10. Juni 2024
Die Wirtschaftspresseschau

Theodor Weimer, der Chef der Deutschen Börse, hat vor bayerischen Unternehmenschefs eine Wutrede auf die Ampelkoalition gehalten.

Der Schriftzug Deutsche Börse AG ist an der Fassade des Gebäudes zu lesen.
Die Deutsche Börse in Frankfurt am Main. (picture alliance / dpa / Jörg Halisch)
Dazu schreibt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG:
"Wie schlimm muss es um den Standort Deutschland stehen, wenn ein angesehener Dax-Chef wie Theodor Weimer derart die Fassung verliert und sich offenbar mittels einer Wutrede Luft verschaffen muss? Mit dieser Lesart verbreitete sich kurz vor der Europawahl ein Video im Netz, in dem der Chef der Deutschen Börse zu einem Rundumschlag ausholte: gegen die Ampel (von "Fundamentalisten" dominiert), gegen die Bürokratie (alles "bekloppt"), gegen Brüssel und überhaupt: Ökonomisch gesprochen sei Deutschland auf dem Weg zum Entwicklungsland. Das Video der Veranstaltung beim Wirtschaftsbeirat Bayern ist auf vielen Ebenen verstörend. Ein Manager darf politisch Stellung beziehen. Aber wenn schon Klartext, dann sollte er bitte über Polemik und Halbwahrheiten hinausgehen."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG blickt auf die Wirtschaftslage in Deutschland:
"In Deutschland gehen die Lichter aus. Dieser Eindruck drängt sich auf, wenn man die Standortdebatte der zurückliegenden Monate verfolgt hat. Und es stimmt ja auch: Die Wirtschaft wächst nicht mehr, Unternehmen investieren anderswo, Brücken bröckeln und das Bahnnetz ist in einem 'bemitleidenswerten Zustand', wie der zuständige Konzernvorstand selbst einräumt. Dennoch hat die Standortdebatte eine Schlagseite, die der Sache nicht guttut und dauerhafter Besserung im Weg steht. Das Problem fängt mit der frühkindlichen Bildung an und mündet darin, dass fast jeder dritte Ausbildungsvertrag vor dem Abschluss aufgelöst wird. Es ist bequemer, diese Themen nicht anzugehen. Aber es muss sein, und zwar schnell. Wo sonst sollen die bis zu 500.000 Pflegekräfte herkommen, die in zehn Jahren voraussichtlich fehlen werden? Wer soll die knapp 13 Millionen Babyboomer ersetzen, die in Rente gehen werden? Wenn diese Dringlichkeit nicht erkannt wird, dann drohen in Deutschland die Lichter weniger hell zu leuchten."
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU blickt auf die Debatte über den Haushalt:
"Am Wochenende griff Bundesfinanzminister Lindner den Koalitionspartner SPD direkt an. Für Steuererhöhungen und ein Aufweichen der Schuldenbremse müssten sich die Sozialdemokraten Mehrheiten jenseits der FDP suchen, so der Chef der Liberalen. Lindner kann in zwei Punkten zugestimmt werden: Steuererhöhungen passen angesichts der labilen Wirtschaftslage nicht in die Zeit. Auch eine Priorisierung der Ausgaben ist angebracht. Das darf angesichts der geopolitischen Lage aber nicht übertrieben werden, indem Lindner starrsinnig an der Schuldenbremse festhält."