
Das HANDELSBLATT aus Düsseldorf nennt den Imageschaden riesig:
"Erstens, das Vertrauen in chinesische Immobilienwerte leidet weiter, zumal es unsicherer denn je ist, ob Evergrande seine angefangenen Bauprojekte und zugesicherten Immobilien fertigstellen kann. Nach Schätzungen stecken rund drei Viertel chinesischer Privatvermögen im Betongold. Manche Familien sind regelrecht mit ihrem Geld in Beton geflüchtet. Das wiederum wird ihre Konsumlaune weiter schwächen – und sät Zweifel am Wachstumsversprechen der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Hongkongs Urteilspruch ist zudem nur der Auftakt einer langen Verunsicherung – in Zeiten, da China sich eigentlich wieder als stabilen Anker im Puzzle der Lieferketten und gegenseitigen Abhängigkeiten darstellen will."
Die STUTTGARTER ZEITUNG findet, dass es für eine Schadenminimierung zu spät ist:
"Die einzige Wahl, vor der Pekings Parteiführung nun steht, ist die Art und Weise der Gesundung. Entweder verordnet sie der kränkelnden Immobilienbranche eine kurze, aber schmerzhafte Schocktherapie. Oder sie lässt den Patienten langsam vor sich hinsiechen und schließlich heilen. Wer mit der Mentalität im Regierungsviertel vertraut ist, der hat nicht den geringsten Zweifel daran, dass sich Peking für letztere Variante entscheiden wird. Denn nichts fürchtet die Regierung mehr als gesellschaftliche Instabilität."
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG meint, dass die Auflösung auch Auswirkungen auf Deutschland haben könnte:
"Analysten rechnen zwar nicht mit einer globalen Finanzkrise – aber ein Einbruch der chinesischen Wirtschaft würde auch für deutsche Firmen teuer werden. Evergrande ist mit 333 Milliarden Dollar eine der am höchsten verschuldeten Firmen der Welt. Zum Vergleich: Griechenlands Bruttoinlandsprodukt ist ein Drittel kleiner."
Der öffentliche Personennahverkehr wird am kommenden Freitag nahezu bundesweit bestreikt. Die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG prognostiziert, dass es für Fahrgäste ungemütlich wird:
"Haben sie gerade aufgeatmet, weil der Streik der Lokführergewerkschaft GDL beendet ist, müssen sie sich nun auf Arbeitskämpfe im Nahverkehr einstellen. Forderungen nach einer angemessenen Entlohnung der Bus- und U-Bahn-Fahrer sind verständlich. Doch Streiks sollten das letzte Mittel bleiben. Sonst droht bei den Menschen hängen zu bleiben, dass Bahn und Bus nicht mehr ausreichend verlässlich sind. Das ist mit Blick auf die dringend notwendige Verkehrswende gefährlich. Das liegt nicht nur an den Streiks. Das Bahnnetz ist in einem desaströsen Zustand. Und der Nahverkehr ist in Deutschland nicht ausreichend ausgebaut - nun kommen auch noch die immer schärfer geführten Tarifkonflikte hinzu."