
Die WIRTSCHAFTSWOCHE stellt fest:
"Mehr und mehr setzt sich die Einsicht durch, dass dem Umwelt- und Klimaschutz nicht gedient ist, wenn Wertschöpfung und Wohlstand in Europa langfristig wegbrechen. Die industrielle Transformation lässt sich nur mit leistungsfähigen und international kompetitiven Volkswirtschaften finanzieren. Natürlich ist die Antwerpener Deklaration auch industrieller Lobbyismus. Natürlich haben die Unternehmen dabei auch ihre eigenen Geschäfte im Blick. Und natürlich spielt auch das Schielen auf zusätzliche staatliche Subventionen eine Rolle. Gleichwohl ist dieser Vorstoß, gute Rahmenbedingungen für die Wirtschaft politisch zu institutionalisieren, das richtige Signal zur richtigen Zeit. Die globale Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie muss endlich zur politischen Chefsache werden. Nicht nur in den Nationalstaaten, sondern auch in Brüssel."
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG nennt die Erklärung eine "freundlich formulierte Erpressung":
"Gebt uns mehr Geld und senkt regulatorische Auflagen, oder wir sind weg und hinterlassen euch die Arbeitslosen. Es wäre falsch, dem einfach zu erliegen, denn schon stehen alle möglichen Branchen Schlange und verlangen neue Subventionen. Als könnten jene Industriekonzerne, die viele Milliarden Euro an ihre Eigentümer auskehren, nicht selbst endlich mehr in die Transformation investieren und damit Verantwortung für die Versäumnisse der Billiggas-aus-Russland-Ära übernehmen. Dennoch ist es richtig, die Forderungen ernst zu nehmen. Denn mehr EU-Gelder braucht es tatsächlich. Ohne die wird der Wandel zur Klimaneutralität nicht schnell genug gelingen."
Das HANDELSBLATT geht auf die wirtschaftliche Lage Deutschlands und die Verantwortung der Bundesregierung ein:
"Die Ampel kann nun lamentieren, dass sich die Probleme schon lange vor ihrem Start aufgebaut haben. Das stimmt, wird der Koalition am Ende aber wenig helfen. Es ist jetzt ihre Wirtschaftskrise, sie muss sie lösen. Ähnlich wie die rot-grüne Regierung unter Gerhard Schröder, die auch viele Probleme geerbt hatte, und dann mit der Agenda 2010 reagierte. Die Frage ist, ob die Ampel, ob insbesondere Kanzler Scholz noch die Kraft für einen solchen Agenda-Moment aufbringen kann. Bisher wirkt es nicht so. Während Habeck und Finanzminister Christian Lindner mittlerweile erste Maßnahmen zur wirtschaftlichen Belebung vorschlagen, rätselt man bei Scholz noch, wie groß Problembewusstsein und Handlungsbereitschaft sind."