10. August 2023
Die Wirtschaftspresseschau

Die Deflation in China beschäftigt viele Zeitungen. Die TAZ schreibt:

Eine Verkäuferin in China steht hinter ihrem Gemüsestand, hinter ihr ein großes Schild mit dem Preis 2,99.
Die Verbraucherpreise in China sanken so stark, dass das Land sich in einer Deflation befindet. (AFP / STR)
"Während weite Teile der Welt unter steigenden Preisen leiden, ist die zweitgrößte Volkswirtschaft in eine gefährliche Deflation gerutscht. Die geplatzte Immobilienblase und die hohe Verschuldung vieler Privathaushalte sind Gründe für diese wirtschaftliche Misere. Was sich jedoch ebenfalls auswirkt: Chinas hartes Vorgehen gegen Privatunternehmern nicht zuletzt auch aus dem Ausland. Sie fühlen sich zunehmend gegängelt von Machthaber Xis Bestreben, nicht mehr nur die Menschen und die Politik unter seine Kontrolle zu bringen, sondern auch die Wirtschaft. Deutsche Unternehmer sollten sich darauf einstellen, dass es für sie mit dem chinesischen Wachstumsmarkt auf Dauer vorbei ist."
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG schreibt:
Unterm Strich bedeutet die Situation für den statistischen Musterverbraucher in China, dass sein Leben gerade billiger wird. Doch was sich erst mal super anhört, ist in Wahrheit brandgefährlich. Die sinkenden Preise sind ein weiterer Druckpunkt für Regierungschef Li Qiang, der von seinem Chef Xi Jinping die Aufgabe bekommen hat, Chinas Wirtschaft nach dem Schlamassel der vergangenen Jahre wieder auf Wachstumskurs zu bringen, ohne alte Fehler zu wiederholen."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG sieht "Peking in der Zwickmühle. Die Wachstumszahlen von einst sind Geschichte, stattdessen ist die Stimmung schlecht und die Unsicherheit groß. Bisher sind die wirtschaftspolitischen Maßnahmen recht zurückhaltend geblieben. Geldpolitisch reagierte die Zentralbank vor einigen Wochen mit einer leichten Senkung der wichtigsten Zinssätze, der neue Zentralbankchef hat weitere Schritte angekündigt. Ähnliche Ankündigungen gibt es auch aus anderen Ressorts. Gefolgt ist bisher aber wenig."
Das HANDELSBLATT findet:
"Für einen Abgesang auf die chinesische Wirtschaft ist es viel zu früh. Unbestritten sind die wirtschaftlichen Herausforderungen, vor denen die Staatsführung steht, immens. Doch die Abkühlung ist nicht nur politisch gewollt, sondern auch aus ökonomischer Sicht längst überfällig. Chinas Wirtschaft ist über viele Jahre viel zu schnell gewachsen, künstlich aufgeputscht durch eine übermäßige Bautätigkeit und eine ausufernde Verschuldung. Staats- und Parteichef Xi Jinping forciert eine Abkehr von diesem 'fiktiven' Wachstum. Bislang ist die Staatsführung allem Anschein nach bereit, die Schmerzen dieser Transformation zu tragen."