Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG schreibt: "Ob gewollt oder ungewollt, die amerikanischen Strafzölle richten sich auch gegen das Welthandelssystem. Das Signal, das Biden an die befreundeten westlichen Handelspartner aussendet, ist: Jeder für sich! Falls die Europäer darauf mit noch höheren Strafzöllen gegen China reagieren und ihre eigenen Verbraucher schädigen, gerät das auf Freihandel angelegte Welthandelssystem noch mehr aus den Fugen."
DIE GLOCKE aus Oelde meint dagegen: "Ein drastischer, aber richtiger Schritt. Nun ist Europa am Zug. Gestern gaben sich Politik und Industrie noch ausgesprochen zurückhaltend. Es geht um den fairen Wettbewerb. Diese Fairness lässt China seit vielen Jahren vermissen. Eine ausufernde, maßlose Subventionspolitik kennt keine Rücksichtnahme. Nun gilt es, die westliche Industrie zu schützen."
Die TAGESZEITUNG kommentiert: "Nach jahrzehntelangem China-Boom droht insbesondere dem stark mit Fernost verflochtenen Deutschland der China-Schock. Bei Maschinen, Chemikalien und Elektrik sind chinesische Exporteure auf dem Weltmarkt nun schon erfolgreicher als deutsche. Eines der wenig zimperlichen Pekinger Vorgehensmuster zeigt sich derzeit im Solarsektor: Hier fluten von der KP gepäppelte Firmen Europa mit Dumpingpreisen – hiesige Firmen gehen reihenweise in die Knie. Bei E-Autos stoßen staatliche chinesische Hersteller in die von den europäischen Marken gelassenen Lücken."
Die MEDIENGRUPPE BAYERN, zu der die PASSAUER NEUE PRESSE gehört, notiert: "Branchenkenner sehen für chinesische Autobauer bei Elektrokleinwagen einen Kostenvorteil von 10.000 Euro. Da kann kein europäischer Konkurrent mithalten. Ob jetzt Zölle die richtige Antwort sind, ist abzuwägen. Was die EU bisher liefert, ist aber eine Nicht-Antwort. Sie hat seit Monaten eine Untersuchung über unfaire chinesische Handelspraktiken in der E-Auto-Branche laufen – und wird noch viele weitere Monate prüfen."
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG folgert: "Zwischen den zwei Machtlagern hat jetzt ein Handelskonflikt begonnen, dem sich der Rest der Welt nicht entziehen kann. Für die Europäische Union schlägt jetzt die Stunde der Wahrheit. Mehr noch als die USA sind die Europäer Opfer der chinesischen Handelsbrutalität. Nach den EU-Wahlen werden Kommission und Mitgliedsstaaten ihre Antwort geben müssen. Joe Biden hat ihnen gerade den Entwurf diktiert."