Samstag, 20. April 2024

10. März 2023
Die Wirtschaftspresseschau

Bei der Deutschen Post haben die Verdi-Mitglieder für einen unbefristeten Streik gestimmt.

10.03.2023
Paketzusteller sortieren und räumen in einer Zustellbasis von Deutsche Post DHL Pakete in ein Zustellfahrzeug. Viele Arbeitnehmer sind in den unteren Lohngruppen eingruppiert.
Die Post hat im letzten Jahr mit 8,4 Milliarden Euro einen Rekordgewinn gemacht, auch wenn ein Großteil aus dem Ausland kommt. (picture alliance / dpa / Rolf Vennenbernd)
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU notiert:
"Sensationelle Zahlen, der nächste Rekordgewinn – es läuft prächtig bei der Deutschen Post. So gut sogar, dass der Konzern seine Dividende erhöht, schließlich sollen auch die Aktionäre ihr Stückchen vom Kuchen bekommen. Seine schlecht bezahlten Beschäftigten aber lässt der Konzern zappeln. Das bisherige Angebot der Arbeitgeberseite reicht den Beschäftigten nicht, wie das deutliche Votum der Verdi-Mitglieder für einen unbefristeten Streik zeigt. Die Beschäftigten haben gute Argumente auf ihrer Seite. Aktionärinnen und Aktionäre sollen profitieren, die Packer, Sortiererinnen, Zusteller und Technikerinnen aber kaum? Da läuft etwas schief."
Im SÜDKURIER aus Konstanz ist zu lesen:
"Niemand bestreitet, dass die gestiegenen Lebenshaltungskosten gerade den unteren Einkommensgruppen besonders zusetzen. Die Geschäftszahlen weisen neue Rekorde bei Umsatz und Gewinn aus. Warum also nicht eine Scheibe davon für die Beschäftigten abschneiden? Der Haken: Nicht sie haben dieses Ergebnis erwirtschaftet, das Geld kommt aus dem Auslandsgeschäft. Die Post wird es der Gewerkschaft unter die Nase reiben. Man wird sich irgendwo in der Mitte treffen müssen."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG geht auf den neuen Vorstandschef der Deutschen Post, Tobias Meyer, ein:
"Dass er der richtige Mann für schwierige Zeiten ist, hat er schon als Krisenmanager im Frachtgeschäft und danach in der Brief- und Paketsparte unter Beweis gestellt. Die freilich bleibt eine Dauerbaustelle - umso mehr dann, wenn die Tarifverhandlungen an diesem Wochenende doch noch scheitern und ein langer Streik das Geschäft lahmlegen sollte. Es wird höchste Zeit, dass sich beide Seiten aufeinander zubewegen. Dass die Post und Verdi es so kurzfristig noch einmal versuchen wollen, ist immerhin ein gutes Zeichen."
Und die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG schreibt über die zahlreichen Tarifkonflikte in Deutschland:
"Normalerweise ist der März ein Monat der Hoffnung. Die Temperaturen steigen, der Frühling beginnt. Dieses Jahr aber wird der März zum Monat des Missvergnügens. Streiks in Kitas, Kliniken und Nahverkehr erschweren den Alltag vieler Menschen. Verdi fordert bei der Post gleich 15 Prozent mehr Lohn - für ein Jahr. Eine schnelle Einigung wäre aber richtig. Sie würde den Bürgern signalisieren, dass es mit den Streiks nicht endlos weitergeht. Und sie würde die Hoffnung wecken, dass sich Verdi Ende März mit den Arbeitgebern im Öffentlichen Dienst einigt. Irgendwann sollte auch ein Monat des Missvergnügens zu Ende gehen."