Montag, 06. Mai 2024

27. März 2023
Die Wirtschaftspresseschau

In den Wirtschaftskommentaren geht es unter anderem um den heutigen bundesweiten Warnstreik. Das HANDELSBLATT kommentiert diesen folgendermaßen:

27.03.2023
Mit Plakaten und Bannern ziehen Mitglieder der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) während des bundesweiten Warnstreiks, der gemeinsam mit Verdi stattfindet, durch die Halle des Hauptbahnhof München.
12 Prozent, mindestens aber 650 Euro mehr Lohn wollen Verdi und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) mit einem bundesweiten Warnstreik erreichen. (picture alliance / dpa / Peter Kneffel)
"Die Empörung von Wirtschaft und Politik ist verständlich. Indem sich Eisenbahnergewerkschaft EVG und Verdi beim Arbeitskampf zusammentun, werden Tarifkonflikte miteinander vermischt, die per se nichts miteinander zu tun haben. Das ist fragwürdig, rechtlich angreifbar dürfte es hingegen kaum sein. Auch wenn der Großstreik Fragen nach der Verhältnismäßigkeit aufwirft, die Kritik wird an den Gewerkschaften abperlen. Die Arbeitnehmervertreter können sich die Machtdemonstration leisten. Sie haben volle Rückendeckung der Arbeitnehmer. Die Mitgliederzahlen bei Verdi wachsen."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG befürchtet, dass der Tarifkonflikt tiefe Spuren hinterlassen wird.
"Aus den Kommunen, die davon in erster Linie betroffen sind, wird es nach diesem Konflikt einen finanziellen und damit politischen Rückstoß geben, der so gut wie alle Projekte betrifft, die es der 'Fortschrittskoalition' besonders angetan haben. Ob Nahverkehr, Sozialpolitik oder Klimaschutz: Die Daseinsvorsorge, die heute ein wesentlich größeres Feld beackert als noch vor zwanzig Jahren, wird unter dem Eindruck von Inflation, Zinslast, Tarifabschluss und bleibenden personellen Engpässen eine Achterbahnfahrt durchmachen, die jeden Bürger betrifft."
"Deutschland wird sich an die neue Macht der Arbeitnehmer gewöhnen müssen",
ist sich die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG sicher.
"Sie speist sich nicht nur aus der mobilisierenden Wirkung der hohen Inflation, sondern auch aus der Demografie. Die Babyboomer werden in den nächsten Jahren scharenweise in Rente gehen. Arbeitnehmer werden damit zu einem knappen Gut, dessen Preis - also ihr Lohn - weiter steigen wird. Das ist gut, weil es dabei hilft, den Graben zwischen der Mittelschicht und den Reichen, deren Vermögen ja wachsen, nicht noch größer werden zu lassen."
Die STUTTGARTER NACHRICHTEN kommentieren die Einigung den Verbrennermotor betreffend.
"Wochenlang stritten sich die EU-Kommission und die Bundesregierung über die Frage, ob E-Fuels-Verbrenner auch nach 2035 noch zugelassen werden können. Nun hat man eine Lösung gefunden, die auch ohne Eskalation möglich gewesen wäre. Mit einer Abkehr vom E-Auto darf der Kompromiss nicht verbunden sein. In den USA, in China und in Europa ist die E-Mobilität auf dem Vormarsch, und die deutsche Autobranche liegt weit im Rückstand. Doch ein Verbot des Verbrenners hilft dem E-Auto nicht weiter. Im Gegenteil: Je stärker der Wettbewerb zwischen unterschiedlichen Technologien vorangetrieben wird, desto größer die Chance auf wirkliche Durchbrüche."