Donnerstag, 25. April 2024

15. März 2023
Die Wirtschaftspresseschau

Ein Thema in den Wirtschaftskommentaren ist die vom EU-Parlament beschlossene Sanierungspflicht für alte Gebäude.

15.03.2023
Ein altes Wohnhaus in Berlin wird saniert.
Ein Haus aus den 1930er-Jahren in Berlin wird mit Styroporplatten auf der Außenwand gedämmt. Das EU-Parlament hat für strengere Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden gestimmt. (Sebastian Gollnow / dpa / Sebastian Gollnow)
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG erläutert:
"Kein Zweifel: Ohne eine Sanierungswelle wird die EU ihr Ziel verfehlen, bis 2050 klimaneutral zu sein. Dafür stoßen die 200 Millionen Gebäude zu viel CO2 aus. Eben deshalb hat die EU beschlossen, Gebäude in den Emissionshandel einzubeziehen. Ihr CO2-Ausstoß bekommt so einen Preis. Das soll und wird die Hausbesitzer motivieren, ihren Verbrauch zu senken - etwa, indem sie die Fassade dämmen oder eine neue Heizung einbauen. Deshalb ist es schlicht überflüssig, dass das Europaparlament nun noch Sanierungsvorgaben obendrauf setzt, um Altbauten bis 2033 auf die Effizienzklasse D zu zwingen, koste es, was es wolle."
Die WIRTSCHAFTSWOCHE betont:
"Schon heute gibt es ein Wirrwarr unterschiedlicher Regeln, teils auf EU-Ebene, teils auf nationaler Ebene. Leider wird auch die Abstimmung im EU-Parlament wenig an der Verwirrung ändern. Jetzt müssen erst noch die EU-Staaten und das Europaparlament einen Kompromiss finden. Ganz am Ende muss jedes Mitgliedsland die Regeln national umsetzen – und könnte dabei noch Spielraum haben. Es wird viel Zeit vergehen. Zeit, die wir eigentlich nicht haben. Das Risiko ist groß, dass viele Eigentümer in dieser Lage schlicht gar nichts machen."
Das HANDELSBLATT geht ein auf das vom Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof angekündigte Zukunftskonzept mit 52 weniger Filialen und fragt:
"Wem würde etwas fehlen, wenn es Galeria nicht mehr gäbe? Die Kunden haben schon mit den Füßen abgestimmt, die Frequenzen in den Filialen gehen dramatisch zurück. Auch um die Mitarbeitenden muss man sich nicht sorgen, in der Branche wird gutes Personal händeringend gesucht. Bleiben die Kommunen und die Immobilieneigentümer, die in diesem Fall im gleichen Boot sitzen. In vielen Fällen wird es in der Tat erst mal schwer sein, eine neue Nutzung für die Warenhausimmobilie zu finden. Ohne Umbau oder Abriss wird es in der Regel nicht gehen."
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG stellt fest:
"Das Warenhaus hat sich im Grunde selbst ins Abseits manövriert. Das kann man natürlich dem Management anlasten. Aber auch das wäre zu kurz gegriffen. Die Geschäftsführer konnten nicht immer so, wie sie wollten. Weil kein Geld da war. Das fehlte insbesondere, seitdem das Warenhaus abgetrennt wurde von den Immobilien, in dem es sich befand. Von da an wurde das Warenhaus zum Spielball von Investoren. Es wurde weitergereicht von einem Finanzjongleur zum anderen, von Middelhoff zu Berggruen, zuletzt Benko. Sie haben ein überschaubares Interesse am Warenhaus - schon allein, weil es in der Bilanz so gut wie nichts wert ist im Vergleich zu den Gebäuden in bester Innenstadtlage."