
Dazu schreibt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG:
"Neben Brasilien ist Indien das wichtigste Schwellenland, das einen Balanceakt zwischen dem westlichen und dem russischen Lager versucht. Die indische Position wird von mehreren Faktoren geprägt: einem unabhängigen Machtanspruch, der eigenen Rivalität mit China sowie Waffen- und Ölkäufen in Russland. Deutschland und der Westen insgesamt können vor allem über die Waffen direkt Einfluss nehmen. Der geplante Verkauf von deutschen U-Booten kann dazu einen Beitrag leisten. Hilfreich, weil in beiderseitigem Interesse, wäre endlich auch der Abschluss eines Freihandelsabkommens mit der EU."
Die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG aus Heidelberg führt aus:
"Es ist normales Business, mit Staaten Geschäfte zu machen, deren Interessen sich mit den eigenen nur teilweise überschneiden. Und es gehört zu den ganz wenigen Segnungen der Globalisierung, dass gemeinsame wirtschaftliche Interessen politische Kluften überbrücken können. Lange Zeit hat das auch mit der Sowjetunion und Russland funktioniert. Deshalb greift auch die Schulddebatte ins Leere, wonach der Gasdeal mit Putin der Anfang allen Übels gewesen sei. Nein, war er nicht. Übel ist nur Putins Krieg. Eine Bundesregierung, die das anders sieht, sollte lieber keine Geschäfte mit Indien oder China machen."
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU blickt auf die Debatten zum Bundeshaushalt:
"Die für dieses Jahr befürchtete Rezession wird ausbleiben. Eine wachsende Wirtschaft sorgt für steigende Steuereinnahmen. Die Spielräume sind aber begrenzt, weil die Schuldenbremse wieder gilt und Rücklagen aufgebraucht sind. Kein Wunder, dass es bei den Verhandlungen über die Eckwerte für den Haushalt 2024 kracht. Der Knackpunkt ist der Umgang mit den Milliarden-Defiziten in der Kranken- und der Pflegeversicherung. Der Koalitionsvertrag ist eindeutig: Leistungen, die aus sozialpolitischen Gründen erwünscht sind, aber nichts mit den Aufgaben der jeweiligen Versicherung zu tun haben, sollen aus dem Etat finanziert werden. Doch Änderungen lehnt Bundesfinanzminister Lindner bisher ab. Bleibt er bei seinem Nein, müssen die Versicherten mit höheren Beiträgen rechnen."
Die SÜDWEST-PRESSE aus Ulm kommentiert den Tarifstreit im öffentlichen Dienst:
"Selten war die Position der Gewerkschaften so gut. Das hat mit einer Sache zu tun: dem Personalmangel. Verkehrsunternehmen, Krankenhäuser und Kindergärten können froh sein über jeden, der dort arbeitet. Auch im öffentlichen Dienst suchen sie händeringend nach qualifizierten Beschäftigten. Statt das Streikrecht zu beschränken, sollten Kitas, Bahnunternehmen und Pflegeheime zuallererst dafür sorgen, möglichst attraktiv auf dem Markt zu sein."