Donnerstag, 16. Mai 2024

29. April 2024
Die Wirtschaftspresseschau

Der finanziell angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof schließt Ende August 16 seiner 92 Filialen. Das gab der Insolvenzverwalter am Wochenende bekannt.

29.04.2024
Das Gebäude einer Filiale der Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof steht in der Breite Straße in der Kölner Innenstadt.
Diese Filiale von Galeria Karstadt Kaufhof in der Breite Straße in der Kölner Innenstadt wird auch geschlossen. (picture alliance / dpa / Henning Kaiser)
Dazu schreibt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG:
"Die designierten Eigentümer des Unternehmens, der in der Schweiz lebende Deutsche Bernd Beetz und der Amerikaner Richard Baker, müssen jetzt beweisen, dass ihren Worten auch Taten folgen. Vor allem Baker hat viel Erfahrung im Warenhaus-Geschäft; Beetz wiederum bekundete vor drei Wochen, als die Übernahme bekannt wurde, seine 'Liebe zum Kaufhaus'. Das klingt besser als beim Österreicher Benko, dessen Liebe eher den hohen Mieten galt, die er seinen Kaufhäusern abverlangte. Eine Zukunft hat Galeria Karstadt Kaufhof nur dann, wenn es sich von einem Immobilienkonzern mit angegliederter Kaufhaus-Sparte wieder zu einem echten Handelsunternehmen wandelt."
Die Zeitung RHEINPFALZ aus Ludwigshafen zeigt sich überzeugt:
"Der Kaufhaus-Konzern Galeria Karstadt Kaufhof hat mit der Schließung weiterer Filialen das Kernproblem nicht gelöst. Es fehlt ein griffiges Konzept. Um die hohen Mieten bezahlen zu können, muss ein Geschäft sehr gut laufen. Vielen Kaufhäusern indes fehlt ein Alleinstellungsmerkmal, um sich gegen Spezialisten zu behaupten und gut zu verdienen."
Die Zeitung FREIE PRESSE aus Chemnitz fragt sich:
"Was macht künftig lebendige Innenstädte aus? Einkaufsmöglichkeiten bleiben wichtig. Ihre Bedeutung nimmt aber ab, gerade bei jüngeren Menschen, die im Zweifel eh im Internet einkaufen. Was steigt, sind Aspekte wie Stadtgrün, Gastronomie, Sauberkeit und Exklusivität. Vielleicht ist der Rückzug von Galeria Kaufhof ja die Chance, die Zukunft des Glashauses noch einmal ganz neu zu denken."
Ähnlich argumentiert AUGSBURGER ALLGEMEINE:
"Ohne eine Anpassung an die stark gestiegenen Ansprüche der Kundschaft droht eine Entwicklung, wie man sie heute schon in den USA beobachten kann: Außerhalb des Luxussegments fordert der Onlinehandel ein massives Ladensterben. Die Kunden verhalten sich schlicht ökonomisch, wenn sie das gleiche Angebot des stationären Handels online günstiger und oft bequemer erhalten."
Seit einem Jahr gibt es das Deutschlandticket. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG zieht Bilanz:
"Angesichts des fast schon ruinös niedrigen Preises nutzen noch viel zu wenige Menschen das Deutschlandticket. 49 Euro im Monat für ein Abo-Modell, das die Kunden monatlich kündigen können, ist spottbillig. Für einen echten Erfolg des Deutschlandtickets ist es aber unerlässlich, dass die Nutzerzahlen weiter steigen, denn acht Prozent Neukunden sind zu wenig. Um wirtschaftlich ohne Zuschuss tragfähig zu sein, müssten es 20 Prozent sein, um die Ziele für den Klimaschutz zu erreichen, sogar 30 Prozent. Einen solchen Zuwachs in kurzer Zeit hat es noch nie gegeben."