15. Dezember 2023
Die Wirtschaftspresseschau

Kommentiert wird unter anderem die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, den Leitzins unverändert bei 4,5 Prozent zu belassen.

Ein Schild mit der Aufschrift "European Central Bank", im Hintergrund das Gebäude der EZB in Frankfurt/Main.
Die Kommentare äußern sich u.a. zur jüngsten geldpolitischen Entscheidung der Europäischen Zentralbank (Archivbild). (picture alliance / Flashpic / Jens Krick)
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG erläutert:
"Die Prognosen der EZB sehen für das kommende Jahr eine nur langsame Beschleunigung des Wirtschaftswachstums in der Eurozone auf 0,8 Prozent und einen Rückgang der Inflationsrate auf 2,7 Prozent vor. Damit bliebe die Rate der Geldentwertung auch im kommenden Jahr über der Zielmarke von 2 Prozent. Vieles spricht dafür, den Leitzins in der Eurozone da zu lassen, wo er sich gerade befindet und die weitere Entwicklung in Ruhe abzuwarten. In solchen Zeiten hat es keinen Sinn, an vorgefertigten Positionen um jeden Preis festzuhalten."
Der KÖLNER STADT-ANZEIGER bemerkt zu EZB-Präsidentin Lagarde:
"Die oberste Notenbankerin der Euro-Zone hat gar keine andere Wahl, als zu bekräftigen, dass die Zinsen hoch bleiben. Das hat inzwischen weniger mit den ökonomischen Fakten, sondern viel mit Reputationsmanagement zu tun. Lagarde muss das Vertrauen der Akteure an den Finanzmärkten zurückgewinnen, nachdem sie vor gut anderthalb Jahren zu spät mit Zinserhöhungen begonnen hatte. Sie hat damit nicht nur der EZB geschadet, sondern auch beträchtliche Wohlstandsverluste provoziert, die allein für Deutschland in der Größenordnung von 15 Milliarden Euro liegen dürften."
Zwei Schlussfolgerungen lassen sich nach dieser Woche der Notenbanken ziehen, schreibt das HANDELSBLATT:
"Der rasante Anstieg der Leitzinsen dürfte definitiv vorüber sein. Und nicht nur die Fed, auch die EZB, könnte die Zinsen schneller senken als derzeit von vielen Volkswirten erwartet. Für die Finanzmärkte, die Staatsfinanzen, die Unternehmen und den krisengeplagten Immobiliensektor wäre das eine gute Nachricht."
Die TAGESZEITUNG äußert sich zur Einigung des Europaparlaments und der EU-Staaten auf ein Lieferkettengesetz:
"Unternehmen sind künftig verpflichtet, die sozialen und ökologischen Rechte der Beschäftigten ihrer Lieferanten in aller Welt zu berücksichtigen. Das gilt ebenso für die Anwohner:innen der Zulieferfabriken und ihre Rechte auf Land und saubere Umwelt. Ein rein freiwilliges Engagement reicht nicht mehr."
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU unterstreicht:
"Der stärkste Wirtschaftsraum der Welt nimmt seine größeren Firmen in die Pflicht: Mit Profiten auf Kosten von Menschenrechten soll Schluss sein. Auch wenn sich zivilgesellschaftliche Akteure eine weiterreichende Verordnung gewünscht hätten, der Kompromiss ist ein Schritt hin dazu, die globale Wirtschaft fairer zu gestalten. Die Einigung muss noch vom EU-Parlament und den Staaten bestätigt werden. Berlin sollte sich nicht querstellen."