06. April 2023
Die Wirtschaftspresseschau

Deutschlandfunk – Die Wirtschaftspresseschau.

Teilnehmer eines Warnstreiks halten rote Fahnen mit dem Logo der Gewerkschaft IG Metall
Die IG Metall fordert die Einführung der 4-Tage-Woche. (dpa/Oliver Dietze)
Die IG Metall unternimmt einen neuen Vorstoß für die Einführung der 4-Tage-Woche - diesmal für die nordwestdeutsche Stahlindustrie.
Das FREIE WORT aus Suhl ist eher skeptisch:
"Es mag durchaus sein, dass der Einzelne dadurch motivierter ans Werk gehen würde - auch kann der Betrieb im Einzelfall die Produktivität womöglich sichern. Schon jetzt gewinnen kleine Firmen dadurch Zulauf. Gesamtwirtschaftlich betrachtet erscheint die Kurzzeitwoche doch eher realitätsfern. Der Fachkräftemangel, die bedrohte Wettbewerbsfähigkeit - all das lässt nicht daran glauben, dass die Idee realisiert werden kann."
Für die SÜDWEST-PRESSE aus Ulm ist der Plan hingegen eine gute Idee:
"Ganz so spektakulär, wie er sich anhört, ist der Vorschlag nicht. Die Wochenarbeitszeit in der Branche beträgt jetzt 35 Stunden und soll um drei verkürzt werden. An vier Tagen acht Stunden arbeiten, das klingt aber sehr attraktiv. Schon jetzt fehlen geeignete Mitarbeiter, Tendenz steigend, so dass günstige Arbeitszeiten gerade Nachwuchs oder Fachkräfte aus dem Ausland anlocken dürften. Auch Arbeitgeber könnten profitieren: höhere Produktivität, steigender Umsatz, weniger Krankheitstage und weniger Kündigungen - das jedenfalls sind die ersten Ergebnisse eines internationalen Experiments zur 4-Tage-Woche. Ein langes Wochenende wäre auch mit vier Arbeitstagen nicht garantiert. Im Fall der Fälle kommt es auf eine flexible Umsetzung an, so dass nicht zwingend montags bis donnerstags, sondern mit Rücksicht auf Lieferketten und Auftragslage gearbeitet werden kann."
Der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER ist dagegen zurückhaltend, ob eine 4-Tage-Woche sich für alle Branchen und alle Unternehmen eignet:
"Einen Tag weniger arbeiten und trotzdem gleich viel verdienen? Eine Vier- statt einer Fünf-Tage-Woche, wie sie die IG Metall für die nordwestdeutsche Stahlindustrie fordert, klingt nach dem Traum vieler Arbeitnehmer. Was in großen Betrieben und in einigen Branchen vielleicht machbar ist, könnte zu großen Problemen führen, würde es generell eingeführt. Die Arbeit muss gemacht werden, ob an vier oder fünf Tagen. Die Frage ist doch: Muss so etwas wie eine Vier-Tage-Woche wirklich festgeschrieben werden – oder regelt der Markt das nicht von selbst?"
Abschließend nehmen sich die BADISCHEN NEUESTEN NACHRICHTEN aus Karlsruhe noch einmal den Fachkräftemangel vor und sehen die Betriebe in der Pflicht:
"Einige Unternehmen sind selbst schuld, dass sie in Sachen Mitarbeiter-Akquise blank stehen: Etliche Gastronomen haben noch nicht erkannt, dass sie keine unbegrenzte Flexibilität verlangen können. Und es gibt Unternehmen, in denen die Vorarbeiterin böse schaut, wenn eine Kollegin bei der Arbeit einen Schluck Mineralwasser trinkt - unglaublich, aber wahr. So etwas, ebenso wie schlechte Kommunikation in einem Unternehmen, spricht sich herum. Da bleiben dann auch Bewerbungen aus."