auf die die Welt gewartet hat? Noch mehr Wellness, noch mehr Selbstverwöhnung, noch mehr Technik. Der Inhaber eines bekannten Schweizer Polstermöbelherstellers weiß: Es wird immer mehr gewohnt. Wo soll man denn noch hin?
"Man darf in gewissen Lokalen nicht mehr rauchen, man kann keinen Alkohol mehr konsumieren...das Home-Entertainment ist ein wachsendes Segment, man sieht das an den vielen Catering-Betrieben ... .das geschieht ja alles im selben Raum."
Selbst dem Seismographen-Gehör der Trendsucher hat sich in diesem Jahr nichts Bahnbrechendes mitgeteilt. Und auch beim "idealen Haus" von Naoto Fukasawa aus Tokio, einer kerzengeradlinigen Installation aus drei Zimmern, fällt nichts aus dem Rahmen. Ein riesiges Sofa im Wohnzimmer. Da sitzt die Familie. Gegenüber sitzt der Fernseher. Nicht gerade ein Paradigmenwechsel. Dafür ist das ideale Haus der Londoner Architektin Zaha Hadid ein Augenschmaus aus elliptischen Schwüngen, halboffenen Räumen und Höhleneingängen. Nichts zum Wohnen, natürlich.