14. November 2023
Die Wirtschaftspresseschau

Ein Thema in den Wirtschaftskommentaren sind die Vorwürfe gegen BMW. Medienrecherchen zufolge verletzt ein Rohstofflieferant des Unternehmens in Marokko Umwelt- und Arbeitsstandards.

Der BMW-Vierzylinder, das Hauptverwaltungsgebäude und Wahrzeichen des Fahrzeugherstellers BMW in München bei Nacht mit dem leuchtenden Logo des Autobauers.
Der deutsche Autobauer BMW - hier sein Hauptverwaltungsgebäude in München - bezieht 20 Prozent seines Kobaltbedarfs aus Bou Azzer in Marokko. (picture alliance / Caro / Bastian)
Die WIRTSCHAFTSWOCHE schreibt dazu:
"Ausgerechnet BMW also wird nun vielleicht zum ersten prominenten Fall für die Anwendung des Lieferkettengesetzes. Für den Konzern ist das bitter. Für alle anderen aber zeigt es, dass es bei Streitigkeiten wie diesen letztlich gar nicht nur um Verfehlungen einzelner Unternehmen geht. Sondern um die Lebenslügen unserer Wirtschaft insgesamt. Die ist seit jeher vereint in einer großen Scheinheiligkeit, in der sie an das direkte eigene Tun hohe ethische Standards ansetzt. Je weiter weg von den Vorstandsbüros jedoch eine Leistung erbracht wird, desto ungenauer wird der Blick. Spätestens beim Zulieferer des Zulieferers endet er meist ganz. BMW mag Teile seines Bedarfs auch aus Australien beziehen – doch die Reserven dort sind schon für die aktuellen Verkaufsmengen zu klein. Deshalb ist jedes Unrecht, das in einer Mine in Marokko, Indonesien oder im Kongo begangen wird, so zu behandeln wie ein Gesetzesverstoß auf einem Schlachthof in Ostwestfalen: als unser Problem."
Die MITTELDEUTSCHE ZEITUNG aus Halle führt an:
"Bei dem für E-Autos wichtigen Kobalt etwa kommen zwei von drei weltweit geförderten Tonnen aus dem Kongo, von wo es schon lange Berichte über Landraub, Kinderarbeit oder Umweltschäden gibt. Mit Inkrafttreten des Lieferkettengesetzes haben viele deutsche Unternehmen den Bezug von Kobalt aus dem afrikanischen Land deshalb eingestellt. Doch war die Hoffnung auf vermeintliche Alternativen wie Marokko wohl trügerisch. Viel mehr Lieferanten gibt es aber nicht, vor allem, wenn auch politisch unbequeme Staaten wie Russland oder China aussortiert werden. Australien und Kanada allein werden den Bedarf kaum decken können."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG kommentiert die Schieflage des Immobilienunternehmens Signa:
"Im Grundsatz geht es um die Frage, wann sich der Staat helfend einmischen soll. Im Fall von Signa hat er Gruppeninteressen bedient, volkswirtschaftlich hingegen versagt. Wenn der Staat privaten Unternehmen überhaupt unter die Arme greift, sollten sie zumindest gesamtgesellschaftlich bedeutend sein. Aber Warenhäuser sind nicht das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Deren beste Zeit ist angesichts des florierenden elektronischen Handels passé. Dieser Fall beweist wieder einmal, dass auch öffentliche Hilfen einem unwirtschaftlichen Geschäftsmodell keine Überlebensperspektive sichern können."