07. September 2023
Die Wirtschaftspresseschau

Kommentiert wird die Forderung der IG-Metall nach einer Vier-Tage-Woche plus Lohnerhöhung. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG ist der Meinung:

Straßenschild mit der Aufschrift: 4 Tage Woche FOTOMONTAGE
Die IG-Metall fordert die Vier-Tage-Woche (FOTOMONTAGE) (picture alliance / CHROMORANGE / Michael Bihlmayer)
"Wenn das nicht mutig ist, was dann? Die Beschäftigten sollen weniger arbeiten, das aber für deutlich höhere Löhne - nur noch 32 Stunden je Woche für 8,5 Prozent mehr Geld. Ausgerechnet eine Branche, die unter den Bedingungen der neuen wackligen Energiepolitik einen historischen Umbau schaffen muss, soll also zum Versuchslabor für die angeblich moderne Vier-Tage-Woche werden. Tarifpolitisch bleibt ein Hoffnungswert: Bei aller Härte im Auftreten ist die IG Metall auch eine erfahrene Gewerkschaft - die in aller Regel irgendwann merkt, wo der Übermut beginnt."
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG schreibt:
"Ob es so weise ist, als erste Branche die Stahlindustrie damit zu traktieren? Die immensen Energiepreise sind derzeit eine von mehreren Bedrohungen für den Stahlstandort Deutschland. Wer ihm nun die Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich zumuten will, könnte in nicht allzu ferner Zukunft die Null-Tage-Woche bekommen. Es mag Branchen und Betriebe geben, in denen eine Vier-Tage-Woche sinnvoll ist. Aber niemand sollte spekulieren, dass ein Durchbruch in der Frage just aus der Stahlindustrie kommt."
Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt/Oder gibt zum Industriestrompreis zu bedenken:
"Lehnt die EU die Beihilfe ab, bleiben Deutschland im Grunde nur zwei Möglichkeiten, um die hohen Energiekosten zu senken: Die Stromsteuern müssen auf das EU-Minimum gesenkt und das Angebot schnellstmöglich ausgeweitet werden. Da Ersteres aber nur begrenzt hilft und Letzteres politisch kaum durchsetzbar ist, muss mit dauerhaft hohen Strompreisen gerechnet werden - mit entsprechenden Folgen für die energieintensive Industrie. Mit anderen Worten: Deutschland muss die Konsequenzen seiner Energiepolitik tragen."
Die Wochenzeitung DIE ZEIT kommentiert die Veränderungen auf dem Automarkt, die auf der IAA sichtbar werden:
"Die Welt elektrifiziert sich, und chinesische Firmen wie BYD, Xpeng, Nio und Geely bauen die Autos genau dafür. In München wird das in diesen Tagen auch dem Letzten offenbar, so selbstbewusst präsentieren die neuen Wettbewerber aus Fernost ihre Autos, die oft schon genauso gut fahren wie deutsche Modelle. Und ist es nicht überhaupt so, dass die deutsche Autoindustrie in ihrer Verbrenner-Berauschtheit den Wechsel zum Stromantrieb verschleppt hat und somit selbst schuld ist? Wer so argumentiert, verliert aus den Augen, dass die Autoindustrie trotz aller Skandale der vergangenen Jahre unterm Strich eine entscheidende Stütze der deutschen Wirtschaft ist."