
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG erklärt:
"Insgesamt 17 Milliarden Euro soll das Paket die Arbeitgeber kosten. Positiv ist für sie, dass die Anpassung gestreckt verläuft. Die Kommunen werden die Folgen stärker zu spüren bekommen als der Bund. Reiche Städte werden die Mehrbelastungen irgendwie verkraften können. Doch wo die Not schon heute groß ist, wird die Lage noch schwieriger. Für den Bund wird es richtig teuer, wenn die Bezüge der Beamten nach diesem Vorbild angepasst werden. Das erleichtert die Aufgabe von Finanzminister Lindner nicht, für die nächsten Jahre Haushaltspläne vorzulegen, die den Vorgaben der Schuldenregel entsprechen."
Das HANDELSBLATT spricht von einer "Zeitenwende in der Tarifpolitik":
"Nach drei Jahren mit Reallohnverlusten in Folge, die auch verantwortungsbewusster Lohnzurückhaltung in der Coronakrise geschuldet waren, verlangen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer jetzt wieder ihren Anteil vom Kuchen. Und sie sitzen am längeren Hebel. Angesichts des bereits weitverbreiteten Arbeits- und Fachkräftemangels, der sich durch die Alterung der Gesellschaft weiter verschärfen wird, ist die Verhandlungsposition der Gewerkschaften deutlich gestiegen. Auch ohne anhaltend hohe Inflationsraten dürfte es ihnen künftig gelingen, dem knappen Gut Arbeitskraft ein neues Preisschild anzuhängen."
Der SPIEGEL befasst sich generell mit dem Mangel an Arbeitskräften:
"Staat, Wirtschaft und Gesellschaft agieren immer noch so, als stünden potenzielle Arbeitskräfte Schlange: Das Sozial- und Steuersystem ist gerade für Niedrig- und Mittelverdiener außerordentlich leistungsfeindlich. Unternehmen halten sich bei der gezielten Förderung und Fortbildung älterer Mitarbeiter und bei produktivitätssteigernden Investitionen zurück. Arbeitnehmer gehen im Schnitt immer noch mit 64 Jahren in Rente, genauso wie vor zehn Jahren. Die Diskussion um die Einführung der Viertagewoche nimmt Fahrt auf. All das wird sich ändern müssen, und zwar rasch. Weniger Beschäftigte bedeuten nicht nur weniger Produktivkraft, sondern potenziell auch Rückschritte bei der gesellschaftlichen Arbeitsteilung: Wenn hoch qualifizierte Beschäftigte fehlen, unterbleiben hochproduktive Investitionen in innovativen Branchen. Wenn es zu wenig Handwerker und andere Dienstleister gibt, müssen Leute selbst Hand anlegen. Wenn es zu wenige Pflegekräfte gibt, müssen Angehörige ihre Arbeitszeit reduzieren, womöglich auf null. Und so weiter. Um diesen Prozess zu vermeiden, sollte es darum gehen, Reserven am Arbeitsmarkt zu mobilisieren. Das betrifft vor allem Teilzeitbeschäftigte und Ältere."